News 23. 09. 2005

Küng hofft auf  "Neuanfang" im Priesterseminar St. Pölten

Am Samstag, 1. Oktober, wird das Priesterseminar der Diözese St. Pölten mit einem Fest neu eröffnet. Bischof Klaus Küng zeigte sich bei einer Pressekonferenz am Freitag sehr optimistisch, dass nach den Turbulenzen im vergangenen Jahr nun ein "wirklicher Neuanfang" gesetzt werden kann.

Dem St. Pöltner Priesterseminar gehören derzeit 14 Seminaristen an. Einer kam neu hinzu, die anderen wurden durch eine Kommission nach strengem Auswahlverfahren wieder in das Seminar aufgenommen. Von den 14 Seminaristen werden nur sechs ständig im Haus wohnen, die anderen befinden sich für verschiedene Ausbildungsphasen außer Haus, stünden aber mit der Hausleitung in enger Verbindung, wie Regens Leichtfried betonte. Es gehe ihm, so der Regens, "um eine gesunde und ehrliche Priesterausbildung nach den weltkirchlichen und österreichischen Standards". Die Anforderungen an die Priesteramtskandidaten dürften nicht herabgesetzt werden, sondern ganz im Gegenteil: "Je größer der Priestermangel, desto wichtiger ist die Auswahl der Kandidaten", sagte Leichtfried.

Neue Leitung

Mit Regens Anton Leichtfried, Subregens Gerhard Reitzinger und Spiritual P. Laurentius Resch sei ein junges Leitungsteam mit besten menschlichen, theologischen und spirituellen Voraussetzungen am Werk, erklärte Küng. Leichtfried hatte bisher im Propädeutikum in Horn, dem einjährigen Vorbereitungslehrgang für österreichische Priester Seminaristen gearbeitet. Insofern ist die Bestellung Leichtfrieds durchaus auch ein Symbol. Hatte sich doch Küngs Vorgänger, Kurt Krenn, dagegen ausgesprochen, dass seine St. Pöltner Seminaristen das Propädeutikum besuchen. Dieser St. Pöltner "Sonderweg" war von vielen Beobachtern kritisiert worden.

Kandidaten wurden genau geprüft

Bischof Küng unterstrich, habe man es sich beim Auswahlverfahren nicht leicht gemacht. Zahlreiche persönliche Gespräche, aber teilweise auch ärztliche und psychologische Gutachten hätten die Grundlage für die Entscheidung der Kommission zur Aufnahme oder Ablehnung eines Kandidaten gebildet. Küng wertete die Neueröffnung des Seminars auch als ein "Zeichen des Aufbruchs" für die gesamte Diözese. Es brauche auch eine verstärkte Jugendarbeit, gerade auch im Hinblick auf neue Berufungen.

Amtsenthebungsverfahren gegen Küchl 

Am Rande der Pressekonferenz am Freitag in St. Pölten gab Bischof Küng bekannt, dass gegen den ehemaligen Regens des St. Pöltner Priesterseminars und Propst von Stift Eisgarn, Ulrich Küchl, derzeit ein Amtsenthebungsverfahren als Pfarrer von Eisgarn und Eggern im Laufen ist. Als Gründe für das Verfahren nannte der Bischof den "Schaden", den Küchl vor allem durch sein Verhalten im vergangenen Jahr für die Kirche angerichtet habe. Küchl habe auf manche bischöfliche Maßnahmen derart unglücklich reagiert, dass eine Rückkehr als Pfarrer nach Eisgarn und Eggern nicht mehr möglich sei. Wenn Prälat Küchl alle Rechtsmittel ausschöpft, die im Kirchenrecht vorgesehen sind, dann könne sich das Verfahren noch über mehrere Wochen hinziehen, so Küng. Wie der St. Pöltner Bischof betonte, wolle er mit dem Amtsenthebungsverfahren keine "Vernichtung der Person" betreiben. Es sei denkbar, dass Prälat Küchl in einer anderen Pfarre oder Einrichtung künftig seelsorgliche Aufgaben wahrnehmen könnte. Er sei jedenfalls zu Gesprächen bereit, so Küng.

Küchl ortete "Strafmaßnahmen"

Der St. Pöltner Diözesanbischof hatte im Dezember 2004 bekannt gegeben, dass die Propstei Eisgarn, der Küchl vorstand, für das Jahr 2005 "ruhend gestellt" wird. Küchl selbst müsse eine "Auszeit" in Anspruch nehmen. Dieser hatte daraufhin in einem Interview die Maßnahme des Bischofs kritisiert und angekündigt, den Anordnungen nicht Folge zu leisten. Schließlich ging der Ex-Regens aber doch ins Ausland zu einem "Sabbat-Jahr". Noch im März 2005 hatte Bischof Küng mitgeteilt, dass für Küchl die Aussicht bestehe - "wenn alles gut geht" - in einem halben Jahr wieder seine früheren Pfarren übernehmen zu können. Ende Juni hielt Bischof Küng schließlich in einer öffentlichen Stellungnahme fest, dass eine Wiederaufnahme der seelsorglichen Betreuung der Pfarren Eisgarn und Eggern durch Küchl nicht möglich sei. Der Propst habe die Sabbatzeit nicht genützt, um zur Klärung der im Raum stehenden Vorwürfe gegen seine Person beizutragen. Er habe auch die mit der Sabbatzeit verbundenen Auflagen nicht oder nur teilweise erfüllt. Küchl sprach daraufhin öffentlich von bischöflichen "Strafmaßnahmen" sowie einem "unbegründeten und illegitimen Willkürakt".

Rothe erfüllte die Auflagen

Auf den ehemaligen Subregens des Priesterseminars, Wolfgang Rothe, angesprochen, sagte Küng am Freitag, dass dieser die bischöflichen Auflagen wie etwa das Sabbatjahr weitgehend erfüllt habe. Rothe werde wahrscheinlich in einer anderen Diözese zum Einsatz gelangen. Näheres könne man jetzt noch nicht sagen.

 

 

 

 

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