Erfüllte Zeit

26. 12. 2001, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr

 

Aus einer Weihnachtspredigt des Augustinus

 

Welche Auszeichnung! (Aber auch) welche Entrüstung ging ihr voraus! Diese Entrüstung, von welcher Art war sie? Wir waren sterblich, wurden von der Sündenlast erdrückt, trugen unsere Strafen. Jedermann beginnt sein Leben im Elend. Es braucht keine Wahrsager, (um dies zu gewahren): befrage den Neugeborenen und siehe, wie er weinend auf die Welt kommt!

Weil demnach diese so große Unmut Gottes auf Erden lastete, wie kam es da zu einem solch plötzlichen Gnadenerweis? Die Wahrheit ist der Erde entsprossen. Der alles erschuf, erschien als Geschöpf unter Geschöpfen; er schuf den Tag und kam zum Tag. Er war vor den Zeiten und zeichnete (durch seine Menschwerdung) die Zeiten aus. Christus, der Herr, existiert in Ewigkeit ohne Anfang beim Vater: und nun frage, was heute ist. Es ist Geburtstag. Wessen? Des Herrn. Hat er einen? Ja. Hätte (nämlich) jener keine menschliche Geburt gehabt, könnten wir nicht zur göttlichen Wiedergeburt gelangen. Er wurde geboren, damit wir wiedergeboren werden.

 

Niemand zweifle an seiner eigenen Wiedergeburt, da Christus geboren wurde. Er, der es nicht nötig hatte wiedergeboren zu werden, wurde geboren. Wer war auf Wiedergeburt angewiesen, wenn nicht der, dessen Geburt verdammt war? Deshalb möge sein Erbarmen sich in unsere Herzen einnisten. Wie seine Mutter ihn in ihrem Schoß trug, so wollen wir ihn im Herzen tragen. Schwanger wurde die Jungfrau durch die Menschwerdung Christi, schwanger sollen unsere Herzen werden durch den Glauben an Christus. Jene gebar den Erlöser, uns lasst sein Lob gebären. Bleiben wir nicht unfruchtbar; unsere Seelen mögen Gott reiche Früchte tragen.