Polen: Erzbischof weist Vorwurf des sexuellen Missbrauchs zurück
Der Posener Erzbischof Paetz meint, gewisse Worte und Handlungen seien
"überinterpretiert" worden: Er sei eben immer sehr spontan bereit
gewesen, seine Freundschaft für andere zu zeigen.
In einem Brief an die Gläubigen seiner Erzdiözese hat der polnische
Erzbischof Juliusz Paetz die gegen ihn gerichteten Vorwürfe des sexuellen
Missbruchs von Seminaristen und jungen Priestern zurückgewiesen. Die Medien
hätten über ihn Gericht gehalten und ihn verurteilt, schreibt der
Erzbischof von Posen (Poznan) in seinem Hirtenbrief.
"Geschmacklose Attacken"
"Jeder ehrliche Mensch" müsse tief erschüttert sein, mit
welcher Leichtigkeit heute jemandem Würde und Ehre entzogen werden können,
schreibt der Erzbischof. "Geschmacklose, lügnerische Attacken und
Beschuldigungen seitens einiger Personen" hätten eine Lawine der
üblen Nachrede gegen ihn in Gang gesetzt.
Krankheit ausgenutzt
Auf diese Weise sei ohne Konfrontation zwischen Ankläger und
Beschuldigtem ein Urteil gefällt worden, beklagt Paetz in seinem
Hirtenbrief. Es sei "unmenschlich", dass man seine Krankheit und
Rekonvaleszenz ausgenutzt habe, um ihn attackieren zu können, schreibt er
und betont wörtlich: "Ich trete allen von den Medien veröffentlichten
'Tatsachen' entgegen".
"Wohlgesonnener und offenherziger Mensch"
Zugleich versichere er allen, dass man gewisse Worte und seine Handlungen
seinerseits "überinterpretiert" habe. Er immer sehr spontan
bereit gewesen sei, seine Freundschaft für andere zu zeigen. Schon in
seiner Jugend habe er "wohlgesonnene und offenherzige" Menschen
getroffen, die ihm sehr geholfen hätten. Das habe ihn veranlasst, ebenso
gegenüber Menschen zu handeln, "die sich verloren fühlen und Hilfe
brauchen".
"Göttliche Gerechtigkeit"
Abschließend schreibt der Erzbischof: "Ich vergebe meinen
Verfolgern und vertraue auf die göttliche Gerechtigkeit". Nach
Bekanntwerden der Vorwürfe war bereits über eine Suspendierung des
Erzbischofs spekuliert worden. Bereits am Tag nach der Veröffentlichung war
der Apostolische Nuntius ans Krankenbett von Paetz geeilt, der sich zu
diesem Zeitpunkt in stationärer Behandlung befunden hatte.