News 10. 10. 2002

Krätzl: Errungenschaften des Konzils sind "selbstverständlich" geworden

Im Ö 1 – Mittagsjournal beklagt der Wiener Weihbischof, dass sich in der Kirche "manchmal eine Ängstlichkeit breit macht".

Das Zweite Vatikanische Konzil, das vor genau 40 Jahren eröffnet wurde, habe bleibende Errungenschaften hervorgebracht, die teilweise "wie selbstverständlich geworden" sind, betonte der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl am Donnerstag im ORF-Radio-"Mittagsjournal". Als Beispiel nannte Krätzl - einer der Stenografen beim Konzil - "das Bewusstsein, dass Kirche 'wir alle sind', auch die Mitverantwortung in den Pfarren - die Pfarrgemeinderäte".

Aus Angst wird der Zentralismus gepflegt

Auf der anderen Seite müsse er feststellen, dass sich "manchmal eine Ängstlichkeit breit macht", bedauerte Krätzl. Aus Angst heraus werde "der Zentralismus gepflegt": Rom ziehe vieles an sich; "die Verselbständigung der Ortskirchen, der Diözesen, wird eher eingeengt als ausgeweitet", konstatierte der Bischof. Am 11. Oktober wird es auf den Tag genau 40 Jahre her sein, dass Papst Johannes XXIII. das Konzil mit einer programmatischen Rede feierlich eröffnet hat.

Neue Sicht des Menschen und der Sexualität

In den Konzilstexten äußert sich nach Meinung Krätzls eine neue Sicht der Kirche (Kirche als Gemeinschaft) und eine neue Sicht des Menschen. Betont werde die Eigenverantwortung unter Hinweis auf das Gewissen. Krätzl: "Das hat zur Folge auch eine neue Sicht der Ehe und der Sexualität und schließlich auch eine neue Sicht der Welt, die nicht mehr als feindlich angesehen wird. Sie steht nicht mehr im Gegensatz zum Spirituellen und ist von vornherein schlecht, sondern sie ist einfach die Schöpfung Gottes, in der wir als Menschen und Christen sind und der wir sehr viel zu bieten haben".

Liturgiereform brachte auch Enttäuschungen

Befragt zur Liturgierefom nach dem Konzil sagte der Feldkircher Diözesanbischof Klaus Küng, diese Reform sei "etwas sehr wichtiges" gewesen. Es habe aber auch manche Enttäuschung gegeben, "weil man gemeint hat, wenn man in der Volkssprache betet, dann ist alles besser". Ohne "Geist der Anbetung" nütze aber auch eine Reform nichts. Sie bleibe dann etwas, das sich nur auf Oberflächlich-Äußerliches erstrecke.

 

 

Biographie:

Helmut Krätzl

 

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