News 29. 01. 2002

Bald erste katholische Priesterinnenweihe in Österreich ?

Die ersten römisch-katholischen Frauen sollen angeblich Ende Juni zu Priesterinnen geweiht werden – und zwar von einem Bischof aus dem anglo-amerikanischen Raum, der zwar nicht der römisch-katholischen Kirche angehört, aber trotzdem über die "Apostolische Sukzession" verfügt.

Die ORF-Sendung "thema" ließ am Montagabend aufhorchen: Die Linzer Theologin Christine Mayr-Lumetzberger verkündete, dass in absehbarer Zeit die ersten römisch-katholischen Frauen in Österreich zu Priesterinnen geweiht werden sollen. Ort und Termin werden aber noch streng geheim gehalten.

"Wir sind Kirche" bereits informiert

Die Initiative kommt damit aus dem Bereich der Plattform "Wir sind Kirche", die 1995 das Kirchenvolks-Begehren organisiert hat und seit einigen Jahren Vorbereitungskurse für Diakoninnen anbietet. Der Vorstand von "Wir sind Kirche" ist über das Vorhaben bereits informiert, an den Vorbereitungen aber in keiner Weise beteiligt. Es handle sich um eine "Privatinitiative", hieß von Seiten der Plattform. Derartige Aktionen gegen das Kirchenrecht seien nicht im Sinne der Plattform.

Name des Bischofs noch unbekannt

Auch über den weihenden Bischof ist bei "Wir sind Kirche" nichts bekannt. Mayr-Lumetzberger betonte aber in "thema", dass er über die gültige "Apostolische Sukzession" verfügt. Das heißt: Er steht in einer direkten Reihe von Vorgänger und Nachfolger, die bis zu den Aposteln zurückreicht – für die katholische Tradition eine der Grundvoraussetzungen für die Gültigkeit des Bischofsamtes und der Weihen.

Weihen: Ungültig und rechtswidrig

Die Weihen wären damit aber trotzdem aus römisch-katholischer Sicht rechtswidrig und ungültig. Die Weihe in "Apostolischer Sukzession" verleiht der Sache - aus römisch-katholischer Sicht - aber sicher zusätzliche Brisanz. 

Nur altkatholische Bischöfe kommen in Frage

Aus römischer Sicht verfügen nur die orthodoxen und die altkatholischen Kirchen über die "Apostolische Sukzession". Die Kirche von England und die anderen anglikanischen und Episkopalkirchen betrachten sich selbst als in der gültigen Apostolischen Sukzession stehend – von Rom wird ihnen das aber abgesprochen.

Bischof Heitz winkt ab

Für die geplante Weihe kämen daher – angesichts der klar ablehnenden Haltung der Orthodoxie zur Frauenordination – nur altkatholische Bischöfe in Frage. Der altkatholische Bischof in Österreich, Bernhard Heitz, winkte aber bereits in "thema" ab: Für ihn komme eine Weihe für Angehörige einer anderen Konfessionen nicht in Frage.

Vorbild: Weihe durch Bischof Hickman

In Nordamerika gibt es allerdings eine Vielzahl katholischer Gemeinschaften, die zwar nicht zur römisch-katholischen Kirche gehören, deren Bischöfe sich aber trotzdem mehr oder minder berechtigt auf die katholische Sukzession berufen können. Einer von ihnen ist Peter Hickman, Bischof einer "ökumenisch-katholischen" Gemeinschaft in Orange (California), der erst vor wenigen Wochen die 46jährige Mary Amerman zur Priesterin geweiht hat.

Utrecht: Abspaltung im 18. Jahrhundert

Die meisten dieser Bischöfe stehen über das Erzbistum von Utrecht in der Apostolischen Sukzession. Utrecht hatte sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts von Rom getrennt und die gültige Weihe quasi ins Schisma "mitgenommen". Auch die altkatholischen Bischöfe Österreichs sind durch die Verbindung mit Utrecht gültig geweiht.

Symbolträchtiger Termin

Der geplante Termin – Ende Juni – hat auch Symbolkraft. Das Fest "Peter und Paul" (29. Juni) ist der traditionelle Termin für Priesterweihen. Dem Vernehmen nach kommen derzeit 30 Frauen, die derzeit an den Diakoninnen-Kursen teilnehmen, für die Weihe in Frage. Zehn von ihnen sollen Ende Juni geweiht werden.

 

 

 

 

 
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