News 07. 06. 2004

Kircheninitiativen kritisieren Vatikan für Suspendierung Hasenhüttls

Die katholische Reformbewegung "Wir sind Kirche" und die ökumenische "Initiative Kirche von unten" haben die vom Vatikan bestätigte Suspendierung des Saarbrücker Priesters Gotthold Hasenhüttl kritisiert. Hasenhüttl hatte eine gemeinsame Abendmahlfeier mit Protestanten gefeiert.

Nach Ansicht von "Wir sind Kirche" ist das Dekret der römischen Glaubenskongregation eine schwere Belastung für die Ökumene. "Trotz aller Verbote und Drohungen wird es Rom nicht gelingen, die theologisch begründete und weithin geübte Praxis der Eucharistischen Gastfreundschaft in der Ökumene zu stoppen", teilte "Wir sind Kirche" am Samstag in Hannover mit.  

Vatikan: "Schweres Vergehen"

Der Trierer Bischof Reinhard Marx hatte den Priester Hasenhüttl im Juli 2003 wegen einer gemeinsamen Abendmahlfeier mit Protestanten am Rande des ersten ökumenischen Kirchentags in Berlin suspendiert. Der Vatikan bestätigte diese Kirchenstrafe, wie am Freitag bekannt wurde. In ihrem Dekret an Hasenhüttl verweist die römische Glaubenskongregation darauf, dass "es nicht möglich ist, einer Person die Kommunion zu reichen, die nicht getauft ist oder die unverkürzte Glaubenswahrheit über das eucharistische Mysterium zurückweist". Hasenhüttl habe sich eines "sehr schwerwiegenden und bedauerlichen Vorfalls schuldig gemacht", schrieb die Kongregation im Hinblick auf die Enzyklika des Papstes zur Eucharistie.

Suspendierung zurzeit außer Kraft

Da Hasenhüttl umgehend Rekurs gegen die Entscheidung eingelegt hat, ist die Suspendierung zurzeit außer Kraft gesetzt. Hasenhüttl kündigte an, bis zu einer endgültigen Entscheidung weiter Messen zu feiern. "Man ist gar nicht auf meine Argumente gegen die Entscheidung des Trierer Bischofs eingegangen", beklagte sich der Theologe. Deshalb nutze er die Möglichkeit eines zweiten Rekurses. Der erneuten Forderung der katholischen Kirche nach Reue und Unterwerfung unter die kirchliche Ordnung wolle er aus Gewissensgründen nicht nachkommen.

Kritik: Protestanten zu "Kirche zweiter Klasse deklassiert"

Das ökumenische Netzwerk "Initiative Kirche von unten" (IKvu) verurteilte die Vatikan-Entscheidung als rückwärts gewandt. "Dieser Schritt zeigt, dass Ökumene trotz aller gut gemeinten Worthülsen der Amtsträger auf Eis liegt", sagte der Bundesgeschäftsführer der IKvu, Bernd Hans Göhrig. Die Evangelische Kirche in Deutschland müsse sich wehren gegen diesen Angriff aus dem Vatikan, verlangte Göhrig. "Schließlich wird die protestantische Kirche in der Begründung der Glaubenskongregation erneut als Kirche zweiter Klasse deklassiert."

Hasenhüttl bei Kirchentag

"Wir sind Kirche" kündigte unterdessen an, dass der Fall Hasenhüttl als Programmpunkt für den katholischen Kirchentag in Ulm am 19. Juni aufgenommen worden sei. Der Theologieprofessor werde an dem Tag an einer Podiumsdiskussion zum Thema "Eiszeit in der Ökumene?

- Eucharistische Gastfreundschaft am Ende?" auch selbst als Redner teilnehmen.

 

 

 

 

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