News 02. 10. 2001

Schüssel: Religions-Standards sind nicht selbstverständlich

Wenn es um die Religionsfreiheit gehe, gebe es in Österreich Standards, die international überhaupt nicht selbstverständlich seien. So sei zum Beispiel der Religionsunterricht in Österreich für die staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften nicht nur frei, sondern werde auch vom Staat finanziert, sagte am Montag Bundeskanzler Wolfgang Schüssel bei einer ÖVP-Veranstaltung mit dem Titel "Wiener Dialog der Religionen".

In Österreich seien Dinge möglich, die in manchen anderen Staaten nicht selbstverständlich seien. Österreich zeige in einem modernen, offenen Staat, in dem jeder seine Weltanschauung und sein Wertefundament haben könne, vor, was Toleranz bedeute. Im Wissen um diese mögliche Toleranz müsse man auch dafür eintreten, dass auch anderswo Toleranz gelebt werde, so Schüssel laut ÖVP-Pressedienst.

Dialog ist "nicht hoch genug einzuschätzen"

Der Dialog zwischen Islam, Christentum und Judentum sei ein Wiener Beitrag zu einer notwendigen Diskussion, "der gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann", sagte Schüssel, der den Vertretern der Glaubensgemeinschaften für ihre Teilnahme an diesem Dialog dankte.

Hilfe für Flüchtlinge ist christliches wie islamisches Gebot

Wenn jemand nach Österreich komme, der wirklich Not leide und ein Flüchtling im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention sei, werde man ihm wie bisher helfen, so wie es die Bibel für einen Menschen fordere, der Herberge, Verpflegung oder Kleidung brauche. Das sei nicht nur ein christliches, sondern auch ein islamisches Gebot und werde von der Israelitischen Glaubensgemeinschaft genau so gesehen, stellte der Bundeskanzler die diesbezügliche gemeinsame Verantwortung der Religionen klar.

Politische Ziele unter dem Deckmantel von Religionen

Man müsse im Interesse der Menschen und der Religionen unterscheiden lernen, zwischen jenen, die unter dem Deckmantel von Religionen ganz andere politische Ziele verfolgten und jenen, denen es wirklich um die Religion gehe, forderte der Bundeskanzler und stellte klar, dass Terroristen nicht eine religiöse Idee durchsetzen, sondern zerstören und Angst machen wollten. Eine andere Unterscheidung müsse aber nicht neu entdeckt werden: Verurteilte Verbrecher oder Personen, die in irgendeiner Weise in terroristische Netzwerke verstrickt sei- en, "sind keine Flüchtlinge". Das sage nicht nur die Genfer Flüchtlingskonvention, das habe auch der UNO-Sicherheitsrat in einer nicht

zu überbietenden Klarheit klar gestellt. "Da brauchen wir keine Zurufe, das ist geltendes Recht", betonte der Bundeskanzler, offenkundig an die Adresse des Kärntner Landeshauptmanns gerichtet.

Prominente Teilnehmer der Dialog-Veranstaltung

An der Veranstaltung nahmen Vertreter zahlreicher Glaubensgemeinschaften teil: Anas Schakfeh von der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Pfarrer Niko-

lae Dura von der Rumänisch-Orthodoxen Kirche, Dompfarrer Toni Faber von der ka-

tholischen Kirche und Pfarrerin Christine Hubka von der Evangelischen

Kirche. Der Bundeskanzler dankte vor allem Anas Schakfeh für seine Aussagen zur Rolle des Islam in der österreichischen Verfassungswirklichkeit, die Modellcharakter hätten.

 

 

 

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