Erfüllte Zeit

14. 04. 2002, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr

 

 

"Die Erscheinung des Auferstandenen am See" (Johannes 21, 1-14)

kommentiert von P. Arno Jungreithmayr

 

Eine Auferstehungsgeschichte mitten in unserem Alltag: 7 Jünger sind wieder bei ihrer alltäglichen Arbeit. 7 ist die Zahl der Verwandlung und bedeutet im Orient, dass Irdisches sich mit Himmlischem verbindet.

 

Die sieben leiden an der Vergeblichkeit ihres Tuns; eine Erfahrung, die auch heute vielen wehtut und die uns ebenso als kirchlichen Mitarbeitern vertraut ist. Nach einer vergeblichen Arbeitsnacht steht einer am Ufer. Die Sieben erkennen ihn nicht. Er nennt sie "Kinder" er erwartet also, dass sie bereit sind zu lernen und zu vertrauen; und er gibt den Auftrag: "Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas fangen!" Die rechte Seite gilt in vielen Religionen als die bessere und glückhafte Seite. In der Psychologie gilt die rechte Seite als bewusster Bereich, wahrend die linke mit dem Unterbewussten assoziiert wird. Jesus gibt den erfahrenen Fischern sicher keinen Rat, wie sie mit besserer Technik fischen können, er zeigt vielmehr, wie das Leben besser gelingen kann: DIE JÜNGER SOLLEN DAS, WAS SIE TUN, WIRKLICH BEWUSST TUN, ganz bei dem sein, was sie gerade machen. Das Gegenteil wäre, sich bei seinen Tätigkeiten einfach treiben zu lassen, unreflektiert, nur aus Gewohnheit handeln.

 

Auf sein Wort verlässt sich nun die ganze Gruppe und fährt eine reiche Ernte ein. Der Fischfang ist geglückt. Die Reaktion des Lieblingsjüngers ist: "Es ist der Herr!" - Die Frage ist: erfahren wir nur dort Auferstehung, wo uns das Leben glückt, wo wir Erfolg haben? -Johannes will mit seiner Auferstehungsgeschichte gerade jenen Mut machen, für die es Nacht geworden ist. Gerade dann, wenn ich ein Problem lösen soll, kann ich mir vorsagen: Es ist der Herr in dieser Schwierigkeit zugegen und die Erfahrung machen, dass der graue Morgen sich verklärt.

 

Anselm Grün gibt den Rat, den Versuch zu machen, bei allem Geschehen eines Tages sich zu sagen: Es ist der Herr! Bei Schwierigkeiten mit einem Kollegen, beim Spaziergang, in frohen und ärgerlichen Momenten. Es wird dazu führen, alles mit anderen Augen, eben verklärt oder klarer zu sehen und Resignation zu überwinden.

 

Beim Mahl, zu dem Jesus lädt, reicht er den Freunden Brot und Fisch. Der Fisch ist ein Bild für die Unsterblichkeit. Schon die frühe Kirche hat im Fisch auch ein Symbol für Christus gesehen, weil die 5 griechischen Buchstaben des Wortes FISCH, ichthys, Abkürzungen für Christustitel sind.

 

Wenn wir Eucharistie feiern, können wir uns die intime und liebevolle Atmosphäre vorstellen, die das Frühmahl am See Gennesareth ausgezeichnet hat. Wir können uns vorstellen, dass der Auferstandene vom Ufer der Ewigkeit aus in diese bunt zusammengewürfelte Gemeinde tritt, dass er die manchmal enttäuschten Gesichter liebevoll anschaut und jedem das Brot des Lebens und den Wein der Freude reicht. Es ist schon auffällig, dass die Evangelien so oft das gemeinsame Essen und Trinken betonen: das erste Zeichen Jesu fand bei einer Tafel statt - das letzte ebenfalls (im Abendmahlssaal); und nach Ostern werden wieder zwei Mahlszenen erwähnt (am Ufer des Sees und in Emmaus) .

 

Und zwischendurch heißt es immer wieder, das ER mit den Leuten gefeiert, gegessen und getrunken hat: mit seiner Freundesgruppe und genauso mit Außenseitern. Und am Ende, in der anderen Welt - so wird garantiert - wird es sein wie bei einem großen Fest, wo alle zum Mahl geladen sein werden.

 

Christentum ist eine Tischreligion, wir bilden eine Mahlgemeinschaft. Im ganz Banalen, wenn Menschen in Freude miteinander speisen und feiern, kommt Gott hinzu. Gottes Liebe geht auch durch den Magen...

 

Der Freundeskreis Jesu muss eine so unbeschreibbar frohe Gemeinschaft und tiefe Freundschaft mit diesem Jesus erlebt haben, sodass Johannes - sogar 70 Jahre später - noch zu der überschwänglichen Formulierung kommt: "würde man alles aufschreiben, was wir erlebt haben, könnte die ganze Welt die Bücher nicht fassen, die über diesen Jesus geschrieben werden müssten!"