News 22. 04. 2003

Trotz SARS überfüllte Kirchen zu Ostern in Singapur

Überfüllte Kirchen und Kapellen kennzeichneten das Osterfest im südostasiatischen Stadtstaat Singapur. Trotz weiter anhaltender Gefahr durch die schwere Lungenkrankheit SARS strömten Christen aller Konfessionen zu den Kar- und Ostergottesdiensten. Ein "Kathpress"-Korrespondentenbericht von Wolfgang Rollik.

Bislang gibt es in Singapur 177 infizierte Menschen und 14 Todesopfer. Die Kirchen des Stadtstaates waren meist schon eine halbe Stunde vor Beginn der Feiern überfüllt. Dicht gedrängt standen und saßen Hunderte von Gläubigen in der katholischen Kathedrale. Weder Erzbischof Nicholas Chia noch die anwesenden Priester oder die Gemeinde trugen Schutzmasken. "Meine Schwester wollte wegen der Menschenmenge eine Maske tragen, tat es aber dann doch nicht. Wir sollten Gottvertrauen haben", sagte eine Kirchenbesucherin. Manche hatten sich allerdings einen Platz im Freien auf dem Kirchenvorplatz gesucht. "Ich möchte meine Frau, meine drei kleinen Kinder und mich schützen", meinte etwa der Leiter eines Supermarktes.

Kein Küsse des Kreuzes

Die Kirche selbst tat das ihre, um den Menschen Schutz zu bieten. Auf Anordnung des Erzbischofs gab es die traditionelle Kreuzesverehrung mit Kuss am Karfreitag nicht. Und bei den Gottesdiensten waren der Handschlag beim Friedensgruß sowie die Kelch- und Mundkommunion verboten. Auch die persönliche Beichte war durch Bußgottesdienste ersetzt worden. Pfarrer Adrian Wee von der katholischen Saint-Peter-and-Paul-Pfarre sagte, vielen Gläubigen sei dies jedoch "nicht genug gewesen". Daher habe er trotz aller Warnungen anschließend "noch anderthalb Stunden persönlich die Beichte im Beichtstuhl abgenommen".

Mit der Bedrohung leben lernen

Mehr als 70 Prozent der Bevölkerung in dem südostasiatischen Vielvölkerstaat haben laut einer Umfrage gelernt, mit der Bedrohung durch SARS umzugehen. Knapp sechs Wochen, nachdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 12. März wegen der bis dahin unbekannten Krankheit Alarm gegeben hatte, versuchen die Menschen zu einem Stück Normalität zurück zu finden. Doch Osterattraktionen wie der Zoo oder die Insel Sentosa müssen mit stark reduzierten Eintrittspreisen um Besucher werben. Vor den Kinokassen braucht sich niemand anzustellen. Gähnende Leere im Kunstmuseum: Chinesische Malereien des 20. Jahrhunderts locken niemanden zu einem Spaziergang in klimatisierten Räumen. Der Mann an der Kasse macht die typische Handbewegung dieser Tage - Daumen nach unten. "Die Besucherzahlen sind drastisch gefallen. In geschlossenen, öffentlichen Räumen hält sich derzeit niemand gerne auf", meint er.

"Wir könne uns nicht verkriechen"

In der deutschsprachigen katholischen Gemeinde von Singapur ist vielen in dieser Osternacht klar, was der als Manager tätige Harald Lauke so formuliert: "SARS ist nicht in 14 Tagen vorbei, aber wir können uns nicht verkriechen". Und so musste Pfarrer Hans Cornelsen bisher auch nicht vor leeren Bänken in der Kapelle predigen.

 

 

 

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