Die umstrittene Broschüre "Kraft zum Leben", für die
prominente Sportler und Sänger in Werbespots im deutschen Fernsehen
geworben haben, darf in dieser Form nicht mehr beworben werden. Es handle
sich um religiöse oder weltanschauliche Werbung, und diese sei in
Deutschland verboten, teilte die zuständige Behörde am Mittwoch mit.
Die Stiftung, die für die Broschüre verantwortlich ist, ist in den USA
heftig umstritten. Für die Broschüre werben unter anderem Prominente wie
der Fußballspieler des FC Bayern München Paulo Sergio, der Golfer Bernhard
Langer, die frühere Turmspringerin Brita Baldus und der britische Sänger
Cliff Richard.
Ausstrahlung wird unterbunden
In Deutschland darf Broschüre "Kraft zum Leben" jedenfalls
jetzt nicht mehr im Fernsehen beworben werden. Bei den Spots für das Buch
der amerikanischen Arthur S. De Moss-Stiftung handele es sich um religiöse
und weltanschauliche Werbung, die in Deutschland verboten sei, teilte die
Gemeinsame Stelle Werbung der Landesmedienanstalten am Dienstag in Kassel
mit. Eine weitere Ausstrahlung der mit Prominenten wie dem Fußballer Paulo
Sergio, dem Golfer Bernhard Langer und dem Sänger Cliff Richard besetzten
Spots solle unterbunden werden. Die Landesmedienanstalten sind für die
Beaufsichtigung der Privatsender zuständig.
Engste Kontakte zu evangelikalen Rechten
Der Sektenbeauftragte der evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg,
Thomas Gandow, sagte in der Sendung "Report" des deutschen
Südwestrundfunks (SWR) am Montag nach Angaben des Senders, die für das
Buch verantwortliche amerikanische Arthur S. De Moss-Stiftung habe
"engste Kontakte zu Jerry Falwell, einem der prominenten Sprecher der
amerikanischen evangelikalen Rechten". Falwell seinerseits habe
intensive Arbeitskontakte mit der Mun-Bewegung "nicht gescheut",
als es um die Finanzierung seiner Liberty-University ging. "Ich halte
es für sehr bedenklich, wenn eine Organisation, die sich selbst als
christlich bezeichnet, keine Berührungsängste gegenüber einem
Weltkriegsmessias wie Mun hat", sagte Gandow.
Fußballer Sergio: "Ziele der Stiftung kenne ich nicht"
Sergio sagte laut SWR in der Sendung: "Ich selbst habe das Buch
unterstützt, um die Botschaft von Jesus Christus weiterzugeben. Die Ziele
der Stiftung kenne ich nicht." Baldus meinte: "So wie ich die De
Moss-Stiftung kennen gelernt habe, im Zusammenhang mit 'Kraft zum Leben',
habe ich keinerlei Bedenken gehabt."
Golfer Langer will "Ausbreitung des christlichen Glaubens"
unterstützen
Bernhard Langer hat unterdessen auf seiner Internet-Homepage eine
Stellungnahme veröffentlicht. Darin heißt es: "Ich habe das
angebotene Buch 'Kraft zum Leben' in seiner englischen Fassung schon vor
Jahren gelesen, und es hat mir und meiner Familie sehr geholfen." Als
Ziele der Stiftung, die die Werbekampagne für das Buch finanziert, nennt
Langer "die Ausbreitung des christlichen Glaubens und die Erhaltung
christlicher Werte in der Gesellschaft".
Stiftung in den USA heftig kritisiert
Die Arthur S. De Moss-Stiftung wird laut SWR auch in Amerika scharf
kritisiert. Im "Report"-Interview bezeichnete Rob Boston von der
Bürgerrechtsorganisation "Americans United for Seperation of Church
and State" die De Moss-Stiftung als "intolerant, dogmatisch und
fundamentalistisch". Es sei bekannt, dass sie extrem rechte Gruppen
unterstütze, "die ganz offensichtlich die Rechte der Frauen in der
Gesellschaft beschneiden und Homosexualität als Verbrechen brandmarken
wollen, das sogar die Todesstrafe nach sich ziehen kann".
Vermögen mit Pferdewetten
Nach einem Bericht der "Lübecker Nachrichten" hatte De Moss
seine Stiftung mit Sitz in Florida 1955 im Alter von 31 Jahren gegründet.
Er habe sein Vermögen als Buchmacher für Pferdewetten und mit dem Verkauf
von Versicherungen gemacht. Bei seinem Tod 1979 habe er seiner Frau ein
Vermögen von über 300 Millionen US-Dollar hinterlassen. Die Stiftung
unterstützt laut "Lübecker Nachrichten" Abtreibungsgegner,
engagiert sich gegen Homosexuelle und lehnt die Darwinsche Evolutionstheorie
entschieden ab.