Welthaus: Eine Welt ohne Hunger ist möglich
Mehr als 800 Millionen Menschen sind weltweit unternährt. „Welthaus Österreich“
verlangt, dass alle Menschen ausreichend und regelmäßig Nahrung zur Verfügung
haben, die nährstoffreich und kulturell angepasst ist. Dafür seien
weltweit die Rahmenbedingungen zu schaffen.
Welthaus Österreich eröffnete in Wien das Bildungsprojekt "Die
Dringlichkeit regionaler Ernährungssicherheit" mit dem internationalen
Symposium "Eine Welt ohne Hunger ist möglich!" Das „Welthaus Österreich“
ist der Zusammschluss von sechs kirchlichen entwicklungspolitischen
Organisationen in Graz, Salzburg, Innsbruck, St. Pölten und Wien. Damit
alle Menschen ausreichend und regelmäßig Nahrung haben, brauche es die
entsprechenden Rahmenbedingungen, so Welthaus Österreich. Dazu zählen:
Stärkung der regionalen Landwirtschaft, Chancengleichheit im
internationalen Agrarhandel und Erhaltung pflanzengenetischer Vielfalt.
800 Millionen Menschen unterernährt
Ulrike Grote vom Zentrum für Entwicklungsforschung in Bonn gab einen Überblick
über die globale Ernährungssituation: 15% der Weltbevölkerung seien
unterernährt, drei Viertel davon in Asien. Am meisten betroffen seien
Menschen in ländlichen Regionen, wobei die Armut in nicht bewässerten
Gegenden am größten sei. Die Immunschwächekrankheit AIDS verstärke vor
allem in Afrika die Situation noch mehr, weil gerade der produktive Teil der
Bevölkerung ausfalle. Dennoch meint Grote, dass Ernährungssicherheit für
alle Menschen möglich sei: „Es scheitert nur an der gerechten Verteilung
der Nahrungsmittel“.
Kuchen
vergrößern
Thomas Friedheim von der Welthandelsorganisation WTO in Genf verwahrte sich
davor, dass die WTO dort Verantwortung übernehmen solle, wo sie eigentlich
bei den nationalen Regierungen liegen würde. Die WTO sei nicht dazu da,
Entwicklungshilfe zu leisten. Der Handel als solcher gebe aber zumindest die
Chance, den Kuchen für die Entwicklungsländer zu vergrößern. Wie der
Kuchen dann national verteilt werde, sei von der WTO nicht zu beeinflussen.
Friedheim unterstützt die Vorschläge der CIDSE (internationaler
Dachverband katholischer Hilfswerke der Entwicklungszusammenarbeit), wonach
die Entwicklungsländer die Möglichkeit haben sollen, Zölle kurzzeitig
anzuheben, um die eigene Wirtschaft vor subventionierten Importen zu schützen.
Nahrungsmittel vor Ort kaufen
Gerhard Schmalbruch von
EuronAid in Den Haag legt besonderen Wert darauf, dass bei Hilfslieferungen
lokale Ernährungsgewohnheiten berücksichtigt und erhalten werden. Während
am Anfang der Export von Agrarüberschüssen der Länder der Europäischen
Union stand, habe sich mittlerweile die Erkenntnis durchgesetzt, dass
Nahrungsmittel besser vor Ort angekauft werden sollten. So könnten lokale Märkte
gestärkt werden, anstatt sie durch Nahrungsmittelimporte zu zerstören.
Hier stünden sich die Politiken von EU und USA allerdings diametral gegenüber,
weil letztere noch immer in der Nahrungsmittelhilfe von den eigenen Überschüssen
ausgehen würde, so Schmalbruch. Insgesamt sei das Volumen der vor Ort
gekauften Nahrungsmittel für Hilfeleistungen kaum mehr als zehn Prozent des
Gesamtvolumens. EuronAid ist ein Zusammenschluss von 40
Nichtregierungsorganisationen zur Durchführung von Nahrungsmittelhilfe
gemeinsam mit der EU.
Elend bekämpfen
Gunter Prüller-Jagenteufel, Sozialethiker der Universität Wien, entwickelt
seine Darstellung des ethischen Aspekts von Nahrungsunsicherheit an Hand des
Katechismus-Zitats "Die Güter der Erde sind für das gesamte
Menschengeschlecht bestimmt". Die aktuelle Globalisierung bevorzuge
aber nur eine kleine Gruppe. Globalisierung sei kein Naturereignis, sondern
von Menschen gemacht und daher auch ethisch zu verantworten, so Prüller-Jagenteufel.
Gerechtigkeit herrsche nicht nur dort, wo der Austausch zwischen Einzelnen
geschehe, es bestehe auch eine Verpflichtung der Gesellschaft für den
Einzelnen und umgekehrt. "Solange der Skandal des Hungers nicht überwunden
ist, dürfen wir nicht nachlassen, durch geeignete Projekte das Elend zu bekämpfen",
meint Prüller-Jagenteufel.
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