News 07. 11. 2005

Papst besorgt um Kirche in Österreich

Papst Benedikt XVI. appellierte an die österreichischen Bischöfen im Rahmen des Ad-limina-Besuches, eine "Trendwende" in der katholischen Kirche Österreichs herbeizuführen. Lobende Worte gab es vom Papst für die Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche.

Bei der Gemeinschaftsaudienz mit den österreichischen Bischöfen betonte der Papst am Samstag, er sehe "schmerzliche Tatsachen" in der katholischen Kirche in Österreich. "Der für Europa zur Zeit immer noch signifikante Säkularisierungsprozess hat auch an den Toren des katholischen Österreich nicht Halt gemacht", so der Papst. Die "Identifikation mit der Lehre der Kirche" schwinde bei vielen Gläubigen. Damit löse sich das Glaubenswissen auf und die "Ehrfurcht vor den Geboten Gottes" nehme ab.

Papst fordert Trendwende

Als "Heilmittel" gab der Papst den Bischöfen folgende Empfehlung mit: "Zweifellos bedarf es einerseits des klaren, mutigen und begeisterten Bekenntnisses des Glaubens an Jesus Christus, der auch hier und heute in seiner Kirche lebt und in dem die ihrem Wesen nach auf Gott ausgerichtete menschliche Seele allein ihr Glück finden kann. Andererseits sind es die vielen kleinen und großen missionarischen Maßnahmen, die wir setzen müssen, um eine 'Trendwende' herbeizuführen." Weiters empfahl der Papst, "mit Eifer" den Katechismus der Katholischen Kirche zu nützen. Die Bischöfe mögen dafür sorgen, "dass alle Priester und Katecheten dieses Werkzeug verwenden, dass es in den Pfarren, Verbänden und Bewegungen erklärt, in Glaubensrunden besprochen und in den Familien als wichtige Lektüre zur Hand genommen wird".

Trotz "Spott und Hohn"

Die Bischöfe müssten "mit Bedacht handeln", so der Heilige Vater. "Aber solche Umsicht darf uns nicht daran hindern, Gottes Wort in aller Klarheit darzulegen - auch jene Punkte, die man meist weniger gern hört oder die mit Sicherheit Reaktionen des Protestes, mitunter auch Spott und Hohn hervorrufen." Weiters heißt es in der Papst-Rede vor den Bischöfen, die vom Presseamtes des Heiligen Stuhls im Bulletin am Samstag veröffentlicht wurde: "Es gibt Themen - im Bereich der Glaubenswahrheit und vor allem im Bereich der Sittenlehre - , die in Euren Diözesen in Katechese und Verkündigung nicht ausreichend präsent sind, die manchmal, zum Beispiel in der pfarrlichen oder verbandlichen Jugendpastoral, gar nicht oder nicht eindeutig im Sinn der Kirche zur Sprache kommen." Eine "verstümmelte" Glaubensunterweisung sei "ein Widerspruch in Sich" und könne "auf Dauer nicht fruchtbar sein".

Staat und Kirche

Lobende Worte fand der Papst zum Verhältnis zwischen Staat und Kirche in Österreich. "Die weitgehend gute Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche zum Segen der Menschen" würde das Bild der Kirche Österreichs ebenso prägen wie die "Fülle der kulturellen Reichtümer der durch und durch christlichen Geschichte Eures von Gott so vielfach gesegneten Landes", so der Papst.

Schönborn sieht Appell des Papstes

Nach Ansicht des Wiener Kardinals Christoph Schönborns ist der aktuelle "Ad limina"-Besuch in Rom eine gute Möglichkeit, gemeinsam mit dem Papst und Kurie Lösungen für anstehende Fragen und Probleme in der österreichischen Kirche zu suchen. Dabei wies er vor allem auf die Formulierung des Papstes hin, "wir wollen gemeinsam überlegen", wenn es darum gehe, neue Wege für Österreichs Katholiken zu suchen. Der Papst sei in seiner Botschaft auf die Probleme und die positiven Entwicklungen eingegangen, die in den voraufgegangenen Gesprächen mit ihm und den Kurienvertretern angeklungen waren, unterstrich Schönborn. Die Bischöfe hätten sich bemüht, in ihren Berichten realistische Einschätzungen davon zu geben, was an Schwierigem, aber auch an positiven Zeichen in der katholischen Kirche Österreichs zu beobachten sei. Er selbst verstehe die Rede des Papstes als Appell, in einer säkularen Gesellschaft Zeugnis zu geben für die "Klarheit und Schönheit" des katholischen Glaubens. Der Sprecher des Wiener Erzbischofs, Erich Leitenberger, betonte laut einer "Kathpress"-Aussendung, die Aussagen des Papstes seien "keine Kritik an den österreichischen Bischöfen oder an der Kirche in Österreich im allgemeinen" gewesen. Das entscheidende Wort des Papstes sei da seine Feststellung, dass "Klarheit und Schönheit des katholischen Glaubens" auch heute das Leben der Menschen "hell machen". Zwischen dem Papst und der Kirche in Österreich gebe es kein Gegeneinander, sondern ein herzliches Miteinander, stellte der Pressesprecher fest.

Einladung nach Mariazell

Kardinal Christoph Schönborn hat bei der Gemeinschaftsaudienz der österreichischen Bischöfe am Samstagvormittag an Papst Benedikt XVI. die "herzliche Einladung" zu einem Österreich-Besuch im Jahr 2007 überreicht. 2007 wird das 850-Jahr-Gedenken des Bestehens von Mariazell feierlich begangen. Die österreichischen Bischöfe haben die Einladung an den Papst für den 8. September 2007 - das Patroziniumsfest des Marienheiligtums im Jubiläumsjahr - ausgesprochen. Für Österreich, für die katholische Kirche in Österreich und in den "seit Jahrhunderten mit Mariazell verbundenen slawischen und ungarischen Ländern" wäre es eine "große Freude und Ehre", wenn Benedikt XVI. der Einladung nach Mariazell entsprechen könnte, sagte Kardinal Schönborn in seiner Begrüßungsansprache an den Papst bei der Audienz.

 

 

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Dokumentation:

- Die Ansprache von Benedikt XVI. bei der Gemeinschaftsaudienz der österreichischen Bischöfe im Wortlaut

 

 

 

 
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