US-Bischöfe entschuldigen sich bei Missbrauchsopfern "mit Tränen
in den Augen"
Die römisch-katholischen US-Bischöfe haben sich bei den sexuell
missbrauchten Opfern pädophiler Priester öffentlich entschuldigt. Als bei
der Bischofskonferenz auch Missbrauchsopfer ihr Leiden schilderten, hatten
– so berichten US-Agenturen - viele Bischöfe "Tränen in den
Augen."
Bei der Frühjahrstagung der rund 280 katholischen US- Bischöfe in
Dallas (US-Bundesstaat Texas) sagte der amtierende Vorsitzende der
Bischofskonferenz, Wilton Gregory, am Donnerstag: "Ich biete hiermit
jedem von Ihnen, die von einem Priester oder einem Kirchenangestellten Leid
erfahren haben, meine tiefstempfundene Entschuldigung an." Gregory
fügte hinzu. "Was wir Bischöfe getan und was wir unterlassen haben,
hat zu dem Missbrauch beigetragen. Wir werden jede Anstrengung unternehmen,
die Kirche durch Ihre (der Missbrauchten) Augen zu betrachten."
Tränen, Schweigen und Betroffenheit
Auch die Opfer pädophiler Priester kamen auf der Tagung zu Wort:
"Die Kirche muss das Ausmaß des Schadens erkennen, der den Opfern
zugefügt wurde", sagte Craig Martin aus Minnesota, der als Bub von
einem Priester sexuell missbraucht worden war. "Alle Geistlichen, die
sich an Minderjährigen vergangen haben, müssen aus der Kirche entfernt
werden", verlangte Michael Bland. Während die Opfer in drastischen
Worten über ihre seelischen und körperlichen Qualen berichteten, schwiegen
die fast 300 Bischöfe gebannt, viele mit Tränen in den Augen.
Konsequenzen des Skandals
Am Freitag wollten die rund 300 Bischöfe der katholischen Kirche der USA
Konsequenzen aus dem Skandal um pädophile Priester ziehen und über ein
umstrittenes Positionspapier abstimmen. Danach sollen Priester und andere
Kirchenmitarbeiter, die sich an Minderjährigen sexuell vergehen, künftig
sofort entlassen werden. Vergehen aus der Vergangenheit sollen von
"Fall zu Fall geprüft" werden.
Gläubige verlangen auch Maßnahmen gegen Bischöfe
In dem Entwurf wird eine Verantwortung der Bischöfe im Sexskandal nicht
angesprochen. Vertreter von Opfern verlangen dagegen auch Maßnahmen gegen
Bischöfe, die wissentlich pädophile Priester weiter beschäftigt haben.
Außerdem wurde aus Reihen der katholischen Kirche in den USA selbst der Ruf
nach einer Beschneidung der Allmacht der Bischöfe und nach mehr
Mitbestimmung für Laien laut. Die Machtstruktur der Kirche habe die
furchtbaren Vorkommnisse begünstigt, meinten Kritiker. Seit Anfang der 60er
Jahre ist nach Ermittlungen der "Washington Post" mindestens 850
katholischen Priestern vorgeworfen worden, Kinder oder Jugendliche sexuell
missbraucht zu haben. In vielen Fällen hätten sich die Vorwürfe als
falsch erwiesen. Aber zahlreiche Geistliche seien, als sich die Vorwürfe
erhärteten, entlassen worden.
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