News 3. 11. 2005

Katholische Kirche Polens gegen verschärftes Abtreibungsrecht

Eine weitere Verschärfung des Abtreibungsrecht in Polen lehnen auch hohe Vertreter der katholischen Kirche ab. Die Diskussion wurde von der nationalkatholischen Partei LPR (Liga polnischer Familien) losgetreten.

Sie will einen Gesetzentwurf ins Parlament einbringen, demzufolge der Schwangerschaftsabbruch auch nach einer Vergewaltigung oder bei einer absehbaren Behinderung des Kindes verboten sein soll.

Politische Gesichtspunkte

"Wir müssen Leben schützen, aber nicht so, dass wir anderen Wunden zufügen", sagte Erzbischof Jozef Michalik, der Vorsitzende der polnischen Bischofskonferenz nun. Er warf der LPR vor, sich mit dem Gesetzentwurf nicht nach moralischen, sondern nach politischen Gesichtspunkten zu richten. Schon zuvor hatte Bischof Tadeusz Pieronek erklärt, eine Änderung des gegenwärtigen Abtreibungsrechts gefährde die gesellschaftliche Ordnung.

Auch andere Parteien lehnen Verschärfung ab

Auch bei den anderen im Parlament vertretenen Parteien stößt das Projekt der LPR auf Ablehnung. Das geltende Gesetz sei bereits "ein großer Erfolg der Abtreibungsgegner", erklärte der neue Innenminister Ludwik Dorn von der rechtskonservativen Regierungspartei PiS (Recht und Gerechtigkeit). Die LPR stoße wiederholt "die allerintimsten Themen an, um von wichtigen politischen Fragen abzulenken", sagte Elzbieta Radziszewska von der rechtsliberalen PO (Bürgerplattform).

Mehr als 10.000 illegale Abtreibungen

Im vergangenen Jahr wurden in Polen 194 legale Abtreibungen durchgeführt. Dies geht aus dem Regierungsbericht des Gesundheitsministeriums hervor, der vor kurzem dem Parlament vorgelegt wurde. Gleichzeitig zitiert der Bericht Nichtregierungsorganisationen, deren Schätzungen zufolge in Polen jährlich mehr als 10.000 illegale Abtreibungen stattfinden.

 
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