News 10. 10. 2002

König zum Konzil: "Ich werde den 11.Oktober 1962 nie vergessen"

Der Tag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils am 11. Oktober 1962 wird für den Wiener Alterzbischof Kardinal Franz König für immer unvergesslich bleiben. Die Spannungen, Hoffnungen, aber auch so manche Skepsis hätten sich an diesem Tag in eine "große, freudige Überraschung" aufgelöst, so König in einem "Kathpress"-Gespräch.

König: "Ich werde jenen 11. Oktober 1962 nie vergessen. Als damals relativ junger Erzbischof von Wien stieg ich inmitten von rund 2.500 Konzilsvätern über die Scala Regia hinunter zum Eingang der Peterskirche. Papst Johannes XXIII. wurde in die Peterskirche hineingetragen und stieg dann von seinem Tragsessel herunter, um in der Kirche zu Fuß, zwischen den rechts und links aufgebauten langen Sitzreihen der Bischöfe hindurch bis zum Petrusgrab zu gehen". Dabei habe der Papst nicht seine päpstliche Tiara, sondern seine bischöfliche Mitra getragen - wie alle anderen Konzilsteilnehmer. Das Hauptschiff der großen Peterskirche war mit den zu beiden Seiten aufgebauten Sitzreihen für die Bischöfe für die nächsten Jahre zur Konzilsaula umgebaut worden.

Bild einer weltumspannenden Kirche

Hier sei ihm zum ersten Mal das Bild einer weltumspannenden Kirche deutlich geworden, so König: "In den Sitzungen selbst und vor allem in den Gesprächen in den Pausen konnte man Bischöfe verschiedener Hautfarbe, Rasse und Sprache miteinander in lebhaftem Gespräch sehen. Das ist, schien mir, eine vitale und lebendige Kirche".

Nicht auf Unglückspropheten hören

Auch die Eröffnungsansprache von Papst Johannes XXIII. hat sich für immer in Königs Gedächtnis eingeprägt: "Der Papst hat gesagt, man dürfe sich nicht nur für das interessieren, was alt und vergangen ist, sondern wir Bischöfe sollten freudig und furchtlos das verwirklichen, was die Gegenwart erfordert. Man dürfe nicht auf die Unglückspropheten hören, die in der modernen Zeit nichts zu sehen vermögen als Unrecht und Untergang". In der Mitte der Konzilsaula befand sich auf einem eigens vorbereiteten Tisch eine besonders kostbare Ausgabe der Heiligen Schrift, erinnert sich König. Sie stammte aus den ersten christlichen Jahrhunderten und gehörte zu den Schätzen der Vatikanischen Bibliothek. Dieses Buch und die Messfeier am Beginn einer jeden Hauptsitzung seien die deutlichen Hinweise auf das "Fundament auch dieses Konzils, auf Christus und seine Botschaft an alle Völker" gewesen, betont König.

Geregelter Tagesablauf

Der Tagesablauf des Konzils sei genau geregelt gewesen, berichtet Kardinal König. Der Generalsekretär des Konzils, Pericle Felici, gab am Beginn der Sitzungen in Latein die Tagesordnung und die vorgemerkten Wortmeldungen bekannt. Ganz vorne im Mittelschiff hatte das Präsidium, bestehend aus zehn Kardinälen, seinen Platz. Gesprochen wurde meist in Englisch, Französisch, Spanisch oder Deutsch, weniger in Latein. Die Redezeit war auf acht Minuten beschränkt. Zuerst wurde die Generallinie eines Themas diskutiert, dann die Details. Die einzelnen Themen seien von Kommissionen vorbereitet worden. Am Ende einer Sitzung wurden die eingebrachten Stellungnahmen in die Vorlagen eingearbeitet und das Ergebnis wieder zur Diskussion gestellt. Kardinal König: "Das Ziel der langen Verhandlungen mit vielen Verbesserungsvorschlägen, die manchmal in die tausende gingen, hatte zum Ziel, eine Textfassung zu erreichen, die von möglichst vielen Konzilsvätern gutgeheißen und akzeptiert werden konnte".

Kirche wurde Weltkirche

Zu den "wegweisenden Impulsen" des Konzil zählt König das erlebte Bewusstsein, "Weltkirche zu sein". Das europäische Kleid der katholischen Kirche sei auf dem Konzil sichtbar abgelegt worden. Es kam zur Einführung der Muttersprache in der Liturgie und zu einer Erneuerung der gottesdienstlichen Formen. Weitere wichtige Impulse seien das deutliche Bekenntnis zur Ökumene sowie die Betonung der "Würde und Verantwortung der Laien in der Kirche" gewesen. "Heute wird deutlich, wie sehr die Zusammenarbeit von Priestern und Laien, aber auch die Eigenständigkeit des Laienapostolats für die Zukunft der Kirche immer wichtiger wird", so König wörtlich. Wegweisend sei darüber hinaus auch die Neudefinition des Verhältnisses der katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen gewesen. So heiße es im Konzilstext, dass die katholische Kirche "nichts von dem ablehne, was in den anderen Religionen wahr und heilig ist". Daneben sei aber klar, dass die Kirche den Auftrag habe, unablässig zu verkündigen, dass Jesus Christus "der Weg, die Wahrheit und das Leben" ist.

 

Biographie:

Kardinal König

 

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