News 06. 02. 2004

Missbrauch: Papst fordert bessere Ausbildung der Priester

Bei Anschuldigungen gegen Geistliche müssten die Normen von Gerechtigkeit und Maß eingehalten werden, betonte Johannes Paul II.

Papst Johannes Paul II. hat angesichts der jüngsten Missbrauchsfälle durch katholische Geistliche eine verbesserte Ausbildung und Erziehung der Seminaristen und Kleriker gefordert. Die römische Glaubenskongregation müsse in Zusammenarbeit mit den anderen zuständigen Kurienbehörden für geeignete Maßnahmen sorgen, damit die Geistlichen ihre Berufung und ihre Verpflichtung zur Keuschheit leben, sagte er am Freitag vor der Vollversammlung der Kongregation.

Maß und Gerechtigkeit

Bei einschlägigen Beschuldigungen gegen Geistliche müssten die Normen mit Gerechtigkeit und Maß angewendet werden. Dem Recht des Beschuldigten auf Verteidigung müsse ebenso Rechnung getragen werden wie den Erfordernissen des Gemeinwohls, fügte der Papst hinzu. Johannes Paul hatte im Frühjahr 2001 der Glaubenskongregation die generelle Zuständigkeit für alle "schwerwiegenden Verfehlungen" übertragen, zu denen sexuelle Beziehungen von Geistlichen mit Minderjährigen zählen, aber auch der Bruch des Beichtgeheimnisses.

Für "konstruktive Erneuerung der Naturrechts-Lehre" 

In seiner Ansprache an die Mitglieder der Glaubenskongregation bekräftigte Johannes Paul II. die Bedeutung des natürlichen Sittengesetzes. Leider sei diese Idee, die er in früheren Enzykliken entfaltet habe, bislang nicht im erwünschten Maße rezipiert worden, sagte der Papst. Er forderte die Glaubenskongregation auf, zu einer "konstruktiven Erneuerung der Lehre vom moralischen Naturrecht" beizutragen. Dabei sollte die Kongregation auch Übereinstimmung mit Vertretern anderer Kirchen, Religionsgemeinschaften und Weltanschauungsgruppen suchen, empfahl der Papst.

Mehr Desorientierung als Orientierung

Generell äußerte sich Johannes Paul II. in seiner Ansprache kritisch zur Verbreitung und Rezeption lehramtlicher Dokumente. Durch die rasche Verbreitung und Interpretation der kirchlichen Texte in den Medien würden die katholischen Gläubigen "oft mehr desorientiert als orientiert". Die Kongregation müsse für geeignete Wege der Übermittlung und Verbreitung von kirchlichen Dokumenten sorgen. Dabei sei zu berücksichtigen, dass die primär Verantwortlichen für die Interpretation päpstlicher Aussagen die Bischöfe seien.

 

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