Erfüllte Zeit

20. 04. 2003, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr

 

"Die Botschaft des Engels im leeren Grab"

(Markus 16, 1 - 7)

Kommentar: Bischof Maximilian Aichern

 

 

Text von Symeon (949 – 1022)

 

 

"Was glauben Sie?" -
P. Sebastian Painadath SJ

 

Bücher von Sebastian Painadath:

Der Geist reisst Mauern nieder. Die Erneuerung unseres Glaubens durch interreligiölsen Dialog. Kösel-Verlag München 2002

Das Sonnengebet, ein Übungsbuch zum Tagesbeginn, Kösel Verlag 2000

 

Link:

www.stiftgoettweig.at

 

Bischof Maximilian Aichern

Die Frohbotschaft der Osternacht, die wir gerade gehört haben, ist der ursprüngliche Schluss des Markusevangeliums. Mit ihm endet in den wichtigen älteren Handschriften das älteste der vier Evangelien. Es ist und war für viele ein unbefriedigender Schluss. Bereits in früher Zeit wurde mit den Versen 9 bis 20 eine zusammenfassende Aufzählung von Erscheinungen des Auferstandenen angefügt. Dieser neue Schluss des Markusevangeliums ist Bestandteil des von der Kirche anerkannten Kanons, der Bücher des Neuen Testaments.

 

Vielleicht spricht uns aber der offene Schluss des Evangelisten Markus gerade heute sehr an. Es ist eine klare Botschaft, dass Jesus nicht im Tod geblieben ist. Aber die Erfahrung des Auferstandenen beschränkt sich zunächst auf Zeichen und Worte.

 

Drei Frauen aus dem Freundeskreis Jesu, die den Herrn auch in den bitteren Todesstunden nicht verlassen haben, gehen am Tag nach dem Sabbat in aller Frühe zum Grab, um den Leichnam Jesu mit wohlriechenden Ölen zu salben.

 

Das erste Zeichen, auf das der Evangelist hinweist, ist, dass gerade die Sonne aufging. Das wurde den Frauen aber vielleicht erst später bewusst. Sehr wohl waren sie aber betroffen vom zweiten Zeichen, dass nämlich der schwere Stein, dessentwegen sie sich schon Sorgen gemacht hatten, vom Grab weggewälzt war. Das dritte Zeichen war dann das Fehlen des Leichnams. Er war nicht mehr dort, wo man ihn hingelegt hatte. Dazwischen hörten die Frauen aber auch eine Botschaft in Worten. Ein junger Mann in weißem Gewand forderte sie auf, nicht zu erschrecken Jesus, der Gekreuzigte, sei auferstanden und nicht hier. Und die Frauen bekommen den Auftrag, diese Botschaft dem Petrus und den anderen Jüngern mitzuteilen. Jesu sein ihnen voraus nach Galiläa gegangen, dort würden sie ihn sehen, wie er es ihnen gesagt habe.

 

Auch uns erreicht die Osterbotschaft in Zeichen und Worten. Wir erleben das Aufgehen der Sonne, nach der der erste Wochentag, der Erinnerungstag an Jesu Auferstehung, Sonntag genannt wird. Besonders berührt uns das Wiederkommen des Lichts am Morgen in der jetzigen Frühlingszeit, wo Blumen und andere Pflanzen ihr neues Leben und ihre Pracht entfalten. Wir erfahren auch in unserem Leben, dass nach Zeiten der Dunkelheit plötzlich wieder ein Lichtstrahl hereinfällt.

Wir erfahren auch, dass Steine und Felsen, die uns die Sicht und den Weg verstellen, auf einmal weggerückt sind, dass Niederdrückendes seine Macht verliert. Grabsteine werden dann durchsichtig. Wir sehen, dass unsere Hoffnungen und unsere Verstorbenen nicht im Grab geblieben sind. Wir dürfen . wie der Lieblingsjünger Jesu a, leeren grab – sehen und glauben. Wir dürfen unsere Lebensgeschichte – wie wir es ja auch in den Lesungen der Osternacht vom auserwählten Volk gehört haben – als Heilsgeschichte, als unfassbare Zuwendung Gottes erkennen.

 

Dieser Glaube ist nicht mit einem Schlag da. Von den Frauen heißt es im Evangelium, dass sie von Schrecken und Entsetzen gepackt wurden und fluchtartig das Grab verließen. Furcht und Schrecken sind in der Bibel sehr oft die spontanen Reaktionen von Menschen, die der Wirklichkeit Gottes begegnen. Wo menschlich gesehen alles in der Katastrophe des Todes geendet hatte, wo sich die Frauen damit anscheinend schon abgefunden hatten, setzt Gott etwas Neues, Unfassliches. Staunen und Erschrecken sind durchaus eine angemessene Reaktion auf die Osterbotschaft, wenn man sie zum ersten mal hört und erfährt.

 

Entscheidend ist wohl bei den Frauen – wie später auch bei den Emmausjüngern – dass sie sich auf den Weg machen. Geht nach Galiläa, sagte der Bote Gottes, sagte ihnen der Bote Gottes, dorthin, wo sie herkommen, wo sich ihr Leben, ihr Alltag abspielt. Zunächst verschließt die Furcht noch den Mund der Frauen. Der Evangelist darf aber voraussetzen, dass seine damaligen Leser und Zuhörer wissen, dass die Frauen nicht im Schweigen verharrt, sondern die Auferstehungsbotschaft sehr wohl weitergegeben verkündet haben.

 

Die Osterbotschaft bedeutet einen Auftrag. Dazu gehört wesentlich, dass Jesus vorausgeht. Im Mitgehen seines Weges zu den Menschen – wie ihn das gesamte Markusevangelium schildert – sehen und erfahren wir den Herrn, hören wir sein Wort und erleben auch an uns sein Wirken. Die Berichte der Evangelien von den Begegnungen mit dem Auferstandenen wollen uns helfen, ihn zu erkennen, wen er mit uns geht, wenn er uns anspricht, wenn er mit uns Tischgemeinschaft feiert.

 

Ostern ist für uns manchmal allzu sehr zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Lassen wir uns neu vom offenen Schluss des Markusevangeliums ansprechen, spüren wir ein wenig vom Staunen und Erschrecken der Frauen am leeren Grab und seien wir bereit, uns auf den Weg zu machen, auf den Weg des Glaubens, auf dem uns der Herr in vielfacher Weise als der Lebende und Auferstandene begegnen will.

 

Text von Symeon (949 – 1022)

Ist es nicht wunderbar? Ist es nicht staunenswert? Du bist verbunden mit uns nun und in Ewigkeit,du baust dir dein Haus in jedem von uns,du wohnst in allem und bist doch selbst das Haus,in dem wir alle wohnen. 

 

Aber noch mehr:

Glieder Christi sind wir, und unsere Glieder Christus.

Und ich Geringster,

Christi Hand bin ich und Christi Fuß. Bewege ich die Hand? Christus bewegt sie, denn er ist ganz und gar meine Hand.

Die Gottheit ist ja unteilbar.

 

Bewege ich den Fuß? Schau! Er strahlt wie Christus. Sprich nicht von Gotteslästerung!

Werde ein Ausdruck seiner Gegenwart in dir!

So wird alles, was hässlich ist an dir und missgestaltet, schön werden und lieblich.

Er wird schmücken mit seiner Schönheit

und mit dem Glanz seiner Gottheit.

Götter werden wir selbst und wie Freunde mit Gott vereint.