Erfüllte Zeit

07. 09. 2003, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr

 

Anthony de Mello

 

Meditieren mit Leib und Seele

 

Ich erinnere mich lebhaft an einen jungen Menschen, der anscheinend nichts mit diesen Übungen anfangen konnte. Für ihn war es sehr frustrierend, bewegungslos dazusitzen und sich einer Leere auszusetzen, obwohl er zugab, dass er auch beim gewohnten Gebet einfach zu Gedanken nicht fähig sei. Er würde die meiste Zeit damit verbringen, Zerstreuungen abzuwehren – im allgemeinen ohne Erfolg -, und er bat mich um Übungen, die ihm halfen, die Zeit und die Mühe, die er dem Gebet widmete, sinnvoller auszufüllen.

 

Glücklicherweise fuhr er standhaft mit den Übungen fort, und nach sechs Monaten kam er zu mir und berichtete, dass er unendlichen Gewinn aus ihnen zog – viel mehr, als ihm seine üblichen Gebete und Meditationen, Einsichten und guten Vorsätze gebracht hatten. Was war geschehen? Er hatte auf jeden Fall mehr Friede in diesen Übungen gefunden. Seine Zerstreuungen waren nicht weniger geworden. Nichts hatte sich bei den Übungen geändert. Sein Leben aber, das hatte sich verändert!

 

Dieser ständige, schmerzliche, von Zerstreuungen geplagte Versuch, sich einem scheinbaren Nichts, einer scheinbaren Leere auszusetzen, dieser Versuch, nur seine Gedanken zu beruhigen und eine Art inneres Schweigen zu erlangen, indem er sich auf Körperempfindungen oder auf seinen Atem oder auf Geräusche konzentrierte, gab ihm eine neue Kraft in seinem Alltagsleben, die er zuvor nicht gespürt hatte – eine Kraft, die so stark war, dass sie sich seinem Leben unmissverständlich mitteilte.