News 19. 01.
2005 |
Hildegard Goss-Mayr 75
Die gebürtige Wienerin und Ehrenpräsidentin
des Internationalen Versöhnungsbundes setzt sich seit Jahrzehnten weltweit
für Gewaltlosigkeit und Frieden ein.
Hildegard Goss-Mayr, die Ehrenpräsidentin des "Internationalen Versöhnungsbundes", wird am Samstag, 22. Jänner, 75 Jahre alt. Die geborene Wienerin ist seit mehr als 50 Jahren in der Bewegung für Gewaltfreiheit engagiert. Gemeinsam mit ihrem 1991 verstorbenen Mann Jean Goss hat Hildegard Goss-Mayr im unermüdlichen Einsatz in vielen Krisengebieten - von Lateinamerika bis zu den Philippinen, vom Libanon bis Afrika - die Menschen mit Spiritualität und Praxis des gewaltfreien Einsatzes für Gerechtigkeit und Frieden vertraut gemacht. Die überzeugte Katholikin wurde bereits zwei Mal für den Friedens-Nobelpreis nominiert. 1991 wurde sie mit dem Niwano-Friedenspreis ausgezeichnet. 1930 in Wien geborenHildegard Goss-Mayr
wurde 1930 in Wien als Tochter des Gründers des österreichischen Zweigs
des Internationalen Versöhnungsbundes, Kaspar Mayr, geboren. Nach den
Erfahrungen der NS-Herrschaft als Kind studierte sie in Wien und in New
Haven (USA) Philosophie, Philologie und Geschichte. 1953 promovierte sie als
erste Frau an der Wiener Universität "sub auspiciis". Im selben
Jahr begann sie für den Internationalen Versöhnungsbund zu arbeiten. 1958
heiratete sie den französischen Friedensaktivisten Jean Goss.
Bis Anfang der
sechziger Jahre engagierte sie sich vor allem für den Aufbau gewaltfreier
Bewegungen und für den Ost-West-Dialog. 1958 fanden auf Betreiben Hildegard
Goss-Mayrs zum ersten Mal katholische, evangelische und orthodoxe Christen
aus aller Welt, auch aus der damaligen Sowjetunion, zusammen, um sich mit
der Bedeutung der jesuanischen Gewaltlosigkeit zu befassen. 1962 begann sie
ihre Arbeit in Lateinamerika für den Aufbau gewaltloser
Befreiungsbewegungen. Sie wurde Beraterin von Bischöfen wie Dom Helder
Camara. Von ihr beeinflusst ist auch der argentinische Friedensnobelpreisträger
Adolfo Perez Esquivel, der den gewaltlosen Kampf gegen die argentinische
Militärdiktatur anführte. Einfluss auf das Konzil
Während des Zweiten
Vatikanischen Konzils erstellte Goss-Mayr zusammen mit den Theologen Yves
Congar, Bernhard Häring und Karl Rahner Vorschläge zur Gewaltlosigkeit,
die in der Pastoralkonstitution "Gaudium et spes" Niederschlag
fanden. Anfang der siebziger Jahre weitete sie ihr Engagement auf Afrika und
in den Nahen Osten aus, Anfang der achtziger Jahre nach Asien. Der Erfolg
der "Rosenkranz-Revolution" gegen das Marcos-Regime auf den
Philippinen war auch ihrem Einfluss und ihrer Schulung von Gruppen für den
gewaltlosen Widerstand zu verdanken; Hildegard Goss-Mayr wurde deswegen auch
1987 - wie schon 1979 - für den Friedensnobelpreis nominiert. In den
letzten Jahren galt ihr Engagement vor allem der Friedensförderung in den
Staaten des Gebietes der "Großen Seen" (Grands Lacs) in
Ostafrika. In Österreich setzte
sie sich v.a. für die Umsetzung der aktiven Gewaltfreiheit in den
christlichen Kirchen und im interreligiösen Dialog, für die Schaffung von
Friedensdiensten sowie für die Ziele der UNO-Dekade für eine Kultur des
Friedens und der Gewaltfreiheit (2001-2010) ein.
Von 1966 bis 1985 war
Hildegard Goss-Mayr die Vizepräsidentin des Internationalen Versöhnungsbundes.
Seit 1985 ist sie Ehrenpräsidentin der Organisation. Sie veröffentlichte
zahlreiche Publikationen zu den Themen Gewaltfreiheit, Frieden und Versöhnung.
1996 erschien ihre Autobiografie mit dem Titel "Wie Feinde Freunde
werden" mit einem Geleitwort von Kardinal Franz König. Ihr Engagement
wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, unter anderem erhielt sie 1979
den Preis der "Bruno-Kreisky-Stiftung für Verdienste um die
Menschenrechte".
Link: Internationaler Versöhnungsbund (Österreich)
|
Seitenanfang | weitere News |