News 01. 10. 2001

Ratzinger: Nicht von kultureller Überlegenheit sprechen

Der deutsche Kurienkardinal Joseph Ratzinger nahm indirekt zu den umstrittenen Aussagen des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi Stellung. Beim Vergleich verschiedener Kulturen sollte man nicht von "Überlegenheit" sprechen, so Ratzinger.

Berlusconi hatte vor einigen Tagen für internationale Aufregung gesorgt, als er von der "Überlegenheit" der westlichen Zivilisation gegenüber dem Islam gesprochen hatte. Kardinal Ratzinger hat nun in einem Interview mit der Tageszeitung "La Repubblica" indirekt zu den Äußerungen Berlusconis Stellung genommen. Überlegenheit sei nicht das richtige Wort, da sich der sozio-kulturelle Wert der Gesellschaften im Laufe der Geschichte ändere, so der Kardinal.

Jahr 1000 Einfluss

Bei allen Religionen verändern sich die kulturellen Ausdrucksformen. So habe die islamische Kultur bis zum Jahr 1000 einen großen Einfluss auf weite Teile des Abendlandes ausgeübt und sei in vielen Bereichen führend gewesen, wie etwa in der Mathematik, Medizin, Architektur, den Naturwissenschaften oder der Kunst. Im zweiten Jahrtausend sei dieser Einfluss zurückgegangen und der Westen haben eine Aufstieg erlebt. Heute sei es aber bei den vielen verschiedenen kulturellen Ausdrucksformen eine, als bestimmend zu bezeichnen.