News 07. 05. 2004

Welthaus: Eine Welt ohne Hunger ist möglich

Mehr als 800 Millionen Menschen sind weltweit unternährt. „Welthaus Österreich“ verlangt, dass alle Menschen ausreichend und regelmäßig Nahrung zur Verfügung haben, die nährstoffreich und kulturell angepasst ist. Dafür seien weltweit die Rahmenbedingungen zu schaffen.

Welthaus Österreich eröffnete in Wien das Bildungsprojekt "Die Dringlichkeit regionaler Ernährungssicherheit" mit dem internationalen Symposium "Eine Welt ohne Hunger ist möglich!" Das „Welthaus Österreich“ ist der Zusammschluss von sechs kirchlichen entwicklungspolitischen Organisationen in Graz, Salzburg, Innsbruck, St. Pölten und Wien. Damit alle Menschen ausreichend und regelmäßig Nahrung haben, brauche es die entsprechenden Rahmenbedingungen, so Welthaus Österreich. Dazu zählen:  Stärkung der regionalen Landwirtschaft, Chancengleichheit im internationalen Agrarhandel und Erhaltung pflanzengenetischer Vielfalt.

800 Millionen Menschen unterernährt

Ulrike Grote vom Zentrum für Entwicklungsforschung in Bonn gab einen Überblick über die globale Ernährungssituation: 15% der Weltbevölkerung seien unterernährt, drei Viertel davon in Asien. Am meisten betroffen seien Menschen in ländlichen Regionen, wobei die Armut in nicht bewässerten Gegenden am größten sei. Die Immunschwächekrankheit AIDS verstärke vor allem in Afrika die Situation noch mehr, weil gerade der produktive Teil der Bevölkerung ausfalle. Dennoch meint Grote, dass Ernährungssicherheit für alle Menschen möglich sei: „Es scheitert nur an der gerechten Verteilung der Nahrungsmittel“.

Kuchen vergrößern

Thomas Friedheim von der Welthandelsorganisation WTO in Genf verwahrte sich davor, dass die WTO dort Verantwortung übernehmen solle, wo sie eigentlich bei den nationalen Regierungen liegen würde. Die WTO sei nicht dazu da, Entwicklungshilfe zu leisten. Der Handel als solcher gebe aber zumindest die Chance, den Kuchen für die Entwicklungsländer zu vergrößern. Wie der Kuchen dann national verteilt werde, sei von der WTO nicht zu beeinflussen. Friedheim unterstützt die Vorschläge der CIDSE (internationaler Dachverband katholischer Hilfswerke der Entwicklungszusammenarbeit), wonach die Entwicklungsländer die Möglichkeit haben sollen, Zölle kurzzeitig anzuheben, um die eigene Wirtschaft vor subventionierten Importen zu schützen.

Nahrungsmittel vor Ort kaufen

Gerhard Schmalbruch von EuronAid in Den Haag legt besonderen Wert darauf, dass bei Hilfslieferungen lokale Ernährungsgewohnheiten berücksichtigt und erhalten werden. Während am Anfang der Export von Agrarüberschüssen der Länder der Europäischen Union stand, habe sich mittlerweile die Erkenntnis durchgesetzt, dass Nahrungsmittel besser vor Ort angekauft werden sollten. So könnten lokale Märkte gestärkt werden, anstatt sie durch Nahrungsmittelimporte zu zerstören. Hier stünden sich die Politiken von EU und USA allerdings diametral gegenüber, weil letztere noch immer in der Nahrungsmittelhilfe von den eigenen Überschüssen ausgehen würde, so Schmalbruch. Insgesamt sei das Volumen der vor Ort gekauften Nahrungsmittel für Hilfeleistungen kaum mehr als zehn Prozent des Gesamtvolumens. EuronAid ist ein Zusammenschluss von 40 Nichtregierungsorganisationen zur Durchführung von Nahrungsmittelhilfe gemeinsam mit der EU.

Elend bekämpfen

Gunter Prüller-Jagenteufel, Sozialethiker der Universität Wien, entwickelt seine Darstellung des ethischen Aspekts von Nahrungsunsicherheit an Hand des Katechismus-Zitats "Die Güter der Erde sind für das gesamte Menschengeschlecht bestimmt". Die aktuelle Globalisierung bevorzuge aber nur eine kleine Gruppe. Globalisierung sei kein Naturereignis, sondern von Menschen gemacht und daher auch ethisch zu verantworten, so Prüller-Jagenteufel. Gerechtigkeit herrsche nicht nur dort, wo der Austausch zwischen Einzelnen geschehe, es bestehe auch eine Verpflichtung der Gesellschaft für den Einzelnen und umgekehrt. "Solange der Skandal des Hungers nicht überwunden ist, dürfen wir nicht nachlassen, durch geeignete Projekte das Elend zu bekämpfen", meint Prüller-Jagenteufel.

 

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