Bald erste katholische Priesterinnenweihe in Österreich ?
Die ersten römisch-katholischen Frauen sollen angeblich Ende Juni zu
Priesterinnen geweiht werden – und zwar von einem Bischof aus dem
anglo-amerikanischen Raum, der zwar nicht der römisch-katholischen Kirche
angehört, aber trotzdem über die "Apostolische Sukzession"
verfügt.
Die ORF-Sendung "thema" ließ am Montagabend aufhorchen: Die
Linzer Theologin Christine Mayr-Lumetzberger verkündete, dass in absehbarer
Zeit die ersten römisch-katholischen Frauen in Österreich zu Priesterinnen
geweiht werden sollen. Ort und Termin werden aber noch streng geheim
gehalten.
"Wir sind Kirche" bereits informiert
Die Initiative kommt damit aus dem Bereich der Plattform "Wir sind
Kirche", die 1995 das Kirchenvolks-Begehren organisiert hat und seit
einigen Jahren Vorbereitungskurse für Diakoninnen anbietet. Der Vorstand
von "Wir sind Kirche" ist über das Vorhaben bereits informiert,
an den Vorbereitungen aber in keiner Weise beteiligt. Es handle sich um eine
"Privatinitiative", hieß von Seiten der Plattform. Derartige
Aktionen gegen das Kirchenrecht seien nicht im Sinne der Plattform.
Name des Bischofs noch unbekannt
Auch über den weihenden Bischof ist bei "Wir sind Kirche"
nichts bekannt. Mayr-Lumetzberger betonte aber in "thema", dass er
über die gültige "Apostolische Sukzession" verfügt. Das heißt:
Er steht in einer direkten Reihe von Vorgänger und Nachfolger, die bis zu
den Aposteln zurückreicht – für die katholische Tradition eine der
Grundvoraussetzungen für die Gültigkeit des Bischofsamtes und der Weihen.
Weihen: Ungültig und rechtswidrig
Die Weihen wären damit aber trotzdem aus römisch-katholischer Sicht
rechtswidrig und ungültig. Die Weihe in "Apostolischer Sukzession" verleiht der Sache - aus
römisch-katholischer Sicht - aber sicher zusätzliche Brisanz.
Nur altkatholische Bischöfe kommen in Frage
Aus römischer Sicht verfügen nur die orthodoxen und die altkatholischen
Kirchen über die "Apostolische Sukzession". Die Kirche von
England und die anderen anglikanischen und Episkopalkirchen betrachten sich
selbst als in der gültigen Apostolischen Sukzession stehend – von Rom
wird ihnen das aber abgesprochen.
Bischof Heitz winkt ab
Für die geplante Weihe kämen daher – angesichts der klar ablehnenden
Haltung der Orthodoxie zur Frauenordination – nur altkatholische Bischöfe
in Frage. Der altkatholische Bischof in Österreich, Bernhard Heitz, winkte
aber bereits in "thema" ab: Für ihn komme eine Weihe für
Angehörige einer anderen Konfessionen nicht in Frage.
Vorbild: Weihe durch Bischof Hickman
In Nordamerika gibt es allerdings eine Vielzahl katholischer
Gemeinschaften, die zwar nicht zur römisch-katholischen Kirche gehören,
deren Bischöfe sich aber trotzdem mehr oder minder berechtigt auf die
katholische Sukzession berufen können. Einer von ihnen ist Peter Hickman,
Bischof einer "ökumenisch-katholischen" Gemeinschaft in Orange (California),
der erst vor wenigen Wochen die 46jährige Mary Amerman zur Priesterin
geweiht hat.
Utrecht: Abspaltung im 18. Jahrhundert
Die meisten dieser Bischöfe stehen über das Erzbistum von Utrecht in
der Apostolischen Sukzession. Utrecht hatte sich zu Beginn des 18.
Jahrhunderts von Rom getrennt und die gültige Weihe quasi ins Schisma
"mitgenommen". Auch die altkatholischen Bischöfe Österreichs
sind durch die Verbindung mit Utrecht gültig geweiht.
Symbolträchtiger Termin
Der geplante Termin – Ende Juni – hat auch Symbolkraft. Das Fest
"Peter und Paul" (29. Juni) ist der traditionelle Termin für
Priesterweihen. Dem Vernehmen nach kommen derzeit 30 Frauen, die derzeit an
den Diakoninnen-Kursen teilnehmen, für die Weihe in Frage. Zehn von ihnen
sollen Ende Juni geweiht werden.
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