Kardinal Franjo Kuharic gestorben
Der ehemalige Erzbischof von Zagreb ist am Montag im Alter von 82 Jahren
gestorben.
Kardinal Franjo Kuharic ist am Montag, 11. März, im Alter von 82 Jahren
gestorben. Kuharic war von 1970 bis 1997 Erzbischof von Zagreb. Der
kommunistischen Regierung des ehemaligen Jugoslawiens galt Kuharic als
"Feind des Systems", weil er die religionsverachtende und
diskriminierende Politik der Tito-Kommunisten offen verurteilte. Als ihn
Papst Johannes Paul II. im Februar 1983 zum Kardinal ernannte, werteten dies
die Machthaber in Belgrad als einen "feindlichen Akt".
Einsatz für Menschenrechte
Nach Ausbruch des Balkankrieges setzte sich der Kardinal energisch für
die Wahrung der Menschenrechte ein und forderte immer wieder von der
internationalen Staatengemeinschaft eine Politik der Sanktionen gegen die
Aggressoren.
Papstbesuch 1994
Viele Jahre leitete Kardinal Kuharic die ehemalige Jugoslawische
Bischofskonferenz als Präsident. Nach Errichtung des Staates Kroatien wurde
Kuharic im Juni 1993 zum ersten Vorsitzenden der neuen Kroatischen
Bischofskonferenz gewählt. Im September 1994 war Kardinal Kuharic Gastgeber
des Papstes bei dessen Pastoralbesuch in der kroatischen Hauptstadt.
13. Kind einer Bauernfamilie
Kuharic - am 15. April 1919 als 13. Kind einer Bauernfamilie im
kroatischen Pribic geboren - studierte nach seiner Schulausbildung
Philosophie und Theologie in Zagreb. Am 15. Juli 1945 wurde er von dem 1998
selig gesprochenen Kardinal Alojzij Stepinac zum Priester geweiht.
Nachfolger von Kardinal Seper
Am 3. Mai 1964 wurde Kuharic zum Weihbischof in Zagreb geweiht. 1970
übernahm er als Erzbischof die Leitung der Erzdiözese. Er folgte in dieser
Funktion Kardinal Franjo Seper nach, den Papst Paul VI. zum Präfekten der
römischen Glaubenskongregation berufen hatte.
Konflikte mit Regime und Medien
Kuharic war in der kommunistischen Ära mit Nachdruck für die
Bürgerrechte und die Gewährleistung der Glaubensfreiheit in Jugoslawien
eingetreten. Dabei nahm er Konflikte mit dem Regime und heftige Kampagnen
gegen ihn in den jugoslawischen Medien in Kauf. In der Presse wurde sogar
gefordert, dass es "keinen kroatischen Kardinal in Jugoslawien"
mehr geben dürfe.
Rehabilitierung von Kardinal Stepinac
Neben seinem Einsatz für Religionsfreiheit, Bürgerrechte und freie
Wirkmöglichkeiten für die Kirche war es vor allem Kuharics Forderung nach
Rehabilitierung von Kardinal Stepinac, die ihn in Konflikt mit dem Regime
brachte. Der Zagreber Erzbischof Stepinac war 1946 vom Tito-Regime zu einer
Freiheitsstrafe von 16 Jahren verurteilt und schließlich auf Grund seines
angegriffenen Gesundheitszustandes in seinem kroatischen Heimatdorf Krasic
bis zu seinem Tod im Jahr 1960 unter Hausarrest gestellt worden.
Selbstbestimmungsrecht des kroatischen Volkes
In den Tagen des Auseinanderbrechens Jugoslawiens forderte Kuharic
mehrfach die Respektierung des Selbstbestimmungsrechtes des kroatischen
Volkes. Er verurteilte die Aggression der serbischen Bundesarmee und
serbischer Freischärler-Verbände gegen Kroatien und das kroatische Volk,
wandte sich aber ebenso entschieden gegen Übergriffe von kroatischer Seite.
Um Ökumene bemüht
Gleichzeitig war Kuharic um ein verbessertes Verhältnis zur
serbisch-orthodoxen Kirche bemüht. Treffen mit dem serbischen Patriarchen
Pavle standen im Zeichen dieses Bemühens. Dabei setzten sich die beiden
Kirchenführer gemeinsam für ein Ende der Kämpfe im früheren Jugoslawien
ein.
Begräbnis am 14. März
Wie die kroatische katholische Nachrichtenagentur IKA meldete, werden die
Begräbnisfeiern für Kardinal Kuharic am Donnerstag, 14. März, ab 11 Uhr
in der Zagreber Kathedrale stattfinden.