Mitteleuropäischer Katholikentag

Bosnien-Herzegowina

Fläche: 51.129 km2

Einwohner: 4,060,000

Hauptstadt: Sarajevo

Bischof der Hauptstadt: Vinko Kardinal Puljic

Kathedrale der Hauptstadt: Herz-Jesu-Dom

Konfessionen: 40% Moslems, 31% Orthodoxe, 15% Katholiken, 4% Protestanten, 10% Andere

Landespatrone: Prophet Elias, Hl.Georg

Vorsitzender der Bischofskonferenz: Franjo Komarica, Bischof von Banja Luka

Kirchenstruktur: 1 Erzdiözese, 3 Diözesen

 

 

Die Wurzeln des Christentums reichen in Bosnien-Herzegowina in frühchristliche Zeit zurück. Für die weitere Entwicklung des Landes war es bedeutsam, dass die Grenze der Einflusssphären von Rom und Konstantinopel mitten durch das Land ging. Im Mittelalter war Bosnien ein Zentrum der neo-gnostischen und neo-manichäischen Bewegung der „Bogomilen“. Deren Anhänger von einem starken Leib-Seele-Dualismus ausgingen und hofften durch Askese und Weltabgewandtheit nach dem Tod mit Gott vereint zu werden. Die Bewegung der Bogumilen (der Name geht auf den Gründer der Bewegung, den bulgarischen Popen Bogomil zurück) kam von Bulgarien aus nach Bosnien und wurde von der katholischen Kirche als Ketzer verfolgt. Ab 1221 gingen auf Geheiß des Papstes Dominikaner als Inquisitoren und Missionare gegen die Bogumilen vor. Auch von Ungarn (das vom 12. bis ins 14. Jahrhundert in Bosnien herrschte) und von den bosnischen Königen des 14. und 15. Jahrhunderts wurden die Bogumilen verfolgt.

„Bosnische Kirche“

Zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert spielte die „Bosnische Kirche“ eine wichtige Rolle im Land. Vermutlich ging die Kirche aus der Bogumilenbewegung hervor, mit der sie ihre dualistische Lehre und ihre ablehnende Haltung gegenüber dem Papsttum teilte. Anders als die Bogumilen vertraten die Mitglieder der Bosnischen Kirche, die seitens der römisch-katholischen Kirche ebenfalls der Ketzerei bezichtigt wurde, aber nicht die strengen Grundsätze der Askese und lehnten auch nicht jede Form der Hierarchie ab. Mit der Eroberung des Landes durch die Osmanen (1463) endete auch die Geschichte der Bosnischen Kirche.

Eine Brücke als Symbol

Die Osmanische Herrschaft veränderte Bosnien-Herzegowina entscheidend. Stellten Mitte des 15. Jahrhunderts die Katholiken, vor allem dank des Missionseinsatzes des Franziskanerordens, die größte religiöse Gruppe des Landes, so waren es rund 200 Jahre später die Muslime. Wobei die Zahl der Christen nicht nur durch Religionswechsel zurückging. Nachdem 1697 ein österreichisches Heer bei Sarajewo den Osmanen unterlegen war, schlossen sich zahlreiche Katholiken aus Bosnien dem österreichischen Rückzug an. Vor allem in der relativ friedlichen Zeit des 16. und 17. Jahrhunderts erlebte Bosnien unter den osmanischen Herrschern eine kulturelle Hochblüte. Zahlreiche bemerkenswerte Bauwerke entstanden zu dieser Zeit, deren beeindruckendstes die „Alte Brücke“ bei Mostar war (1566 erbaut, 1993 zerstört, derzeit wird am Wiederaufbau gearbeitet). Die einem Halbmond ähnelnde Form sollte einen Brückenschlag zwischen christlicher und der muslimischer Religion symbolisieren.

Aufkeimender Nationalismus

Im 18. und 19. Jahrhundert kam es zum Niedergang des osmanischen Reiches und zur zunehmenden Entfremdung zwischen Türken und bosnischen Muslimen. Zugleich breitete sich auch in Bosnien verstärkt der Nationalismus des 19. Jahrhunderts aus. Wobei die Religionszugehörigkeit zum entscheidenden Kriterium der neugeforderten Nationalstaatlichkeit wurde. Während sich die katholischen Christen verstärkt als Kroaten empfanden, sahen sich die orthodoxen immer mehr als Serben. Einzig die muslimischen Bewohner des Landes blieben insofern von dieser Entwicklung eher verschont, als sie sich meist als Teil eines übernationalen Osmanischen Reiches empfanden.

