Behindertenhilfe protestiert
gegen Auftritte von Bioethiker Singer
Der
Bundesverband Evangelische Behindertenhilfe hat heftig gegen neue Auftritte
des umstrittenen australischen Bioethikers Peter Singer protestiert. Singer
ist ein Kritiker eines strikten Tötungsverbotes.
Auf
einer internationalen Konferenz in Heidelberg habe sich Singer in der
vergangenen Woche für die aktive Tötung schwerstbehinderter Menschen
ausgesprochen, teilte der Evangelische Verband in Stuttgart mit. Am
Montagabend hatte ihn die philosophische Fakultät der Universität Düsseldorf
zu einer Diskussion eingeladen. Singer dürfe in Deutschland kein Podium für
Agitationszwecke erhalten, forderte die Behindertenhilfe.
Singer: Gesunder
Affe mehr wertvoller als behindertes Kind
Die
Thesen des Euthanasie-Befürworters Singer seien in vielen Fachdiskussionen
und auch in den Auseinandersetzungen der Enquete- Kommission "Recht und
Ethik der modernen Medizin" widerlegt worden, hieß es. Singer hatte am
11. Dezember einen Vortrag zum Thema "Menschenwürde und
Wissenschaft" am Deutsch-Amerikanischen Institut in Heidelberg
gehalten. Dabei habe er gesagt: "Wenn Ärzte vor die Entscheidung
gestellt werden, ein schwer behindertes neugeborenes Kind oder ein gesundes
Schimpansenbaby zu retten, so halte ich es für legitim, das Leben des Affen
dem des behinderten Menschen vorzuziehen!".
Umstrittener
Denker
In
früheren Jahren hatte Singer in Deutschland große Kontroversen ausgelöst,
Protestierende hatten Veranstaltungen unterbrochen, Kongresse wurden
abgesagt. Der heute 58 Jahre alte Philosoph hat seit 1999 einen Lehrstuhl am
Zentrum für Menschliche Werte der amerikanischen Princeton University.
Euthanasiedebatte
In
den anglo-amerikanischen Staaten wurde Singer in den 70er Jahren zum
Vordenker einer Bioethik, die nicht zwischen Mensch und Tier unterscheidet,
sondern zwischen Lebewesen, die bestimmte Fähigkeiten und Eigenschaften
besitzen. Nur wer seine Interessen äußern kann und über
Selbstbewusstsein verfügt, kann nach Singers Ansicht Rechte besitzen. In
den 80er Jahren konzentrierte Singer seine wissenschaftlichen Forschungen
auf eine neue Ethik im Zusammenhang mit den medizinischen und
gentechnologischen Fortschritten. Im Jahr 1984 erschien das ins Deutsche übersetzte
Buch "Praktische Ethik", in dem er unter anderem die
Unantastbarkeit des menschlichen Lebens in Frage stellte und eine
Euthanasie-Diskussion auslöste.
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