News 25. 07. 2003 |
USA:
Nonnen droht wegen Protesten gegen Bush Haftstrafe
Drei
US-Ordensfrauen sollen ins Gefängnis, weil sie symbolisch eine Atomrakete
"abgerüstet" hatten. Ein "Kathpress"-Korrespondentenbericht
von Daniel Sturm.
Drei
Ordensfrauen, die im Oktober 2002 symbolisch eine Atomrakete "abgerüstet"
haben, werden am Samstag in Denver ihre Gefängnisstrafe antreten. Ein
Bundesrichter in Denver (Colorado) sollte am Freitag das Strafausmaß
festsetzen. Ardeth Platte (67), Carol Gilbert (55) und Jackie Hudson (68) müssen
mit sechs bis acht Jahren Haft rechnen. Als
US-Präsident George Bush im September 2002 eine neue Sicherheitsdoktrin
verkündete, in der sich die USA das Recht zur Führung von Präventivkriegen
vorbehielten, beschlossen die Nonnen, etwas gegen die vom eigenen Land
ausgehende Bedrohung zu unternehmen. Am Jahrestag des Afghanistan-Kriegs,
dem 6. Oktober, verkleideten sich die Dominikanerinnen als
Entwaffnungs-Spezialisten und verschafften sich Zugang zu einem
Atomwaffensilo nahe der Stadt Greeley. Sie hämmerten auf das Silo ein,
malten sechs Kreuze mit ihrem eigenen Blut und hielten einen
Wortgottesdienst. Danach schnitten sie ein Loch in den Zaun, um das Gelände
symbolisch zur "öffentlichen Waffenkontrolle" freizugeben. Am
Zaun befestigten sie ein Plakat in Anspielung auf die alttestamentliche
Prophezeiung des Jesaja, wonach die Völker ihre "Schwerter zu
Pflugscharen" machen werden, statt sie gegeneinander zu erheben. Am
7. April sprach ein US-Geschworenengericht in Denver die
Friedensaktivistinnen wegen "Gefährdung der nationalen
Sicherheit" und Zerstörung von Regierungseigentum für schuldig. Die
Schwestern, die zuvor sieben Monate im Frauengefängnis in Georgetown
eingesperrt waren, wurden auf Kaution freigesetzt und nutzten die
verbleibende Zeit, um Abschied von Verwandten und Freunden zu nehmen. Die
drei Ordensfrauen, die im Juni auf Einladung der US-Friedensbewegung in
mehreren Städten öffentlich aufgetreten sind, fühlen sich "nicht
schuldig". Der Alleingang der Kriegskoalition im Irak hat sie nur noch
mehr von der Rechtmäßigkeit ihres Handelns überzeugt. "Ich bedauere,
dass unsere Regierung nach wie vor den Rest der Welt mit dem Einsatz von
Atomwaffen bedroht", sagt Sr. Carol Gilbert: "Ich bedauere außerdem,
dass wir in einem Land leben, dessen Gerichte gemeinsame Sache mit der
Regierung machen". Vor
Gericht betonten die Ordensfrauen, dass Atomwaffen unterschiedslos Soldaten
und Zivilisten töten. Ein Einsatz stelle also einen Verstoß gegen
geltendes Völkerrecht dar. Zwei Zeugen des Staatsanwaltes räumten ein, die
Aktion der Ordensfrauen habe die nationale Sicherheit nicht gefährdet.
Walter Gerash, ein Anwalt aus Denver, der die Schwestern vor Gericht
vertritt, hatte darauf hin auf Freispruch plädiert. Die Nonnen beriefen
sich auf ein Urteil des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag von 1996.
Darin heißt es unter Verweis auf Artikel zwei der UN-Charta, dass schon die
Androhung des Einsatzes von Atomwaffen illegal ist. Bush hatte aber in
seiner Sicherheitsdoktrin den Einsatz von Atomwaffen nicht ausgeschlossen. Bundesstaatsanwalt
Robert Brown meinte allen Ernstes, die Aktion stelle ein "schweres
Verbrechen" dar und müsse auch wegen des Vorstrafenregisters der drei
Friedensaktivistinnen hart bestraft werden. Seit den siebziger Jahren hatten
die Ordensfrauen mit Rückendeckung der eigenen Ordensgemeinschaft in Grand
Rapids (Michigan) immer wieder gegen "Kriegsverbrechen" der USA
protestiert und jeweils mehrere Monate in Haft verbracht.
Link:
Carol Gilbert und Ardeth Platte
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