Erfüllte Zeit

08. 12. 2001, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr

 

 

"Hilf mir ja sagen" -
Ein Text von Michael Quoist

 

Herr, ich habe Angst, ja zu sagen,

Wohin wirst Du mich führen?

Ich habe Angst, den längeren Strohhalm zu ziehen,

Ich habe Angst, eine Blankounterschrift zu geben,

Ich habe Angst vor dem Ja, das andere Ja nach sich zieht.

Und dennoch habe ich keinen Frieden.

Herr, Du verfolgst mich, Du umzingelst mich von allen Seiten. Ich suche den Lärm, denn ich fürchte sonst, Dich zu hören, aber Du schleichst Dich in einem stillen Augenblick ein.

Ich flüchte mich abseits vom Wege, denn ich habe Dich bemerkt, aber am Ende des Seitenpfades wartest Du bereits auf mich, wenn ich ankomme.

Wo soll ich mich verbergen? Überall begegne ich Dir:

Es ist also unmöglich, Dir zu entgehen!

...Aber ich habe Angst, ja zu sagen, Herr.

Ich habe Angst, Dir die Hand zu geben, Du behältst sie sonst in der Deinen.

Ich habe Angst, Deinem Blick zu begegnen, denn Du bist ein Verführer. -

Ich habe Angst vor Deiner Forderung, denn Du bist ein eifersüchtiger Gott.

Ich bin umzingelt, aber ich verberge mich.

Ich bin gefangen, aber ich sträube mich und kämpfe, obwohl ich weiß, dass ich besiegt bin.

Denn Du, Herr, bist der Stärkere, Du besitzt die Welt und Du entziehst sie mir.

Wenn ich die Hand ausstrecke, um Menschen und Dinge zu ergreifen, dann lösen sie sich vor meinen Augen in Nichts auf.

Herr, das ist nicht erfreulich, denn ich kann nichts mehr für mich nehmen.

Die Blume, die ich pflückte, verwelkt in meinen Fingern.

Das Lächeln, das auf meinen Lippen erscheint, erstarrt,

Der Walzer, den ich tanze, nimmt mir den Atem und macht mich unruhig.

Alles erscheint mir leer.

Alles erscheint mir hohl,

Du hast rings um mich die Wüste geschaffen.

Und ich habe Hunger,

Und ich habe Durst.

Die ganze Welt könnte mich nicht satt machen.

Herr, ich habe Dich doch geliebt; was habe ich Dir denn getan?

Für Dich habe ich gearbeitet, für Dich mich hingegeben.

O großer, schrecklicher Gott, was willst Du denn noch ?

Mein Kind, ich will mehr für dich und die Welt.

Was du früher getan hast, das war deine eigene Tätigkeit, aber ich hatte dabei nichts zu tun.

Du ludest mich ein, sie gutzuheißen, du ludest mich ein, sie zu unterstützen, du wolltest mich an deiner Arbeit teilnehmen lassen.

Aber siehst du, Kind, du hast die Rollen verwechselt.

Ich bin dir mit den Augen gefolgt, ich habe deinen guten Willen gesehen,

Jetzt aber will ich mehr für dich.

Nicht mehr deine Arbeit sollst du tun, sondern den Willen deines Vaters

im Himmel.

Sag ja, mein Kind.

 

Aus. "Quellen geistlichen Lebens" – Band IV: Die Gegenwart, Hg. Gisbert Greshake und Josef Weismayer, Matthias Grünewald Verlag, Mainz