News 23. 04. 2002

US-Bischöfe für "Null-Toleranz" gegenüber pädophilen Priestern

Bei der Krisensitzung im Vatikan hat der Bostoner Kardinal Bernard Law Fehler zugegeben – von einem Rücktritt ist aber nach wie vor keine Rede.

Der Vorsitzende der US-amerikanischen Bischofskonferenz, Wilton Gregory, sieht sich durch Papst Johannes Paul II. in der Forderung nach einer "Null-Toleranz-Politik" gegenüber pädophilen Priestern bestätigt. Gregory sagte am Dienstag bei einer Pressekonferenz nach der ersten Sitzungsrunde des Krisengipfels im Vatikan, die Aussage des Papstes, im Klerus sei kein Platz für jene, die jungen Menschen Schaden zufügten, sei "ziemlich deutlich". Diese Aussage ermutige die Bischöfe, in Zukunft "sehr wachsam" zu sein und sicher zu stellen, dass keine Kinder mehr von Priestern geschändet würden.

Bischöfe brauchen Hilfe der Laien

Zum künftigen Vorgehen gegen pädophile Priester erklärte Gregory, die Bischöfe brauchten die Hilfe von Laien. In jenen Diözesen, wo Laien und auch Familienangehörige von Missbrauchsopfern in den Untersuchungskommissionen zu derartigen Fällen mitwirkten, sei das Vorgehen der Bischöfe besonders glaubwürdig.

"Moment der Gnade"

Der Erzbischof von Chicago, Kardinal Francis George, sagte, die durch die Skandale in den USA entstandene Situation sei eine Chance zur inneren Reinigung der Kirche. Die Aufdeckung der Fälle könne auch ein "Moment der Gnade" sein, weil sie der Wahrheit zum Durchbruch verhelfe.

Dienst an der Weltkirche

Die amerikanischen Bischöfe könnten, wenn sie das Problem mit Aufrichtigkeit und Integrität lösten, der Weltkirche einen Dienst erweisen. Sexuelle Verfehlungen gebe es nicht nur in Amerika, auch andere Ortskirchen seien damit konfrontiert. Auch der Papst wisse dies.

Vertrauen in Bischöfe in der Krise

Der Kardinal betonte, die Kirchenkrise in den USA sei eine Vertrauenskrise. Betroffen sei nicht nur das Vertrauen in die Priester, sondern ebenso das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit der Bischöfe. Einige Bischöfe hätten in der Vergangenheit "tragische Fehleinschätzungen" begangen. Auf einen möglichen Rücktritt des Bostoner Erzbischofs Kardinal Bernard Law angesprochen sagte George, dies sei nicht zur Sprache gekommen. Law selbst habe in seinem Redebeitrag beim Krisengipfel am Dienstagmorgen Fehler eingeräumt.

Zölibat und Homosexualität

Gregory und George bestätigten bei der Pressekonferenz, dass bei der Sitzung im Vatikan auch die Themen Zölibat und Homosexualität zur Sprache gekommen seien. Gregory sagte, die Kirche müsse sicherstellen, dass das Klima in den Priesterseminaren nicht von homosexuellen Männern dominiert werde. Das erfordere einen "ständigen Kampf".

Keine Abschaffung des Zölibats

Zum Zölibat bemerkte Kardinal George, die Ehelosigkeit der Priester sei thematisiert worden, aber nicht in dem Sinne, dass ihre Abschaffung gefordert worden wäre. Vielmehr gehe es darum, die Befolgung des Zölibats in der katholischen Kirche zu stärken.

 

 

 

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