News 07. 11. 2003

"Humanisten" und "Kirchenreformer" gegen EU-Kirchenartikel , Papst dafür

Eine heterogene Allianz aus "Humanisten", Antiklerikalen und "Kirchenreformern" verlangt die Streichung des Artikels 51 in der künftigen EU-Verfassung, in dem die Rechtsstellung der Kirchen und Religionsgemeinschaften in den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten anerkannt und der "offene, transparente und regelmäßige Dialog" zwischen Kirchen und EU-Institutionen festgeschrieben wird. Der Papst hat hingegen den EU-Kirchenartikel neuerlich gefordert.

Wortführer der Allianz sind laut „Kathpress“ die "Humanisten". Am Donnerstag forderte ihr Dachverband "Europäische Föderation der Humanisten" (EHF) in Brüssel erneut die Streichung des Kirchen-Artikels. Mit dem Passus werde die weltanschauliche Neutralität der EU in Frage gestellt, erklärte die EHF. Nach Angaben der EHF hätten "  185 Nichtregierungs-

Organisationen aus Europa" die derzeit über die Verfassung beratende Regierungskonferenz aufgerufen, den Artikel zu streichen. Der Abschnitt sei vor allem eingefügt worden, um "dem Vatikan einen Platz im Institutionengefüge der EU zu gewähren".

Breite Kampagne

Die EHF arbeitet bei ihrer Kampagne mit fünf anderen "Netzwerken" zusammen, vor allem mit dem "Europäischen Netzwerk 'Kirche im Aufbruch'". Zu den "Mitgliedsorganisationen" des "Europäischen Netzwerks" zählt die österreichische Plattform "Wir sind Kirche". Die sechs "Netzwerke" haben unter dem Titel "Die Neutralität unserer europäischen Verfassung ist in Gefahr" eine Briefaktion gestartet, mit der an die Regierungschefs und Außenminister der EU-Mitgliedsstaaten "entschieden" appelliert wird, den Artikel 51 zu streichen, der in den europäischen Institutionen ein Recht der Kirchen "auf Einmischung in Fragen der individuellen Entscheidung" institutionalisiere. Es gebe keinerlei Grund, den Kirchen eine "besondere und privilegierte" Rechtsstellung einzuräumen, so das "Europäische Netzwerk 'Kirche im Aufbruch'".

Papst für Erwähnung christlicher Wurzeln

Papst Johannes Paul II. hat erneut und mit Nachdruck eine ausdrückliche Erwähnung der christlichen Wurzeln Europas in der künftigen EU-Verfassung gefordert. Bei einer Audienz sagte der Papst, Europa müsse sein wertvollstes Erbe anerkennen und erhalten. Dieses Erbe bestehe aus den Werten, aus denen sich der "schicksalhafte Einfluss des Kontinents auf die Geschichte der Zivilisation" ergebe. Zu diesen Werten zählte der Papst in seiner Ansprache die personale Menschenwürde, die Unantastbarkeit menschlichen Lebens, die zentrale Rolle der auf der Ehe gegründeten Familie, die Solidarität, die Subsidiarität, den Rechtsstaat und eine funktionierende Demokratie. Johannes Paul II. betonte, viele kulturelle Wurzeln hätten dazu beigetragen, diese Werte zu festigen. Es sei aber nicht zu leugnen, dass das Christentum die Kraft gewesen sei, die sie gefördert, versöhnt und konsolidiert habe. Deshalb sei es "logisch", dass die EU-Verfassung die christlichen Wurzeln des Kontinents ausdrücklich nennen solle.

 

 

 
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