Rückblick

Kurt Krenn - ein umstrittener Bischof

Die 13-jährige Amtszeit von Bischof Kurt Krenn in St. Pölten war von zahlreichen Kontroversen und Konflikten geprägt.

Kurt Krenn wurde am 28. Juni 1936 in Rannariedl (OÖ) als zweites von sechs Kindern des Ehepaares Karl und Leopoldine Krenn geboren. Er verlor schon früh seinen Vater, der als Soldat am 6. August 1944 fiel. Nach der Matura am Realgymnasium in Schlierbach trat Krenn 1954 in das Priesterseminar Linz ein und begann das Studium an der Philosophisch-Theologischen Lehranstalt Linz. Von 1955 bis 1965 studierte er Philosophie und Theologie an der Pontificia Universitas Gregoriana und Kirchenrecht an der Pontificia Universitas Lateranensis in Rom. In der Kirche Sant'Ignazio der "ewigen Stadt" wurde er am 7. Oktober 1962 auch zum Priester geweiht.

Theologe

1965 war Krenn Seelsorger in der Pfarre Capena bei Rom. Es folgten Studienaufenthalte in Tübingen und München. Von 1966 bis 1970 war Krenn wissenschaftlicher Assistent an der Universität der bayerischen Landeshauptstadt. Danach unterrichtete er fünf Jahre als Professor an der Philosophisch-Theologischen Hochschulein Linz, 1974/75 auch drei Semester als Lehrbeauftragter an der Theologischen Hochschule St. Pölten. 1975 erfolgte die Berufung als ordentlicher Professor auf den Lehrstuhl für "Systematische Theologie" an der Universität Regensburg.

Wiener Weihbischof

Krenns Ernennung zum Wiener Weihbischof im Jahr 1987 führte zu teils heftigen Protesten. Für seinen Weg zur Weihe im Wiener Stephansdom brauchte der als streng konservativ bekannte Theologe wegen am Boden liegender Demonstranten die Hilfe der Polizei. Während der Zeit als Wiener Weihbischof sorgte Krenn unter anderem mit seinen Äußerungen zum Thema Empfängnisverhütung für Aufsehen. Aber auch seine Forderung, für Religionsjournalisten eine offizielle kirchliche Bevollmächtigung einzuführen, führte zu Protesten.

Diözesanbischof in St. Pölten

Mit seiner Weihe zum St. Pöltener Diözesanbischof am 15. September 1991 begann eine ganze Reihe von Konflikten rund um die Person Krenns. Auf Ablehnung stieß er unter anderem bei den Äbten der niederösterreichischen Stifte, die sogar eine Initiative zur Absetzung des Bischofs starteten. Eine schier unendliche Geschichte ist auch die Auseinandersetzung mit dem Paudorfer Pfarrer Udo Fischer. Krenn hatte den Pater 1998 als Pfarrer abgesetzt. Fischer, der dem Stift Göttweig angehört, blieb dennoch im Amt, weil er von seinem Abt Clemens Lashofer in der Funktion belassen wurde.

"Da müsste der liebe Gott abdanken"

Für Aufsehen sorgte Krenn immer wieder durch seine Aussagen über die „Wahrheit“. Am "Runden Tisch" des ORF am 7. Juni 1997 antwortete Krenn etwa auf die Frage, ob er die Wahrheit gepachtet habe, "ich habe sie zu vertreten“. Was müsse geschehen, damit er über die Richtigkeit seiner Aussagen nachdenke, wurde Krenn weiter gefragt. Der Bischof daraufhin: "Da müsste der liebe Gott abdanken, denn ich vertrete ja die Wahrheit, die der liebe Gott uns gibt." In der ORF-Pressestunde vom 13. 11. 1994 antwortete Krenn auf die Frage, ob er die Wahrheit vertrete, schlicht „natürlich“. Für viele Kritiker waren Aussagen wie diese vor allem Zeichen einer Gesprächsverweigerung des Bischofs. Krenn selbst hat die Kritik an ihm stets zurück gewiesen. Streitbar zu sein gehöre für ihn zum "Wesen eines vernünftigen Menschen", sagte er einmal.

„Hollabrunner Lausbubengeschichten" und ...

Zu heftigen Kontroversen führte auch Krenns Verteidigung des inzwischen verstorbenen Wiener Alterzbischofs, Kardinal Hans Hermann Groer. Gegen Groer waren im Frühjahr 1995 Vorwürfe laut geworden, er habe in seiner früheren Tätigkeit als Erzieher Buben sexuell missbraucht. Diese Vorwürfe wurden nie wirklich aufgeklärt, haben aber zur Absetzung Groers geführt. Die Folge war die schwerste Krise der katholischen Kirche in Österreich nach 1945, auf das Kirchenvolks-Begehren reagierte die Amtskirche mit dem "Dialog für Österreich". Krenn lehnte Volksbegehren und Dialog ab, versagte aber im Gegensatz zu seinen Amtsbrüdern Groer niemals die Unterstützung. Die Vorwürfe gegen Groer bezeichnet er als „Hollabrunner Lausbubengeschichten". Im Zuge der Debatte um das Kirchenvolks-Begehren sorgte Krenn auch durch die Aussage "unser Volk hat schon einmal in sehr großer Mehrheit geirrt" für Proteste. Dass er damit einen Vergleich mit der "Volksabstimmung" beim österreichischen Anschluss an Hitler-Deutschland 1938 gezogen habe, bestritt Krenn allerdings.

... "Buben-Dummheiten"

1998 war die Kirchenkrise dann Thema bei einem Ad-limina-Besuch der österreichischen Bischöfe in Rom. Dort kam es zum offenen Konflikt zwischen den Bischöfen. Krenn sagte - sehr zum Ärger des Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, - er kenne den Bericht der Bischöfe nicht. Nachdem Schönborn dieser Darstellung widersprach, reagierte Krenn mit den Worten "mir genügt's, wenn die Lügner das Maul halten." Der Konflikt um Krenn hat die Bischöfe in der Folge nicht mehr losgelassen. Im Zuge der Affäre um das Priesterseminar wurde Schönborn dann im Juli dieses Jahres deutlich und kritisierte auch den Vatikan. Die Bischofskonferenz und Nuntius Georg Zur hätten schon vor Monaten darauf hingewiesen, dass in St. Pölten etwas "nicht richtig" laufe. "Und es ist traurig, dass erst jetzt reagiert wird." er sei enttäuscht, dass Rom so lange zugewartet habe. Krenn selbst verteidigte die Vorgänge im St. Pöltener Priesterseminar anfangs unter anderem mit der Aussage, es handle sich um "Buben-Dummheiten".

 

 

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