News 07. 05. 2002

Missbrauch: US-Kardinal Law muss vor Gericht aussagen

Der wegen Versäumnissen im Umgang mit Missbrauchsfällen in seiner Diözese kritisierte Bostoner Erzbischof Kardinal Bernard Law muss vermutlich am Mittwoch vor Gericht aussagen. Ein Gericht in Boston hat die Vorladung Laws am Montag angeordnet.

Kardinal Bernard Law soll zu einer eidesstattlichen Erklärung im Fall des pädophilen Priesters John Geoghan vorgeladen werden. 86 angebliche Missbrauchsopfer hatten die Erzdiözese sowie mehrere Bischöfe verklagt, nachdem diese eine bereits erzielte außergerichtliche Einigung auf Entschädigungszahlungen von bis zu 35 Millionen Euro widerrufen hatte. Es wäre nach Kirchenangaben die erste Vorladung eines US-Kardinals in einem Fall von sexuellem Missbrauch. Dem entlassenen Priester Geoghan werden inzwischen bis zu 200 Delikte gegen Minderjährige zur Last gelegt. Der 66-Jährige verbüßt derzeit wegen Missbrauchs eines Zehnjährigen eine mehrjährige Haftstrafe. Law hatte bereits eingeräumt, Geoghan weiter versetzt zu haben, auch nachdem er Hinweise auf dessen sexuelle Neigungen erhalten habe. Insgesamt sollen noch rund 450 Missbrauchs-Klagen gegen die Erzdiözese anhängig sein. 

"Wenn der Papst ihn nach Rom ruft"

Richterin Constance Sweeney begründete die rasche Vorladung Laws mit einem möglichen Rückzug des Kardinals in den Vatikan. "Wenn der Papst ihn nach Rom ruft, geht er auch", so Sweeney. Zugleich dementierte sie eine angebliche Anfrage der Erzdiözese nach einem siebentägigen Aufschub der Anhörung. Sie werde später entscheiden, ob Videoaufnahmen der auf mehrere Tage angesetzten Befragung veröffentlicht werden. Zuletzt hatte es Gerüchte gegeben, Law könnte von Papst Johannes Paul II. an den Vatikan berufen werden. Ein juristischer Zugriff auf Law wäre dann nach Expertenmeinung schwierig bis unmöglich.

Der “Fall Shanley”

Unterdessen wurde der zweite schwere Fall der Bostoner Erzdiözese, der Priester Paul Shanley (71), vom Bundesstaat Kalifornien nach Massachusetts überstellt. Shanley, dem unter anderem der regelmäßige Missbrauch eines Buben in den 80er Jahren vorgeworfen wird, war am vergangenen Donnerstag festgenommen worden. Er solle bis zu Prozessbeginn in Haft bleiben, ordnete ein Richter in San Diego an.

 

 

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