Schwerpunktthema
GENTECHNOLOGIE Gespräch mit der Gentechnikerin Stichworte: Was wünschen Sie sich am meisten? SCHRÖDER: Am meisten wünsche ich mir, mehr Zeit zu haben für meine
Arbeit. Der Wissenschaftler, der mit Leidenschaft forscht, wünscht sich,
dass er sich voll auf seine Arbeit konzentrieren kann. Und das ist aber
nicht möglich, weil wir viele andere Dinge nebenher machen müssen, wie:
Finanzierung, Management, Lehre. Es sind viele Dinge, die auch wichtig
sind aber die nehmen uns natürlich viel Zeit weg, von dem, was wir
wirklich machen wollen.
"Gentechnik ist nicht so eine Frage der Ethik" Überlegen Sie sich auch die ethischen Konsequenzen Ihrer Tätigkeit? SCHRÖDER: Selbstverständlich. Damit sind wir täglich beschäftigt.
Aber ich möchte eines richtig stellen: Gentechnik ist nicht so eine Frage
der Ethik. Schafft die Gentechnik nicht die Grundlagen der ReproduktionsTechnologie? SCHRÖDER: Nur teilweise. Die Reproduktionstechnologie, die momentan geforscht wird und ausgearbeitet wird, beinhaltet nicht die Gentechnik. Die Gentechnik ist die Veränderung der Gene direkt. Man verwechselt auch die Gentechnik mit der genetischen Untersuchung
auf genetische Defekte. Die PCR Technologie, die Pränataldiagnose, das
sind andere Dinge. Die werden natürlich mit gentechnischen Methoden
untersucht, beinhalten aber nicht die Gentechnik selbst. Warum Konzentriert sich die Wissenschaft auf Embryonen und nicht auf adulte Stammzellen? SCHRÖDER: Dazu bin ich nicht kompetent genug, das zu beantworten. Ich
glaube auch nicht, dass die Wissenschaft sich darauf konzentriert. "Den Menschen wird man nie entschlüsseln" Wann hat man den Menschen entschlüsselt? SCHRÖDER: Den Menschen wird man, glaube ich nie entschlüsseln. Die DNA-Sequenz wird bekannt sein, wahrscheinlich in zehn Jahren auch ganz geordnet, aber damit verstehen wir noch nicht, was die Sequenz bedeutet. Wir müssen dann alle Gene finden, die Funktion aller Gene kennen lernen, und dann wenn wir die Funktionen aller Gene wissen, dann müssen wir anfangen, über die Wechselwirkung der einzelnen Genprodukte nachzudenken. Um zu verstehen, was macht Genprodukt 1, wenn Genprodukt 2 verändert
wird? "Was sich nicht verändert ist tot" Ist der perfekt geklonte Mensch eine Utopie? SCHRÖDER: Selbstverständlich. Der perfekt geklonte Mensch ist meiner
Meinung nach kein wirkliches Lebewesen. Und vor allem, es treten immer wieder Veränderungen auf. Man soll
nicht vergessen, dass bei jeder Reproduktion Fehler passieren. Und nicht
nur Fehler, die sich schlecht auswirken sondern auch Fehler, die sich gut
auswirken. Nur bezeichnen wir sie dann nicht als Fehler. Aber die
Veränderung wird immer da sein. Bringt die Zukunft das Designerbaby? SCHRÖDER: Designer Babys sind sicher keine wünschenswerte Entwicklung,
ich glaube auch nicht, dass es dazu kommen wird. Es wird aber sicherlich
zu einer vermehrten Auswahl von Eigenschaften kommen, wenn es um
genetische Krankheiten geht. Wenn ein Paar weiß, dass sein Kind mit 50 -
60%-iger Wahrscheinlichkeit mit einem bestimmten Schaden auf die Welt
kommen kann, so wird es durch die Pränataldiagnose sicher so sein, dass
es sich das gesunde Baby aussuchen wird. Ich glaub, diese Entwicklung ist
nicht aufzuhalten. Das finde ich teilweise auch vernünftig. Warum trachtet der Mensch nach dem Perfektem? SCHRÖDER: Ich glaube, der Wunsch nach dem Perfekten kommt sicher aus
der Religion. Wie ist es dann mit dem gesellschaftlichen Umgang mit dem Unperfektem? SCHRÖDER: Das ist absolut der Kern des gesellschaftlichen Problems. Wie
wird der Mensch mit dem umgehen, das nicht perfekt ist? Das Problem haben
wir ja schon heutzutage, wenn wir gegen Ausländer sind, weil sie etwas
anders sind. Link:
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Letztes Update dieser Seite am 19.02.2001 um 13:03
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