News 14 .08. 2002

Patriarch Sabbah: Hamas will keinen Krieg

Nach seinem Treffen mit dem geistlichen Führer der Hamas-Bewegung ist der lateinische Patriarch von Jerusalem, Michel Sabbah, überzeugt, dass die Organisation grundsätzlich zum Frieden mit Israel bereit sei.

Am vergangenen Samstag war Sabbah gemeinsam mit anderen ranghohen Christen mit Scheich Ahmed Yassin zusammen getroffen. Der Patriarch hat die Hamas dabei zu einem Gewaltverzicht aufgefordert. In einem Interview mit Radio Vatikan sagte Sabbah, beim Treffen mit Yassin sei ihm gesagt worden, dass die Hamas keinen Krieg wolle. Vielmehr sei ihr dieser durch Israel aufgezwungen worden. Sie bekämpfe nicht die Juden als Juden, sondern als politischen Feind und Besatzer. Sobald die 1967 besetzten Gebiete geräumt seien, stehe die Hamas für einen Frieden mit Israel zur Verfügung. Sabbah betonte, er habe Yassin besucht, um die Meinung der Hamas über Krieg und Frieden auszuloten. Ziel der Begegnung war eine Überbrückung von Gegensätzen zu Gunsten eines Friedens im Nahen Osten.

Palästinenser, Christ und Kritiker

Sabbah ist der erste Palästinenser in einem ranghohen Kirchenamt in Jerusalem und hat die israelische Besatzungspolitik schon häufig offen kritisiert. Als lateinischer Patriarch von Jerusalem ist Sabbah geistliches Oberhaupt von rund 65.000 Katholiken.

Anfangs wurde Yassin auch von Israel unterstützt

Der geistliche Führer der Hamsa, Scheich Ahmed Yassin, ist seit seinem zwölften Lebensjahr querschnittgelähmt und nahezu erblindet. In den Siebzigerjahren gründet Yassin eine islamistische Gruppe "Moujama al Islami", die ihre Anhängerschaft vorwiegend unter Jugendlichen im Gaza-Streifen rekrutiert. Israel fördert deren Aktivitäten, da sie sich gegen die Fatah von Yasser Arafat richten. Am 14. Dezember 1987 gründet Yassin nach Beginn der ersten Intifada die Hamas - von Israel als Gegengewicht zur PLO unterstützt.

Große Unterstützung in Gaza

Im Mai 1989 wird Yassin von den Israelis verhaftet und die Hamas verboten. Yassin wird zu lebenslanger Haft verurteilt. 1997 ließ Israel Yassin nach Jordanien ausfliegen. Der jordanische König Hussein hatte seine Freilassung ultimativ verlangt, nachdem zwei mit gefälschten kanadischen Reisepässen ausgestattete Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad nach einem gescheiterten Versuch, den Hamas-Führer Khaled Mechaal in Amman zu ermorden, von den jordanischen Behörden festgenommen worden waren. Der damalige israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu geriet derart in Bedrängnis, dass er unter amerikanischem Druck nachgeben musste. Yassin kehrte im Triumph nach Gaza zurück, wo seine Bewegung mit zahlreichen sozialen Diensten in den Palästinensergebieten viel Sympathie innerhalb der Bevölkerung gewonnen hatte. Ihr Einfluss ist seit Beginn der zweiten Intifada Ende September 2000 noch erheblich gewachsen. Die Hamas ist für zahlreiche blutige Anschläge in Israel verantwortlich.

 

 

 
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