Katholikentag: "Die
Geschichte verpflichtet zur Verantwortung"
Internationales Symposion
in Sarajevo setzte sich mit den Märtyrern des 20. Jahrhunderts in den
Teilnehmerländern des Mitteleuropäischen Katholikentags auseinander.
"Die
Geschichte verpflichtet zur Verantwortung": Diese Überzeugung prägte
ein zweitägiges internationales wissenschaftliches Symposion in der
bosnischen Hauptstadt Sarajevo, das den Märtyrern und Glaubenszeugen aus
den acht Teilnehmerländern des Mitteleuropäischen Katholikentags gewidmet
war.
"Allzu schnell habt
Ihr auf diese Hölle vergessen!"
Nach der
Eröffnung durch den Erzbischof von Sarajevo, Kardinal Vinko Puljic, verwies
Bischof Maximilian Aichern als Leiter der österreichischen Delegation auf
die Worte Papst Johannes Paul II. bei dessen Besuch in Mauthausen 1988:
"Allzu schnell habt Ihr auf diese Hölle vergessen!" Der Linzer Diözesanbischof
erinnerte auch an das Seligsprechungs- verfahren für den Kriegsdienst-
verweigerer Franz Jägerstätter und dessen Zeugnis für die Menschenwürde
und das christlich gebildete Gewissen.
Glaubenszeugnisse in Zeiten
des Kommunismus
Kirchenhistoriker
mehrerer Länder untersuchten bei der Tagung die verschiedenen Arten der
Verfolgung und die entsprechenden Formen des Glaubenszeugnisses der
Katholiken und der Christen anderer Konfessionen. Vom "stillen
Martyrium" in der früheren CSSR - dargestellt vom jungen polnischen
Kirchenhistoriker Bogdan Pelc (in Prag tätig) - reicht über die
dramatische Geschichte Polens und Ungarns ein weiter Bogen bis zu den
grauenhaften Gewaltakten gegen Priester und Ordensschwestern, die am Ende
des Zweiten Weltkriegs im ehemaligen Jugoslawien verübt wurden.
Märtyrer des
Nationalsozialismus
Die
Situation der Märtyrer und Glaubenszeugen unter dem Nationalsozialismus
analysierte der Wiener Pfarrer und Kirchenhistoriker Jan Mikrut, der auch
Herausgeber der eben vollendeten zehnbändigen Reihe "Faszinierende
Gestalten der Kirche Österreichs" ist. Nach Mikruts Angaben starben
allein in Dachau 1.393 katholische Priester aus Polen. Papst Johannes Paul
II. hat anlässlich des Heiligen Jahres 2000 den Anstoß zu einer
intensiveren Beschäftigung mit den christlichen Märtyrern der Moderne
gegeben und viele Bischofskonferenzen - darunter die Österreichische als
eine der ersten - sind dieser Aufforderung durch die Erstellung eines "Martyrologiums"
nachgekommen, wie Mikrut unterstrich.
„Der Tod steht im Dienst
des Zeugnisses“
Inhaltlicher
Höhepunkt des Symposions war das Referat der jungen kroatischen Ordensfrau
und Theologin Veronika Nela Gaspar über das Martyrium als "Zeugnis der
Liebe nach dem Vorbild Jesu Christi". Gestützt auf biblische und
patristische Quellen arbeitete sie heraus, dass christliches Martyrium etwas
anderes bedeutet als das bloß passive Erleiden eines gewaltsamen Todes.
"Ein Märtyrer ist derjenige, der sein Leben aus Treue zum Zeugnis Jesu
hingibt. Der Tod steht im Dienst dieses Zeugnisses, isoliert für sich wird
er nicht betrachtet", betonte die Ordensfrau, die in Zagreb als
Assistentin für dogmatische Theologie tätig ist.
Wiederherstellung der Liebe
Die
Theologin unterstrich in Sarajevo den friedensstiftenden Aspekt des
christlichen Martyriums: "Der Märtyrer stirbt nicht für die
Vertiefung des Hasses, sondern für die Wiederherstellung der Liebe".
Gerade weil es - menschlich betrachtet - als Torheit und Tragödie gilt, sei
das Martyrium ein Zeugnis dafür, "dass alles, was aus Liebe getan
wird, Bestand hat": "Die Liebe ist stärker als der Tod".
Aber der christliche Märtyrer wähle den Tod nicht, er nehme ihn auf sich,
um Jesus die Treue zu halten.
Dramatische Situation der
Flüchtlinge
Am
Rande des Symposions berichtete der neue bosnische Caritasdirektor Pero
Brkic von der weiterhin dramatischen Situation der rückkehrwilligen
kroatischen Flüchtlinge, die in der Republika Srpska keine Lebensgrundlage
haben. Da die katholische Kirche Bosniens nach wie vor sehr arm ist, sei die
Caritas nicht in der Lage, diesen Menschen aus eigener Kraft zu helfen,
obwohl es an Ideen und Projekten nicht fehle.
Link:
Mitteleuropäische
Katholikentag
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