News 22. 07. 2002

Türkei: Christen kehren in den Tur Abdin zurück

Erstmals nach Jahrzehnten der Auswanderung wächst im anatolischen Tur Abdin wieder die christliche Bevölkerung. Der syrisch – orthodoxe Erzbischof appelliert an Europa zur Unterstützung der zurückkehrenden Christen.

Der anatolische Tur Abdin - eine der Herzlandschaften des kleinasiatischen Christentums - steht an einem hoffnungsvollen Wendepunkt. "Der Exodus der Christen aus dem Tur Abdin ist gestoppt. Erstmals nach Jahrzehnten der Auswanderung wächst die christliche Bevölkerung", teilte der syrisch-orthodoxe Erzbischof Mar Timotheos Samuel Aktas laut Kathpress der Linzer "Initiative Christlicher Orient" (ICO) mit. Immer mehr ausgewanderte Christen möchten in ihre Heimat zurückkehren, nachdem mit dem Ende des Kurdenkonflikts Frieden in die Region eingekehrt ist.

Zahl der Christen ging drastisch zurück

Obwohl dieses Gebiet seit dem ersten Jahrhundert christlich geprägt war, lebten zuletzt im Tur Abdin ("Berg der Knechte Gottes") weniger als 3000 Christen. Diese Zahl ist besonders in den vergangenen dreißig Jahren dramatisch zurückgegangen. Allein in Deutschland leben derzeit rund 45.000 Christen aus dem Tur Abdin. Wie der Linzer Theologe und Ostkirchen-Experte Professor Hans Hollerweger betonte, werde eine Rückwanderung einsetzen, sobald man den rechtlichen Voraussetzungen in der Türkei trauen könne.

Erste Familien schon zurückgekehrt

Nun gibt es zunehmendes Interesse die seit Jahren leer stehenden christlichen Dörfer wieder zu besiedeln. Einige Familien seien bereits in den Tur Abdin zurückgekommen, berichtet Metropolit Timotheos. 19 Familien, die derzeit in der Schweiz und in Deutschland leben, bereiten ihre Rückkehr nach Kafro vor, aus dem die letzten Christen 1995 ausgewandert sind. Weitere 30 Familien wollen in ihre Dörfer in den Izlo-Bergen - eine zur biblischen Zeit für ihren Wein berühmte Gegend - heimkehren.

Rückwanderung nicht ohne Probleme

Die Rückwanderung wird aber nicht ganz ohne Probleme ablaufen. Viele Häuser sind unbewohnbar und in den Ortschaften fehlt notwendige Infrastruktur, wie Wasser- und Stromversorgung. Für manche Christen scheitere eine Rückkehr in den Tur Abdin auch am fehlenden Zugang zu ihrem Eigentum, das "unrechtmäßig von anderen Personen registriert" worden sei, so der Erzbischof.

Erzbischof ruft zur Solidarität auf

"Wir brauchen die Solidarität unserer christlichen Brüder und Schwestern in Europa", unterstreicht Mar Timotheos: "Ich hoffe, dass unsere Freunde die Rückkehr der Christen in den Tur Abdin sowohl ideell als auch finanziell unterstützen. Es ist nicht nur für uns, sondern für die gesamte christliche Welt von Bedeutung, sich dieses 'Heiligen Landes' mit seinen urchristlichen Traditionen anzunehmen".

Türkische Regierung begrüßt die Rückkehr

Die staatlichen Stellen der Türkei sind durchaus an einer Rückkehr der Christen interessiert und haben die Rückkehr der Christen ausdrücklich begrüßt. So habe etwa Staatspräsident Ahmet Necdet Sezer während seines Besuches im Kloster Der-ul-Zafaran - dem historischen Sitz der syrisch-orthodoxen Patriarchen - im Vorjahr sein diesbezügliches Interesse bekundet.

 

 

 

 
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