"Gott suchen" -
Ein Text von Eugen Drewermann
Man verlangt oft, dass einem die Existenz Gottes
bewiesen werde. Aber diese Forderung ist ebenso töricht, wie wenn
man jemandem die Existenz des Lichtes beweisen wollte. Wir machen
die Augen auf, und wir sehen - nicht das Licht, aber alles im Licht.
So sehen wir auch Gott nicht, aber alle Dinge erscheinen anders von
Gott her. Nicht um Beweise, sondern um Hinweise und Aspekte muss es
daher gehen. Wir können Gott nicht einreihen neben Sommerhäuser,
Autos und Bankkredit. Wenn wir von Gott sprechen, müssen wir
versuchen, den tiefsten Beweggründen unseres Lebens nachzugehen.
Und da werden wir finden, dass wir niemals leben, um unseren
Besitztümern noch einen weiteren Besitz hinzuzufügen. In Wahrheit
suchen wir uns gerade freizumachen von dieser rastlosen Sucherei
nach Dingen, die wir zwar benötigen, die uns aber noch nicht
sattmachen. In Wahrheit suchen wir überhaupt keinen Gegenstand,
sondern einen Zustand in uns selber zu erreichen, und wir entdecken,
dass wir diesen Zustand gar nicht erreichen können. Der Zustand,
den wir anstreben, ist ein reines Geschenk; die Dankbarkeit,