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Erfüllte Zeit27. 02. 2005, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1
„Das
mystische Schauen“ Drei Stufen sind, wie die Menschen „Gott sehen“: Die auf der ersten Stufe stehen, wissen in ihrem Glauben nicht mehr von Gott, als sie in Begriffe fassen können. Es sind die, welche die Heilige Schrift lesen oder hören, sie auch innerlich verstehen und in guten Werken erfüllen. Ihnen genügt es, zu hören, dass drei Personen ein Gott sind und dass man ihm allein die Ehre geben soll. Bischof Albert sagt euch: „Gottes Kinder seid ihr!“
Die
auf der zweiten Stuft stehen, „erkennen“ Gott im Lichte der
Gnade – und wem von Gott rechte Erkenntnis aller Dinge mitgeteilt
wird, dem ist allen Dünken, Wähnen und (bloß äußere) Glauben
benommen. Er ist vorgedrungen zu der Wahrheit. Er braucht nicht mehr
zu fragen nach allerlei Worten und Beweisen, die früher seinem
Erkennen und Glauben zugrunde lagen und die er, sei es von den
Menschen hörte, sei es aus dem eigenen Geiste schöpfte. Doch
fassen solche Gott noch nicht tiefer, als er das Verlangen ihrer
Seele stillt, als er ihnen Süßigkeiten, Andacht und andere solche
Dinge gibt, die aus seiner Gnade fließen.
Die
auf der dritten Stufte stehen, „sehen“ Gott in einem göttlichen
Lichte. Es sind die vollkommensten. Denn sie müssen sich gestorben
und gar tot sein und nicht mehr bei sich selber.
Johannes
spricht: „Gott ist ein wahres Licht, das leuchtet in die
Finsternis.“ Was ist „Finsternis“?
Dass der Mensch nirgend hafte noch hange und blind und unwissend sei
gegenüber der Kreatur. „Niemand kann mich schauen und leben“,
spricht der Herr. „Tot aber ist, wer der Welt tot ist“, sagt St.
Gregorius. Tot ist, wen nichts berührt, was in der Welt ist. Sie
sind versunken in die grundlose Tiefe Gottes, in die göttliche
Wesenheit, da die Personen innebleiben in dem Wesen, wo ist das
lautere Sein – und nichts erscheint, denn ein Licht in Gott. Und
nicht nur Gott lebt in ihnen, sondern auch sie leben in Gott. In
solchen ist schon jetzt des ewige Lebens Anfang.
(Aus: „Der mystische Strom - Von Paulus bis Pascal“ Eine Textauswahl von Otto Karrer, Otto Müller-Verlag Salzburg)
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