Erfüllte Zeit

09. 12. 2001, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr

 

 

 

"Ebnet den Weg des Herrn" - Ein Text von  Bischof Wolfgang Huber

 

Der Gott, der sich selbst klein macht, der als Kind im Schoß der Maria und in der Krippe zur Welt kommt, ist nicht darauf angewiesen, dass Menschen klein gemacht, niedrig gehalten und um ihr Selbstbewusstsein betrogen werden. Ebnet den Weg dieses Gottes, ertönt die Stimme des Rufenden in der Wüste: jener gottfernen Wüste, die doch der Ort für das Kommen Gottes ist. Ebnet den Weg des Herrn. Dafür sollen die Täler erhöht werden. Wer in die Täler von Armut und Trauer gestoßen ist, den richtet auf. Denn es gibt eine Tiefe menschlichen Leidens, die dem Kommenden den Weg versperrt. Alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden. Aller aufragende Stolz und aller erhabene Zwang, mit dem Menschen über andere herrschen, muss sich beugen. Denn es gibt eine Form der Unfreiheit, die den Glauben unmöglich macht, ja ihn auch dem noch nimmt, der ihn schon hatte. Es gibt einen Hochmut der Macht oder des Wissens, der dem Kommenden den Weg versperrt. Und noch einmal: Das Hügelige soll eben werden. Unsere Mutlosigkeit, mit der wir vor Hindernissen kapitulieren, zählt nicht mehr. Die Hoffnung auf den, der kommt, überwindet die Resignation.

 

Aus: "Dem Leben auf der Spur" – Gedanken für jeden Tag des Jahres, Hg. Wolfgang Brinkel, Gütersloher Verlagshaus