News 28. 05. 2002

Deutsche Kirchen warnen vor Antisemitismus

Anlässlich der Diskussion um die Aussagen des FDP-Politikers Jürgen Möllemann meldeten sich in Deutschland auch Kirchenvertreter zu Wort. Kardinal Lehmann erinnerte an die "besondere Verpflichtung" Deutschlands gegenüber Israel.

Repräsentanten der christlichen Kirchen in Deutschland haben vor jeder Form von Antisemitismus gewarnt. Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, erklärte laut Kathpress in Bonn, angesichts des Unrechts, das den Juden in der Nazi-Zeit zugefügt worden sei, hätten die Deutschen eine "besondere Verpflichtung" gegenüber Israel. Das entbinde nicht davon, sich zu Wort zu melden, wenn Menschenrechte verletzt würden.

"Möllemann angelt im Bereich des Antisemitismus"

Der evangelische Berliner Bischof Wolfgang Huber sagte, Kritik am Staat Israel müsse möglich sein; wer die Politik Israels ablehne, dürfe nicht "schon deshalb sofort als Antisemit dargestellt" werden. Huber warf aber zugleich  Möllemann vor, "auch im Bereich derjenigen nach Stimmen zu angeln, die für antisemitisches Gedankengut anfällig sind". Aufgabe der Politiker sei nicht, "diese Einstellungen zu fördern und sich zunutze zu machen, sondern sie in Grenzen zu halten".

Friedmann fordert zur Beteiligung an der Debatte auf

Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel Friedman, rief die großen gesellschaftlichen Gruppen auf, sich an der aktuellen Antisemitismus-Debatte zu beteiligen. Er vermisse die Einmischung von Intellektuellen und anderen Gruppierungen. In der Kontroverse mit den Liberalen gehe es nicht um einen Streit zwischen der FDP und dem Zentralrat oder um eine persönliche Auseinandersetzung zwischen ihm und Möllemann, sondern um politische Fragen. Friedman warf den Liberalen vor, Antisemitismus "salonfähig" zu machen.

Streit zwischen Friedman und Möllemann

Auslöser der Debatte war die geplante Aufnahme des ehemaligen Grün-Politikers Jamal Karsli in die FDP. Besonders der FDP-Vorsitzende in Nord-Rhein-Westfalen Jürgen Möllemann hatte sich dafür ausgesprochen. Karsli hatte in einem Interview der israelischen Armee "Nazi-Methoden" unterstellt. Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel Friedman, hatte Möllemann vorgeworfen, Antisemitismus salonfähig zu machen. Möllemann reagierte mit scharfen Attacken gegenüber Friedmann. Unter anderem meinte der Politiker, der "unerträgliche, aggressiv-arrogante Umgang von Herrn Friedman" mit Kritikern des israelischen Regierungschefs Ariel Scharon sei geeignet, "antiisraelische und antisemitische Ressentiments zu wecken

 

 

 
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