Erfüllte Zeit

25. 12. 2001, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr

 

 

"Der Johannesprolog: Im Anfang war das Wort" (Johannes 1, 1 – 18)

kommentiert von Bischof Paul Iby

 

Ganz anders als der Evangelist Lukas bringt Johannes am Beginn seines Evangeliums die Botschaft von der Geburt Jesu, des Sohnes Gottes, dem Wort des Vaters, das Fleisch geworden ist und unter uns Menschen Wohnung genommen hat.

 

Lukas berichtet in erzählender Weise von der Herbergssuche, von der Geburt in Bethlehem und von den Hirten.

 

Der Beginn des Johannesevangeliums, der Prolog -Vorwort - genannt wird, ist ein Hymnus, der in dichterischer Form, in mehreren Einheiten, wie in einer Spirale den Kern der Botschaft aufbereitet. Der Kern der Botschaft ist der Vers 14: "Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt."

 

Der Hymnus über den Logos, das Wort, setzt am Beginn an wie die Genesis, das 1. Buch des Alten Testaments: "Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott." (Die Genesis beginnt mit folgendem Wortlaut: "Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.")

 

Die erste Einheit des Prologs endet damit, dass dass Wort als Licht in der Finsternis geleuchtet hat, aber die Finsternis hat es nicht erfasst.

 

In der zweiten Einheit, in der engeren Spirale des Hymnus, tritt Johannes der Täufer auf, von Gott gesandt, um Zeugnis vom Licht zu geben. Er bereitete den Weg vor, bis das wahre Licht in die Welt gekommen ist. Hier ist von Jesus die Rede, ohne dass er genannt wird. Aber die Welt erkannte das Licht nicht und die Menschen, sein Eigentum, nahmen ihn nicht auf.

 

Und schließlich wird das große Geheimnis im Kern des Hymnus geoffenbart: "Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen."

Es ist interessant, dass diese Verse, der Vers 14 und dann auch der Vers 16 auf einmal die sachliche Berichterstattung durchbrechen und in der " Wir-Form" berichten.

 

Das Evangelium des hohen Weihnachtsfestes endet schließlich mit dem Satz: "Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht. " (Joh 1,18)

 

Der Sohn Gottes, er bringt die Offenbarung von der Größe und Güte Gottes. Der große und gütige Gott, der der Anfang von allem ist, lässt seinen Sohn Mensch werden. Gott wird Mensch, uns zum Heil, uns zur Rettung. Das ist der Grund unserer Freude und unseres Festes. Das ist der Kern von Weihnachten.

 

In dieser Erwartung ruft auch der Diakon Stephanus im Streit mit den Vertretern der Synagoge aus: "ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes:" (Apg. 7, 56)