Dieser Dialog der beiden Männer am Kreuz, der
beiden Schächer wie man auch sagt, ist einzigartig bei Lukas (er
kommt in keinem anderen Evangelium vor, er ist ein sogenanntes
Sondergut) und ist wie die Exegeten uns sagen, der Höhepunkt des
Kreuzigungsberichtes bei Lukas. Lukas hat den Kreuzigungsbericht auf
das hin komponiert - auf diesen Dialog: Jesus mit dem sogenannten
rechten Schächer, dem er das Paradies verheißt.
Nun haben wir hier ein Stichwort, das sich auf das
ganze Evangelium verteilt – das gleichsam wie ein roter Faden
durch das ganze Evangelium geht, nämlich: Heute noch wirst du mit
mir im Paradiese sein – also das Wort heute. Das kommt zum ersten
Mal in der Weihnachtsbotschaft der Engel vor: Ich verkünde euch das
Evangelium heißt es im wörtlichen Sinn und heute, heute hat sich
das also ereignet, die Geburt des Messias. Und was das nun bedeutet:
Jesus ist Messias, ist der Retter der Welt. Das wird nun im
Evangelium bei Lukas entfaltet. Im Kapitel 4 zum Beispiel, da
beginnt Jesus bei Lukas seine öffentliche Tätigkeit im
Gottesdienst, in einer Synagoge in seiner Heimat. Da liest er ein
Stück vom Propheten Jesaja über den Heiligen Geist, der ihn
gesalbt und gesandt hat und er predigt dann darüber und sagt:
"Heute hat sich das erfüllt, was die Propheten verkündet
haben:" Dass Gefangene frei werden, dass Blinde sehend werden,
dass den Armen das Evangelium verkündet wird und dass ein Jahr der
Gnade durch Jesus ausgerufen wird.
Wir haben dann im 19. Kapitel, am Ende seiner
öffentlichen Tätigkeit eine ganz konzentrierte Stelle mit diesem
Stichwort heute. Da haben wir in einer Begegnung nämlich zweimal
das Vorkommen diese Begriffes. Es ist die Begegnung mit Zachäus –
mit dem Oberzöllner, der so klein war, dass er auf einen Baum
gestiegen ist um Jesus zu sehen. Und Jesus schaut zu ihm hinauf und
sagt: "Heute muss ich bei dir einkehren." Dieses Muss ist
ein theologischer Begriff (so wie es auch bei den Emaus-Jüngern
einmal vorkommt) musste nicht der Messias leiden – dieses Muss
bedeutet: Es ist der Wille des Vaters. Also das Jesus dort einkehrt
bei diesem Sünder ist der Wille Gottes, ist seine Sendung – und
deshalb auch dieses heute. Und ein zweites Mal in derselben Perikope
noch einmal: Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden. Also
zu Weihnachten heißt es: Der Retter, der Heiland ist geboren und
heute hat sich das konkretisiert bei Zachäus – es ist in diesem
Haus das Heil geschenkt worden. Auch er gehört zu den Söhnen
Abrahams.
Und wir haben jetzt die letzte Konsequenz in der
letzten Stunde Jesu, wo sich seine seelsorgliche Tätigkeit einem
Höhepunkt zuwendet: Er rettet einen Menschen in der äußersten
Grenzsituation, nach einem verpfuschten Leben. Das ist das Nachgehen
des guten Hirten bis an die Grenze und das ist auch die Freude
Gottes über einen Sünder, der umkehrt. Es heißt einmal bei Lukas:
Die Engel freuen sich im Himmel mehr über einen Sünder der
umkehrt, als über sogenannte Gerechte die es nicht nötig haben
umzukehren. Es ist hier eine interessante Spannung.
Während er verspottet wird und die Schadenfreude
hier wirksam ist, freut sich der Erlöser über die Heimkehr eines
Sünders. Das ist also unüberbietbar: Heute wirst du mit mir im
Paradiese sein.