News 14. 12. 2004

Behindertenhilfe protestiert gegen Auftritte von Bioethiker Singer

Der Bundesverband Evangelische Behindertenhilfe hat heftig gegen neue Auftritte des umstrittenen australischen Bioethikers Peter Singer protestiert. Singer ist ein Kritiker eines strikten Tötungsverbotes. 

Auf einer internationalen Konferenz in Heidelberg habe sich Singer in der vergangenen Woche für die aktive Tötung schwerstbehinderter Menschen ausgesprochen, teilte der Evangelische Verband in Stuttgart mit. Am Montagabend hatte ihn die philosophische Fakultät der Universität Düsseldorf zu einer Diskussion eingeladen. Singer dürfe in Deutschland kein Podium für Agitationszwecke erhalten, forderte die Behindertenhilfe.

Singer: Gesunder Affe mehr wertvoller als behindertes Kind 

Die Thesen des Euthanasie-Befürworters Singer seien in vielen Fachdiskussionen und auch in den Auseinandersetzungen der Enquete- Kommission "Recht und Ethik der modernen Medizin" widerlegt worden, hieß es. Singer hatte am 11. Dezember einen Vortrag zum Thema "Menschenwürde und Wissenschaft" am Deutsch-Amerikanischen Institut in Heidelberg gehalten. Dabei habe er gesagt: "Wenn Ärzte vor die Entscheidung gestellt werden, ein schwer behindertes neugeborenes Kind oder ein gesundes Schimpansenbaby zu retten, so halte ich es für legitim, das Leben des Affen dem des behinderten Menschen vorzuziehen!".

Umstrittener Denker

In früheren Jahren hatte Singer in Deutschland große Kontroversen ausgelöst, Protestierende hatten Veranstaltungen unterbrochen, Kongresse wurden abgesagt. Der heute 58 Jahre alte Philosoph hat seit 1999 einen Lehrstuhl am Zentrum für Menschliche Werte der amerikanischen Princeton University.

Euthanasiedebatte 

In den anglo-amerikanischen Staaten wurde Singer in den 70er Jahren zum Vordenker einer Bioethik, die nicht zwischen Mensch und Tier unterscheidet, sondern zwischen Lebewesen, die bestimmte Fähigkeiten und Eigenschaften besitzen. Nur wer seine Interessen äußern kann und  über Selbstbewusstsein verfügt, kann nach Singers Ansicht Rechte besitzen. In den 80er Jahren konzentrierte Singer seine wissenschaftlichen Forschungen auf eine neue Ethik im Zusammenhang mit den medizinischen und gentechnologischen Fortschritten. Im Jahr 1984 erschien das ins Deutsche übersetzte Buch "Praktische Ethik", in dem er unter anderem die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens in Frage stellte und eine Euthanasie-Diskussion auslöste.

 

 

 

 

 
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