News 16. 11. 2005

Islam-Konferenz beendet

Ohne Misstöne, aber auch ohne gemeinsame Abschlusserklärung, ist die dreitägige Konferenz "Islam in einer pluralistischen Welt" am Mittwoch in Wien zu Ende gegangen.

Bei einer abschließenden Publikumsdiskussion - unter anderen mit dem Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Anas Shakfeh, den irakischen Politikern Hussein al-Shahristani und Adnan Pachachi sowie dem syrischen Großmufti Ahmad Bader Hassoun - erteilten die muslimischen Konferenzteilnehmer der Idee eines Gottesstaates und dem Terrorismus eine klare Absage.

Keine islamischen Fundamentalisten

Beobachter der Konferenz hatten bemängelt, dass keine Vertreter fundamentalistischer Strömungen des Islam an der vom Außenministerium und der Orient-Gesellschaft Hammer-Purgstall organisierten Veranstaltung teilgenommen haben. Auch alle Frauen am Podium, darunter die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi, waren unverschleiert aufgetreten.

Keine Abschlusserklärung

Der als Moderator fungierende katholische Publizist Heinz Nussbaumer räumte ein, eine Schwachstelle der heutigen Religionsdialoge sei, "dass nur solche miteinander reden, die den Dialog nicht unbedingt brauchen". Demgegenüber wäre der Dialog für jene dringend notwendig, "die sich zutiefst misstrauen". Dass es keine Abschlusserklärung gegeben habe, begründete Nussbaumer damit, dass man nur auf einen "relativ kleinen gemeinsamen Nenner" gekommen wäre.

Shakfeh-Lob an Österreich

Der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft dankte Außenministerin Ursula Plassnik (V) für die Veranstaltung der Konferenz und lobte die "kluge Politik" der Bundesregierung gegenüber den Muslime in Österreich. Shakfeh unterstrich, dass alle Redner bei der Wiener Konferenz hinsichtlich des Terrorismus und des Extremismus einer Meinung gewesen seien, wonach solche Strömungen nicht mit dem Islam zu begründen seien, sondern dass es sich vielmehr um einen Missbrauch der Religion handle.

 

Shakfeh versicherte, dass die in Österreich lebenden Muslime keine Absicht hätten, andere Menschen zu missionieren, man habe gar keinen entsprechenden Apparat dafür. Wohl habe eine kleine Gruppe aus dem Ausland einen Missionsversuch gestartet, die Islamische Glaubensgemeinschaft habe diese Aktivitäten aber verurteilt. Man werde jedoch niemanden zurückweisen, der etwas über den Islam wissen wolle.

 

Zum Verhältnis zwischen Staat und Religion betonte Großmufti Hassoun, es gebe kein islamische, jüdische oder christliche Republik. Das Staatsoberhaupt repräsentiere keine Religion. Viele Moslems gingen aus der arabischen Welt nach Europa, weil sie Gerechtigkeit suchten. In diesem Zusammenhang lobte Hassoun die Europäische Verfassung, weil sie keine Hinweise auf das Christentum enthalte.

Religion und Gesellschaft nicht trennbar

Der ägyptische Religionsminister Mahmoud Zakzouk meinte, Religion und Gesellschaft seien nicht trennbar. Es gebe aber keine "islamische Regierung". Auch der Nachfolger des Propheten Mohammed, der erste Kalif, Abu Bakr, sein nicht der beste Religionskenner gewesen. Er habe diese Fragen Gelehrten überlassen.

 

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