Asyl: UNHCR startet
Plakat-Kampagne gegen Vorurteile
"Fairness statt
Vorurteile!" fordert das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) jetzt
in einer österreichweiten Kampagne, um "teilweise grotesken"
Meinungen über Asylwerber entgegenzutreten.
Auch wenn es
in anderen europäischen Ländern Probleme mit Vorurteilen gegenüber Flüchtlingen
gebe, sei die Situation in Österreich derzeit besonders "krass",
sagte der UNHCR-Österreich-Verantwortliche Gottfried Köfner am Montag in
einer Pressekonferenz: "Fast wöchentlich wird es ärger".
"Sozialschmarotzer"
Opfer von
Krieg, Misshandlung und Schlepperei würden immer wieder als
"Sozialschmarotzer", Schwindler oder Abenteurer abgestempelt.
Vieles, was zuletzt in Österreich über Flüchtlinge gesagt wurde, mache
ihn "sprachlos", so Köfner. Die "Spirale der
Verbalgewalt" dürfe sich nicht weiterdrehen. "Es muss Schluss
sein mit dem Schlechtmachen von Flüchtlingen, Schluss mit der Angstmache,
Schluss mit der Verunsicherung der Bevölkerung", appellierte Köfner.
„Ungekannte Qualität von
Aggression"
Die Politik müsse
dem "Nachplappern" von Vorurteilen aktiv entgegentreten, deren
Verbreitung "schwer wiegende Folgen" für Integration und
Zusammenleben habe. Der UNHCR-Vertreter wollte keine einzelnen "Zündler"
namhaft machen, auch das Schweigen zu dieser Spielart der
Fremdenfeindlichkeit sei zu verurteilen. "So mancher Politiker hat
manches Vorurteil einfach übernommen, ohne sich viel um die Fakten zu kümmern",
beklagte Köfner. Konkrete Kritik übte das UNHCR bei der Pressekonferenz
u.a. an FP-Justizsprecherin Helene Partik-Pable und ihrer Behauptung, neun
von zehn Asylwerbern kämen aus wirtschaftlichen Motiven, und an
Innenminister Ernst Strasser, der tschetschenischen Flüchtlingen eine in Österreich
bisher ungekannte "Qualität von Aggression" attestierte.
2.000 Plakate
Mit 2.000 in
ganz Österreich affichierten Plakaten will das UN-Flüchtlingshochkommissariat
nun die Informationsoffensive gegen die häufigsten zwölf Vorurteile über
Flüchtlinge und Asylsuchende eröffnen; Links auf die Website www.unhcr.at
bieten ein umfassendes Spektrum von Argumenten. Die Plakate selbst - die
Sujets wurden von der Agentur "Publicis Group Austria" kostenlos für
die Kampagne entworfen - nennen einzelne Vorurteile im Stil von
Tageszeitungs-Überschriften in stark überzeichneter Form: "Asylwerber
spielen mit üblen Tricks" oder "Asylwerber zeigen nie ihr wahres
Gesicht" heißt es da zu entsprechenden Fotomontagen, zur Widerlegung
dieser Pauschalurteile wird auf die Website verwiesen.
Zahl neuer Asylanträge geht
kontinuierlich zurück
"Österreich
wird der großen Zahl von Asylwerbern kaum mehr Herr" lautet z.B. eines
der hier behandelten Vorurteile. Faktum sei, dass seit Jänner 2003 die Zahl
neuer Asylanträge kontinuierlich zurückgeht, "praktisch jeden Monat
gibt es weniger als im Vergleichsmonat des Vorjahres". Gemessen an den
Vergleichszahlen von vor zwei Jahren "sind es zum Teil gar nur halb so
viele Menschen, die in Österreich Zuflucht suchen", so das UNHCR. Köfner
wies auf das paradoxe Phänomen hin, dass "immer weniger Flüchtlinge
in Österreich auf immer mehr Vorurteile stoßen".
Anstieg der Kriminalität?
Unwahr sei
auch, dass Asylwerber stehlen und für den Anstieg der Kriminalität in Österreich
verantwortlich sind. Die wenig bekannte "gerichtliche
Kriminalstatistik" - sie listet von einem Richter verurteilte
Straftaten auf - belege, dass viel weniger Asylwerber mit dem Strafgesetz in
Konflikt kommen als oft behauptet wird. Kriminelle gebe es zwar auch unter
Asylsuchenden. Aber, so der UNHCR, insgesamt seien sie aber "nicht gefährlich,
sondern oft gefährdet".
Gegen Vorurteile
Als Beispiel
dafür, welche Bereicherung Flüchtlinge und Heimatvertriebene darstellen können,
führt das UNHCR u.a. Kardinal Christoph Schönborn ins Treffen; er habe wie
auch der Schwimm-Star Mirna Jukic oder der Publizist Paul Lendvai "dem
sicheren Hafen Österreich nach der Flucht viel geben können".
Argumentiert
wird auf der UNHCR-Website auch gegen Vorurteile wie "Asylwerber
dealen!, "Asylwerber suchen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen um
Asyl an" oder "die allermeisten Asylwerber kommen aus
wirtschaftlichen Motiven". Die Plakat-Kampagne läuft ab sofort bis
mindestens Ende Juli, die Flächen stellt die "Gewista" gratis zur
Verfügung.
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