"Das Floßgleichnis" - Ein Text von
Buddha
"Als Floß, ihr Mönche, will ich euch die
Lehre weisen, zum Entrinnen tauglich, nicht zum Festhalten. Das
höret und achtet wohl aufmeine Rede."
"Ja, o Herr!" antworteten da jene
Mönchen dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also:
"Gleichwie, ihr Mönche, wenn ein Mann auf
der Reise, an ein ungeheueres Wasser käme, das diesseitige Ufer
voller Gefahren und Schrecken, das jenseitige Ufer sicher, frei von
Schrecken, und es wäre kein Schiff da zur Überfuhr, keine Brücke
diesseits um das jenseitige Ufer zu erreichen. Da würde dieser Mann
denken: "Das ist ja ein ungeheueres Wasser, das diesseitige
Ufer voller Gefahren und Schrecken, das jenseitige Ufer sicher, frei
von Schrecken, und kein Schiff ist da zur Überfuhr, keine Brücke
diesseits um jenseits hinüberzugelangen. Wie, wenn ich nun
Röhricht und Stämme, Reisig und Blätter sammelte, ein Floß
zusammenfügte und mittels dieses Floßes, mit Händen und Füßen
arbeitend, heil zum jenseitigen Ufer hinübersetzte?" Und der
Mann, ihr Mönche, sammelte nun Röhricht und Stämme, Reisig und
Blätter, fügte ein Floß zusammen und setzte mittels dieses
Floßes, mit Händen und Füßen arbeitend, heil ans jenseitige Ufer
hinüber. Und, gerettet, hinübergelangt, würde er also denken:
"Hochteuer ist mir wahrlich dieses Floß, mittels dieses
Floßes bin ich, mit Händen und Füßen arbeitend, heil ans
jenseitige Ufer gelangt. Wie, wenn ich nun dieses Floß auf den Kopf
heben oder auf die Schulter laden würde und hinginge, wohin ich
will?" Was haltet ihr davon, Mönche? Würde wohl dieser Mann
durch solches Tun das Floß richtig behandeln?"
"Gewiss nicht, o Herr!"
"Was hätte also, ihr Mönche, der Mann zu
tun, damit er das Floß richtig behandelte? Da würde, ihr Mönche,
dieser Mann, gerettet, hinübergelangt, also erwägen:
"Hochteuer ist mir wahrlich dieses Floß, mittels dieses
Floßes bin ich, mit Händen und Füßen arbeitend, heil an das
jenseitige Ufer hinübergelangt. Wie, wenn ich nun dieses Floß ans
Ufer legte oder in die Flut senkte und hinginge, wohin ich
will?" Durch solches Tun, wahrlich, ihr Mönche, würde dieser
Mann das Floß richtig behandeln. Ebenso nun auch, ihr Mönche, habe
ich die Lehre als Floß dargestellt, zum Entrinnen tauglich, nicht
zum Festhalten.
Die ihr das Gleichnis vom Floße, ihr Mönche,
versteht, Ihr habt auch das Recht zu lassen, geschweige das Unrecht.