News 14. 06. 2002

US-Bischöfe entschuldigen sich bei Missbrauchsopfern "mit Tränen in den Augen"

Die römisch-katholischen US-Bischöfe haben sich bei den sexuell missbrauchten Opfern pädophiler Priester öffentlich entschuldigt. Als bei der Bischofskonferenz auch Missbrauchsopfer ihr Leiden schilderten, hatten – so berichten US-Agenturen - viele Bischöfe "Tränen in den Augen."

Bei der Frühjahrstagung der rund 280 katholischen US- Bischöfe in Dallas (US-Bundesstaat Texas) sagte der amtierende Vorsitzende der Bischofskonferenz, Wilton Gregory, am Donnerstag: "Ich biete hiermit jedem von Ihnen, die von einem Priester oder einem Kirchenangestellten Leid erfahren haben, meine tiefstempfundene Entschuldigung an." Gregory fügte hinzu. "Was wir Bischöfe getan und was wir unterlassen haben, hat zu dem Missbrauch beigetragen. Wir werden jede Anstrengung unternehmen, die Kirche durch Ihre (der Missbrauchten) Augen zu betrachten."

Tränen, Schweigen und Betroffenheit

Auch die Opfer pädophiler Priester kamen auf der Tagung zu Wort: "Die Kirche muss das Ausmaß des Schadens erkennen, der den Opfern zugefügt wurde", sagte Craig Martin aus Minnesota, der als Bub von einem Priester sexuell missbraucht worden war. "Alle Geistlichen, die sich an Minderjährigen vergangen haben, müssen aus der Kirche entfernt werden", verlangte Michael Bland. Während die Opfer in drastischen Worten über ihre seelischen und körperlichen Qualen berichteten, schwiegen die fast 300 Bischöfe gebannt, viele mit Tränen in den Augen.

Konsequenzen des Skandals

Am Freitag wollten die rund 300 Bischöfe der katholischen Kirche der USA Konsequenzen aus dem Skandal um pädophile Priester ziehen und über ein umstrittenes Positionspapier abstimmen. Danach sollen Priester und andere Kirchenmitarbeiter, die sich an Minderjährigen sexuell vergehen, künftig sofort entlassen werden. Vergehen aus der Vergangenheit sollen von "Fall zu Fall geprüft" werden.

Gläubige verlangen auch Maßnahmen gegen Bischöfe

In dem Entwurf wird eine Verantwortung der Bischöfe im Sexskandal nicht angesprochen. Vertreter von Opfern verlangen dagegen auch Maßnahmen gegen Bischöfe, die wissentlich pädophile Priester weiter beschäftigt haben. Außerdem wurde aus Reihen der katholischen Kirche in den USA selbst der Ruf nach einer Beschneidung der Allmacht der Bischöfe und nach mehr Mitbestimmung für Laien laut. Die Machtstruktur der Kirche habe die furchtbaren Vorkommnisse begünstigt, meinten Kritiker. Seit Anfang der 60er Jahre ist nach Ermittlungen der "Washington Post" mindestens 850 katholischen Priestern vorgeworfen worden, Kinder oder Jugendliche sexuell missbraucht zu haben. In vielen Fällen hätten sich die Vorwürfe als falsch erwiesen. Aber zahlreiche Geistliche seien, als sich die Vorwürfe erhärteten, entlassen worden.

 

 

 

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