Österreichisch-ungarische Okkupation

Nach einem Aufstand der nichtmuslimischen Bevölkerung (1875/76) gingen die osmanischen Herrscher mit großer Härte gegen die Bosnier vor, was Serbien und Montenegro dazu veranlasste dem türkischen Reich den Krieg zu erklären. 1877 kam es zum russisch-türkischen Krieg (Russland strebte damals die Vereinigung aller slawischen Völker unter russischer Führung an), der zu großen Erfolgen des russischen Heeres führte. Das auf den Niedergang des Osmanischen Reiches folgende Machtvakuum am Balkan führte zur Okkupation Bosnien und Herzegowinas durch Österreich-Ungarn (1878). Bosnische Muslime und Serben leisteten den österreichischen Heeren erbitterten Widerstand, wurden letztlich aber besiegt. Das Land war in Folge militärisch und administrativ von Österreich-Ungarn okkupiert, blieb aber juristisch Teil des Osmanischen Reiches, bis die Habsburgermonarchie Bosnien annektierte (1908). Unter den bosnischen Serben gab es damals eine starke Gruppe, die den Anschluss des Landes an Serbien befürwortete. Dieser Bewegung gehörte auch  Gavrilo Princip an, der am 28. Juni 1914 den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajevo ermordete und damit indirekt den Ersten Weltkrieg auslöste.

Weltkriege am Balkan

Während Österreich-Ungarn und das Osmanische Reich in Folge des Weltkrieges zerfielen gehörte Serbien zu den Kriegsgewinnern. 1918 bis 1941 war Bosnien-Herzegowina Teil des „Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen“. Der neue Staat fiel im April 1941 der Invasion durch Nazi-Deutschland zum Opfer. Die Bruchlinien des Zweiten Weltkriegs verliefen quer durch die Bevölkerung Bosnien-Herzegowinas. Während die kroatische Ustascha-Bewegung Deutschland unterstütze, kämpften die serbischen Tschetniks an der Seite der Alliierten. Viele Muslime sympathisierten zunächst mit den Kroaten. Im Laufe des Krieges wurde Bosnien aber ein Zentrum des Widerstandes gegen die jugoslawische Besetzung durch die deutschen Truppen.

Jugoslawien

Da man nach dem Zweiten Weltkrieg seitens der kommunistischen Führung die nationalen Gegensätze im neuen Staat „Jugoslawien“ zunehmend überwinden wollte, wurde Bosnien-Herzegowina nicht zwischen Serben und Kroaten aufgeteilt, sondern wurde zur eigenen Teilrepublik. In Bosnien musste in den folgenden Jahren besonders die Kirche unter dem Regime des früheren Partisanenführers Josip Broz („Tito“) leiden.

Bosnien-Krieg

Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Jugoslawiens kamen auch Bosnien-Herzegowina die existierenden ethnischen Spannungen mit aller Macht zum Vorschein. In Folge der Unabhängigkeitsbestrebungen in Slowenien und Kroatien kam es auch in Bosnien verstärkt zu Autonomieforderungen die letztlich in den Bosnien-Krieg mündeten, unter dessen Folgen auch die katholische Kirche schwer zu tragen hat (Mehr als die Hälfte der Katholiken wurde aus dem Land vertrieben; 60 Prozent der Kirchen und kirchlichen Gebäude wurden zerstört.)

Kriegsfolgen

Auch mit dem Ende des Krieges blieb die Situation in Bosnien problematisch. Das aus zwei „Entitäten“ - bosniakisch-kroatische Föderation und Republika Srpska - bestehende Land lebt derzeit als eine Art Klientenstaat unter internationaler Kontrolle in einem prekären Frieden. Die Frage der Rückkehr der Vertriebenen ist nach wie vor ungelöst. Die Wirtschaft ist nach den kriegerischen Auseinandersetzungen der neunziger Jahre zerstört, die meisten jungen Menschen wollen emigrieren.

 

 

 

 

 
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