News 05. 09. 2005

Islamische Glaubensgemeinschaft: Islam verlangt liebevollen Umgang mit Kindern

Die in einem Beitrag des Religionsmagazins ORIENTIERUNG gezeigten Vorgänge in senegalesischen Koranschulen stünden in "offensichtlichem Widerspruch zum Geist des Islam"; das betont Carla Amina Baghajati, Medienreferentin der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, in einer Stellungnahme.

In dem am Sonntag den 4. September im Rahmen von ORIENTIERUNG gezeigten Beitrag  „Koranschulen im Senegal“ fordern Koran-Lehrer ihre Schüler zum Betteln auf. Schüler berichten von Schlägen und Misshandlungen durch die Lehrer.

"Pervertierte Volksfrömmigkeit"

„Was der Film über die Koranschulen im Senegal zeigt, könnte in keinem größeren Kontrast und offensichtlichem Widerspruch zum Geist des Islam stehen, der einen Hauptauftrag in Bildung und Erziehung sieht", erklärt dazu Carla Amina Baghajati. Es handle sich um eine "pervertierte Volksfrömmigkeit", die der anerkannten Lehre widerspreche.

 

 

 

Die Stellungnahme von Carla Amina Baghajati im Wortlaut:

"Bildungsgebot

Die erste Offenbarung, die der Prophet Muhammad erhielt, lautete „Iqra’!“ – „Lies!“.

Dieser Befehl wird übereinstimmend als genereller Auftrag an die Menschen verstanden, sich für den Erwerb von Wissen einzusetzen. Der Intellekt, als spezielle Gabe Gottes an die Menschen soll fortwährend genutzt werden. Dazu heißt es im Koran immer wieder eindringlich: „Wollt ihr nicht nachdenken?“

Daraus wird nun klar abgeleitet, dass es beim Studium des Koran nicht um ein stures Auswendiglernen geht, sondern auch um eine Reflektion der Schrift, um ein möglichst nahes Begreifen der Inhalte und die damit verbundene Ausrichtung des eigenen Lebens nach den dargelegten ethischen Prinzipien. Schließlich hat Wissenschaft im Islam einen hohen Stellenwert, da gerade die Forschung die Achtung vor der Schöpfung und das Verantwortungsgefühl damit sorgsam umzugehen fördern soll.

 

Respektvoller und liebevoller Umgang mit Kindern

In der Sunna, der Überlieferung über das vorbildhafte Leben des Propheten Muhammad, finden sich eine Vielzahl von Bezügen zur Kindererziehung und überhaupt der Position der Jugend.

Bekannt ist sein herzlicher und geduldiger Umgang. Seine Enkelsöhne kletterten als Kleinkinder öfter auf seinen Rücken, während er beim Gebet die Niederwerfungen ausführte, ohne dass er sie davon abgehalten hätte. Ja, einmal unterbrach er gar eine Khutba, eine Freitagsansprache, nur um seinen eingetreten Enkel zu begrüßen. Nie schlug er ein Kind.

Besonders präzise dieses Hadith: „ Der gehört nicht zu uns, der nicht liebevoll zu den Kleinen ist und nicht respektvoll zum Alter.“

Charakteristisch ist auch, dass der Prophet Kinder in ihrer Persönlichkeit voll respektierte und ernst nahm. Aus einer kleinen Begebenheit, als er zu einem Knaben, der mit einem Vogel spielte, sprach, leitete einer der vier Begründer der großen sunnitischen Rechtsschulen Schafai’ ca. 70 empfehlenswerte Verhaltensweisen ab, von der Art wie er den Jungen wie einen Erwachsenen mit ehrenhaftem Namen ansprach bis zum spielerischen Lernen oder dem Umgang mit Tieren.

 

Pädagogik

Ein bekannter Ausspruch besagt, dass man mit Kindern sieben Jahre spielen sollte und ihnen dann sieben Jahre eine Grunddausbildung geben sollte. In den nächsten sieben Jahren sollte der Aufbau eines freundschaftlichen Verhältnisses im Vordergrund stehen. Dann sei das „Seil zu trennen“, der Abnabelungsprozess für den nun reifen Menschen sozusagen abgeschlossen. Hier sehen viele Muslime aktuelle Vorstellungen von Pädagogik bestätigt.“

 

 

Video on Demand:

- Orientierung, 04.09.2005: Das stumme Leiden junger Koranschüler im Senegal

 

 

Link:

- Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich

 

 

 

 
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