Türkei: Christen kehren in den Tur Abdin zurück
Erstmals nach Jahrzehnten der Auswanderung wächst
im anatolischen Tur Abdin wieder die christliche Bevölkerung. Der syrisch
– orthodoxe Erzbischof appelliert
an Europa zur Unterstützung der zurückkehrenden Christen.
Der anatolische Tur Abdin - eine
der Herzlandschaften des kleinasiatischen Christentums - steht an einem
hoffnungsvollen Wendepunkt. "Der Exodus der Christen aus dem Tur Abdin
ist gestoppt. Erstmals nach Jahrzehnten der Auswanderung wächst die
christliche Bevölkerung", teilte der syrisch-orthodoxe Erzbischof Mar
Timotheos Samuel Aktas laut Kathpress der Linzer "Initiative
Christlicher Orient" (ICO) mit. Immer mehr ausgewanderte Christen
möchten in ihre Heimat zurückkehren, nachdem mit dem Ende des
Kurdenkonflikts Frieden in die Region eingekehrt ist.
Zahl der Christen ging drastisch zurück
Obwohl dieses Gebiet seit dem ersten
Jahrhundert christlich geprägt war, lebten zuletzt im Tur Abdin ("Berg
der Knechte Gottes") weniger als 3000 Christen. Diese Zahl ist
besonders in den vergangenen dreißig Jahren dramatisch zurückgegangen.
Allein in Deutschland leben derzeit rund 45.000 Christen aus dem Tur Abdin.
Wie der Linzer Theologe und Ostkirchen-Experte Professor Hans Hollerweger
betonte, werde eine Rückwanderung einsetzen, sobald man den rechtlichen
Voraussetzungen in der Türkei trauen könne.
Erste Familien schon zurückgekehrt
Nun gibt es zunehmendes Interesse die
seit Jahren leer stehenden christlichen Dörfer wieder zu besiedeln. Einige
Familien seien bereits in den Tur Abdin zurückgekommen, berichtet
Metropolit Timotheos. 19 Familien, die derzeit in der Schweiz und in
Deutschland leben, bereiten ihre Rückkehr nach Kafro vor, aus dem die
letzten Christen 1995 ausgewandert sind. Weitere 30 Familien wollen in ihre
Dörfer in den Izlo-Bergen - eine zur biblischen Zeit für ihren Wein
berühmte Gegend - heimkehren.
Rückwanderung nicht ohne Probleme
Die Rückwanderung wird aber nicht ganz ohne
Probleme ablaufen. Viele Häuser sind unbewohnbar und in den Ortschaften
fehlt notwendige Infrastruktur, wie Wasser- und Stromversorgung. Für manche
Christen scheitere eine Rückkehr in den Tur
Abdin auch am fehlenden Zugang zu ihrem Eigentum, das "unrechtmäßig
von anderen Personen registriert" worden sei, so der Erzbischof.
Erzbischof ruft zur Solidarität auf
"Wir brauchen die Solidarität
unserer christlichen Brüder und Schwestern in Europa", unterstreicht
Mar Timotheos: "Ich hoffe, dass unsere Freunde die Rückkehr der
Christen in den Tur Abdin sowohl ideell als auch finanziell unterstützen.
Es ist nicht nur für uns, sondern für die gesamte christliche Welt von
Bedeutung, sich dieses 'Heiligen Landes' mit seinen urchristlichen
Traditionen anzunehmen".
Türkische Regierung begrüßt die Rückkehr
Die staatlichen Stellen der Türkei
sind durchaus an einer Rückkehr der Christen interessiert und haben die
Rückkehr der Christen ausdrücklich begrüßt. So habe etwa
Staatspräsident Ahmet Necdet Sezer während seines Besuches im Kloster
Der-ul-Zafaran - dem historischen Sitz der syrisch-orthodoxen Patriarchen -
im Vorjahr sein diesbezügliches Interesse bekundet.
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