US-Bischöfe für "Null-Toleranz" gegenüber pädophilen
Priestern
Bei der Krisensitzung im Vatikan hat der Bostoner Kardinal Bernard Law
Fehler zugegeben – von einem Rücktritt ist aber nach wie vor keine Rede.
Der Vorsitzende der US-amerikanischen Bischofskonferenz, Wilton Gregory,
sieht sich durch Papst Johannes Paul II. in der Forderung nach einer
"Null-Toleranz-Politik" gegenüber pädophilen Priestern
bestätigt. Gregory sagte am Dienstag bei einer Pressekonferenz nach der
ersten Sitzungsrunde des Krisengipfels im Vatikan, die Aussage des Papstes,
im Klerus sei kein Platz für jene, die jungen Menschen Schaden zufügten,
sei "ziemlich deutlich". Diese Aussage ermutige die Bischöfe, in
Zukunft "sehr wachsam" zu sein und sicher zu stellen, dass keine
Kinder mehr von Priestern geschändet würden.
Bischöfe brauchen Hilfe der Laien
Zum künftigen Vorgehen gegen pädophile Priester erklärte Gregory, die
Bischöfe brauchten die Hilfe von Laien. In jenen Diözesen, wo Laien und
auch Familienangehörige von Missbrauchsopfern in den
Untersuchungskommissionen zu derartigen Fällen mitwirkten, sei das Vorgehen
der Bischöfe besonders glaubwürdig.
"Moment der Gnade"
Der Erzbischof von Chicago, Kardinal Francis George, sagte, die durch die
Skandale in den USA entstandene Situation sei eine Chance zur inneren
Reinigung der Kirche. Die Aufdeckung der Fälle könne auch ein "Moment
der Gnade" sein, weil sie der Wahrheit zum Durchbruch verhelfe.
Dienst an der Weltkirche
Die amerikanischen Bischöfe könnten, wenn sie das Problem mit
Aufrichtigkeit und Integrität lösten, der Weltkirche einen Dienst
erweisen. Sexuelle Verfehlungen gebe es nicht nur in Amerika, auch andere
Ortskirchen seien damit konfrontiert. Auch der Papst wisse dies.
Vertrauen in Bischöfe in der Krise
Der Kardinal betonte, die Kirchenkrise in den USA sei eine
Vertrauenskrise. Betroffen sei nicht nur das Vertrauen in die Priester,
sondern ebenso das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit der Bischöfe. Einige
Bischöfe hätten in der Vergangenheit "tragische
Fehleinschätzungen" begangen. Auf einen möglichen Rücktritt des
Bostoner Erzbischofs Kardinal Bernard Law angesprochen sagte George, dies
sei nicht zur Sprache gekommen. Law selbst habe in seinem Redebeitrag beim
Krisengipfel am Dienstagmorgen Fehler eingeräumt.
Zölibat und Homosexualität
Gregory und George bestätigten bei der Pressekonferenz, dass bei der
Sitzung im Vatikan auch die Themen Zölibat und Homosexualität zur Sprache
gekommen seien. Gregory sagte, die Kirche müsse sicherstellen, dass das
Klima in den Priesterseminaren nicht von homosexuellen Männern dominiert
werde. Das erfordere einen "ständigen Kampf".
Keine Abschaffung des Zölibats
Zum Zölibat bemerkte Kardinal George, die Ehelosigkeit der Priester sei
thematisiert worden, aber nicht in dem Sinne, dass ihre Abschaffung
gefordert worden wäre. Vielmehr gehe es darum, die Befolgung des Zölibats
in der katholischen Kirche zu stärken.
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