Erfüllte Zeit
11. 11. 2001, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr
"Die Frage nach der Auferstehung der
Toten" (Lukas 20,27 – 38)
kommentiert von Abt Johannes Gartner
Die Gesprächspartner sind hier die Sadduzäer,
die die Auferstehung leugnen. Man meint immer, dass die Pharisäer
die eigentlichen Gegner Jesu waren. Das stimmt nicht, weil die
Pharisäer in der Glaubenslehre im Dogmatischen mit Jesus
übereinstimmten.
Was er kritisiert, ist eine gewisse Un-
ehrlichkeit, eine gewisse Übertrieben- heit, aber sonst sind die
eigentlichen Gegner die Sadduzäer, die eine wesentliche
Glaubenseinstellung von Jesus lächerlich machen wollen, nämlich
die Auferstehung.
Übrigens stellten die Sadduzäer auch den Hohen
Priester, weil sie gesell- schaftlich also mit den Römern packelten
und das war eine zusätzliche Verschärfung im Prozess Jesu, dass
Jesus vor einem sadduzäischen Hohen Priester stand, der die ganzen
Dinge gar nicht ernst genommen hat aber doch die Macht hatte, Jesus
zu schaden.
Nun, sie konstruieren hier einen Fall: Eine Frau,
die sieben Männer in ihrem Leben gehabt hat und wessen Frau wird
sie dann in jenem andern Leben sein? Damit wollen sie im Tiefsten
Gott lächerlich machen und jene andere Welt, die wir das Jenseits
nennen. Sie glauben an das nicht und sie haben von der Heiligen
Schrift nur die fünf Bücher Mose anerkannt, was eigentlich ein
Minimalismus war im Alten Testament, aber sie gaben sich besonders
rechtgläubig.
Und da überrascht sie Jesus nun mit einer Stelle,
die man wohl nie sonst so aufgefasst hat, nämlich die Stelle Mose
am brennenden Dornbusch, wo Gott sich ihm offenbart als der Gott der
Väter. Und der überraschende Schluss von Jesus: Wenn also Gott mit
Menschen, mit konkreten Menschen Geschichte gemacht hat,
Freundschaft mit ihnen geschlossen hat, mit Abraham Isaak und Jakob,
dann überdauert diese Beziehung den Tod.
Und er gibt ihnen dann noch einen Denkzettel mit.
Er sagt: "Ihr kennt weder die Bibel noch die Macht Gottes und
damit müsst ihr rechnen, wenn ihr euch an eine solche Frage
heranwagt." Und das ist immerhin wesentlich, dass Jesus
eindeutig die Auferstehung der Toten und das Leben in jener Welt,
die wir eben das Jenseits oder meinet- wegen den Himmel nennen, dass
er an dem unbedingt festhält gegenüber seinen Gegnern. Er legt
eine Bibel- stelle des Alten Testamentes in einer Tiefe aus, die
unauslotbar ist und die die Sadduzäer also sicher zum Schweigen
gebracht hat.
Die Sadduzäer waren eine Gruppe der Juden und er
kritisiert sicher nicht diese Sadduzäer als Menschen, als seine
Mitbürger oder Zeitgenossen, sondern er kritisiert ihre Position.
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