News 11. 10. 2001

Sexueller Missbrauch: "Tiefes Bedauern" der Erzdiözese Wien

Die Erzdiözese Wien hat mit "tiefem Mitgefühl für die Opfer und großem Bedauern" auf die Berichte über einen schweren Fall des sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen durch einen Ordenspriester im Vikariat Unter dem Wienerwald reagiert. Die Tageszeitung "KURIER" und Ö 3 hatten am Donnerstag über die Vorwürfe gegen einen ehemaligen Ministrantenführer und einen Kaplan berichtet, die Kinder und Jugendliche missbraucht haben sollen.

"Kardinal Schönborn und Generalvikar Schuster drücken allen Betroffenen und den Angehörigen ihr tiefes Mitgefühl aus", sagte der Pressesprecher der Erzdiözese Wien, Erich Leitenberger, am Donnerstag. Zugleich verwies Leitenberger darauf, dass die Erzdiözese bereits 1997 gehandelt hat, als Beschwerden von Eltern im Ordinariat einlangten. Damals hatte es geheißen, der Priester habe Jugendlichen Pornovideos gezeigt. Obwohl die Vorwürfe nicht restlos geklärt werden konnten, wurde der Priester sofort vom Schul- und Seelsorgsdienst in der Erzdiözese Wien abgezogen; er kehrte in seine oberösterreichische Heimat zurück. Am Donnerstag wurde der Priester auch in der Diözese Linz bis zum Abschluss der Erhebungen der Sicherheits- und Justizbehörden vom Seelsorgsdienst abgezogen.

Erzdiözese will "konsequent handeln"

Leitenberger betonte, dass für die Kirche jeder Fall des sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen durch kirchliche Mitarbeiter "einer zuviel" sei. In der Erzdiözese Wien werde in den letzten Jahren sofort konsequent gehandelt", wenn Verdachtsmomente auftauchen. Außerdem besteht eine von Msgr. Helmut Schüller geleitete Ombudsstelle für Opfer sexuellen Missbrauchs, wo unter Wahrung der Anonymität kompetente Hilfe gewährt wird (Tel. 01/319.66.45, Fax 01/319.66.45/24, E-Mail: helmut.schueller@netway.at). Schließlich werde in der Ausbildung der Priesterstudenten besonderer Wert auf die "psychische und affektive Reife" gelegt; wenn es Anzeichen für Fehlentwicklungen im psychosexuellen Bereich gebe, könnten die betreffenden Kandidaten nicht zur Priesterweihe zugelassen werden. Nicht zuletzt gehe es aber auch darum, die Täter nicht einfach abzuschreiben, sondern sie therapeutisch zu begleiten, so die Nachrichtenagentur "Kathpress".