News 24. 04. 2002

Entlassung von Priestern bereits nach erstem Kindesmissbrauch ?

Außerdem sollen "Überwachungs-
Kommissionen" aus Priestern, Laien und Angehörigen von Opfern gebildet werden, hieß es inoffiziell am Rande des Krisengipfels im Vatikan.

 

Auf ihrem "Krisengipfel" im Vatikan werden die US-amerikanischen Bischöfe nach Angaben aus Teilnehmerkreisen voraussichtlich die Entlassung eines jeden Priesters beschließen, der sich Kindesmissbrauch zu Schulden kommen lässt. Das würde dann auch für Ersttäter gelten, sagte der Washingtoner Kardinal Theodore McCarrick am Rande der Konferenz.

Papst-Wort ist "Arbeitsgrundlage"

"Wenn der Heilige Vater einmal sagt, es sei kein Platz im Priesteramt für jemanden, der Kindern Leid zufügt, dann ist das die Arbeitsgrundlage", sagte der Kardinal. Auf die Frage, ob eine Entlassung auch Ersttäter treffen würde, sagte McCarrick: "Das glaube ich."

"Überwachungskommissionen"

Nach einer Serie von Skandalen will die römisch-katholische Kirche in den USA mit "Überwachungs-Kommissionen" gegen sexuellen Kindesmissbrauch durch Priester vorgehen. Das verlautete am Mittwoch inoffiziell aus einer Krisensitzung der US-amerikanischen Kardinäle mit dem Papst.

Entscheidung nur im Einzelfall

Den Kommissionen sollen Priester, Laien und Angehörige von Opfern angehören. Sie seien in jeder Diözese zu bilden. Das italienische Fernsehen berichtete weiter, die Gremien müssten jeweils von Fall zu Fall entscheiden, wie gegen schuldige Priester vorgegangen werden solle.

Treffen hinter verschlossenen Türen

Papst Johannes Paul II. hatte zu Beginn der zweitägigen Krisensitzung am Dienstag schärfstes Vorgehen gegen pädophile Geistliche verlangt. Offizielle Ergebnisse der Beratungen wurden erst am Mittwochabend erwartet. Das Treffen findet hinter verschlossen Türen statt.

"Null-Toleranz" gegenüber Pädophilen

In Kreisen der in Rom anwesenden US-Kardinäle hieß es, man sei entschlossen, Kindesmissbrauch mit "Null-Toleranz" zu begegnen. Amerikanische Medien berichteten, bei dem "Krisengipfel" sei auch die Ehelosigkeit für Priester (Zölibat) zur Sprache gekommen und die Frage, ob Homosexuelle für das Priesteramt geeignet sind. Der Papst hatte allerdings bereits klargestellt, am Zölibat dürfe nicht gerüttelt werden.

Kardinal Laws Zukunft ungewiss

Ungewiss scheint die Zukunft des Erzbischofs von Boston, Kardinal Bernard Francis Law, der im Zentrum des Skandals steht und über Jahre hinweg Fälle von Kindermissbrauch vertuscht haben soll. Zwar habe der 70-jährige Geistliche Schuld eingeräumt, sich aber nicht zu Rücktrittsforderungen geäußert. In Vatikan-Kreisen hieß es, vermutlich wolle der Papst in einem Gespräch mit dem Kardinal eine Lösung finden.

Schwerer Schaden für die Kirche

Nach einer Protestwelle amerikanischer Katholiken stehen die Kardinäle des Landes unter erheblichem Druck. Allein in der Diözese Boston liegen derzeit 400 Beschwerden über derartige Übergriffe vor. Die Bischöfe befürchten schweren Schaden für die Kirche. Auch aus Deutschland, Polen und anderen europäischen Ländern wurden in den vergangenen Monaten ähnliche Fälle gemeldet.

"Homosexuelle Atmosphäre" in den Seminaren

Wie in Rom weiter verlautete, lehnen die Kirchenführer es offenbar ab, Priester bereits nach einem ersten Vergehen an Kindern des Amtes zu entheben. Vor allem die Priesterausbildung und die Jugendarbeit müssten künftig schärfer überwacht werden, hieß es. Der Präsident der amerikanischen Bischofskonferenz, Wilton Gregory, beklagte außerdem, in vielen Priesterseminaren herrsche eine "homosexuelle Atmosphäre". Die halte junge Leute davon ab, eine Priesterausbildung zu beginnen.

 
 

 

 

Weitere News zum Thema:

24. 04. 02: Pressestimmen: "Alle US-Kardinäle sollen zurücktreten"

23. 04. 02: Papst verurteilt Pädophilie als Verbrechen

23. 04. 02: US-Bischöfe für "Null- Toleranz" gegenüber pädophilen Priestern

23. 04. 02: Kirche hat für Sex-Skandale schon teuer bezahlt 

 

 
Seitenanfang 
weitere News