Patriarch Sabbah: Hamas
will keinen Krieg
Nach seinem Treffen mit dem
geistlichen Führer der Hamas-Bewegung ist der lateinische Patriarch von
Jerusalem, Michel Sabbah, überzeugt, dass die Organisation grundsätzlich
zum Frieden mit Israel bereit sei.
Am
vergangenen Samstag war Sabbah gemeinsam mit anderen ranghohen Christen mit
Scheich Ahmed Yassin zusammen getroffen. Der Patriarch hat die Hamas dabei
zu einem Gewaltverzicht aufgefordert. In einem Interview mit Radio Vatikan
sagte Sabbah, beim Treffen mit Yassin sei ihm gesagt worden, dass die Hamas
keinen Krieg wolle. Vielmehr sei ihr dieser durch Israel aufgezwungen
worden. Sie bekämpfe nicht die Juden als Juden, sondern als politischen
Feind und Besatzer. Sobald die 1967 besetzten Gebiete geräumt seien, stehe
die Hamas für einen Frieden mit Israel zur Verfügung. Sabbah betonte, er
habe Yassin besucht, um die Meinung der Hamas
über Krieg und Frieden auszuloten. Ziel der Begegnung war eine Überbrückung
von Gegensätzen zu Gunsten eines Friedens im Nahen Osten.
Palästinenser, Christ und
Kritiker
Sabbah ist
der erste Palästinenser in einem ranghohen Kirchenamt in Jerusalem und hat
die israelische Besatzungspolitik schon häufig offen kritisiert. Als
lateinischer Patriarch von Jerusalem ist Sabbah geistliches Oberhaupt von
rund 65.000 Katholiken.
Anfangs wurde Yassin auch
von Israel unterstützt
Der geistliche Führer der Hamsa, Scheich Ahmed Yassin, ist seit seinem zwölften
Lebensjahr querschnittgelähmt und nahezu erblindet. In den Siebzigerjahren
gründet Yassin eine islamistische Gruppe "Moujama al Islami", die
ihre Anhängerschaft vorwiegend unter Jugendlichen im Gaza-Streifen
rekrutiert. Israel fördert deren Aktivitäten, da sie sich gegen die Fatah
von Yasser Arafat richten. Am 14. Dezember 1987 gründet Yassin nach Beginn
der ersten Intifada die Hamas - von Israel als Gegengewicht zur PLO unterstützt.
Große Unterstützung in
Gaza
Im Mai 1989 wird Yassin von den Israelis verhaftet und die Hamas verboten.
Yassin wird zu lebenslanger Haft verurteilt. 1997 ließ Israel Yassin nach
Jordanien ausfliegen. Der jordanische König Hussein hatte seine Freilassung
ultimativ verlangt, nachdem zwei mit gefälschten kanadischen Reisepässen
ausgestattete Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad nach einem
gescheiterten Versuch, den Hamas-Führer Khaled Mechaal in Amman zu
ermorden, von den jordanischen Behörden festgenommen worden waren. Der
damalige israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu geriet derart in Bedrängnis, dass er unter amerikanischem Druck nachgeben musste. Yassin
kehrte im Triumph nach Gaza zurück, wo seine Bewegung mit zahlreichen
sozialen Diensten in den Palästinensergebieten viel Sympathie innerhalb der
Bevölkerung gewonnen hatte. Ihr Einfluss ist seit Beginn der zweiten
Intifada Ende September 2000 noch erheblich gewachsen. Die Hamas ist für
zahlreiche blutige Anschläge in Israel verantwortlich.
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