Republik ehrt Flüchtlingshelferin
Maria Loley
Die Flüchtlingshelferin Maria Loley wurde mit dem Silbernen
Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet.
Die Überreichung nahm Wiens Integrationsstadträtin
Renate Brauner vor. Bei der Feier war auch Bischofsvikar Karl Rühringer in
Vertretung von Kardinal Christoph Schönborn anwesend. In ihrer Ansprache
hob Brauner Loleys soziales Verantwortungsgefühl und ihr großes Engagement
für Solidarität und Menschrechte hervor. Dieses Engagement stehe auch in
unmittelbarem Zusammenhang mit dem schrecklichen Briefbombenattentat auf
sie. "Dieses Attentat konnte das Engagement von Maria Loley aber in
keiner Weise stoppen", stellte Brauner fest.
Seit Jugendtagen ein Herz für Flüchtlinge
Maria Loley wurde im November 1924 als ältestes von fünf
Kindern eines Kleinstlandwirtes in Poysdorf geboren. Während der NS-
Herrschaft nahm sie Gelegenheitsarbeiten bei Bauern, in Büros und in
Haushalten an, das Studium wurde ihr und ihren Brüdern von den
Nationalsozialisten verboten. Zu Kriegsende im Jahre 1945 erlebte Maria
Loley die schrecklichen Auswirkungen der Vertreibung der deutschsprachigen
Bevölkerung im benachbarten Südmähren. Gemeinsam mit anderen
Einheimischen kümmerte sie sich um die medizinische und soziale Versorgung
der Flüchtlinge.
Rückschläge durch Krankheit
Im September 1945 fuhr sie nach Wien auf der Suche nach
einer Möglichkeit für ein Medizinstudium. Sie entschloss sich jedoch zu
einer Ausbildung als Fürsorgerin, da ihr für das nötige Studium die
Matura fehlte. Nach kurzer Zeit musste sie jedoch die Ausbildung
unterbrechen, da sie erkrankte. Völlig geschwächt, musste sie nach
Poysdorf zurückkehren. Es gelang ihr aber, durch ihren zähen
Durchhaltewillen die Krankheit trotz Hunger und Kälte zu besiegen und so
kehrte sie schließlich im November 1945 wieder an die Schule in Wien zurück.
Von 1956 bis 1979 war sie als Fürsorgerin tätig.
Hilfe für Polen
1981 startete sie privat organisierte Hilfsprojekte für
Polen. Von den 57 Hilfstransporten begleitete sie 23 selbst. 1992 baute
Maria Loley anlässlich des Ausbruchs des Krieges in Jugoslawien im
Weinviertel ein Hilfsnetz für Kriegsflüchtlinge auf. Mit ihrem Team von 50
ehrenamtlichen Helfern schaffte sie es, in der Weinviertler Gemeinde mit
damals 5.500 Einwohnern 145 Flüchtlingsfamilien zu integrieren und
"die Bevölkerung zu tatkräftiger Mithilfe zu ermutigen".
Insgesamt konnten 580 Flüchtlinge privat untergebracht werden. Das
engagierte Team besorgte nicht nur Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten, sondern
organisierte auch Kleidung und Deutschkurse.
Engagement für Flüchtlinge wird geehrt
Das Projekt "Flüchtlingshilfe Poysdorf"
wurde im September 1994 mit dem erstmals vergebenen Preis des
UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) ausgezeichnet. Ein Jahr später,
im September 1995 wurde Maria Loley für ihre beispielhafte Arbeit mit dem
Kreisky-Anerkennungspreis für Menschenrechte ausgezeichnet und vom
ORF-Landesstudio Niederösterreich zur "Frau des Jahres 1994" gewählt.
Im selben Jahr wurde sie Opfer eines Briefbomben-Attentates.
„Bewegung Mitmensch“
Maria Loley gründete nach ihrer Genesung den Verein
"Bewegung Mitmensch - Hilfe für Menschen in Not". Freie
Mitarbeiter und professionelle Kräfte stehen im Einsatz für In- und Ausländer,
ob in geistig-seelischer Not oder in materiellen und rechtlichen
Schwierigkeiten. Die "Bewegung Mitmensch" verfolgt als weiteres
Ziel die Sensibilisierung der Gesellschaft für mehr Mitmenschlichkeit.
Link:
Bewegung
Mitmensch
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