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Erfüllte Zeit13. 03. 2005, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1
„Die Auferweckung des
Lazarus“ (Johannes 11, 1 – 45) von Dr. Brigitte Proksch Ein Mann war krank, Lazarus aus Betanien, dem Dorf, in dem Maria und ihre
Schwester Marta wohnten. Die Schwestern des Lazarus sandten Jesus
die Nachricht: Herr, dein Freund ist krank. Als Jesus das hörte,
sagte er: Diese Krankheit wird nicht zum Tod führen, sondern dient
der Verherrlichung Gottes: Durch sie soll der Sohn Gottes
verherrlicht werden. Denn Jesus liebte Marta, ihre Schwester und
Lazarus. Als er hörte, dass Lazarus krank war, blieb er noch zwei
Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt. Danach sagte er zu den Jüngern:
Lasst uns wieder nach Judäa gehen.
Dann sagte er zu ihnen: Lazarus, unser Freund schläft; aber ich gehe
hin, um ihn aufzuwecken. Da sagten die Jünger zu ihm: Herr, wenn er
schläft, dann wird er gesund werden. Jesus hatte aber von seinem
Tod gesprochen, während sie meinten, er spreche von dem gewöhnlichen
Schlaf. Darauf sagte ihnen Jesus unverhüllt: Lazarus ist gestorben.
Und ich freue mich für euch, dass ich nicht dort war, denn ich
will, dass ihr glaubt. Doch wir wollen zu ihm gehen. Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. Betanien
war nahe bei Jerusalem. Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie
ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus. Marta sagte zu Jesus: Herr,
wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber
auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir
geben. Jesu sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte
zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am
letzten Tag. Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das
Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und
jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.
Glaubst du das? Marta antwortete: Ja, Herr, ich glaube, dass du der
Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll. Als Maria dorthin kam, wo Jesus war, und ihn sah, fiel sie ihm zu Füßen
und sagte zu ihm: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein
Bruder nicht gestorben. Als Jesus sah, wie sie weinte, war er im
Innersten erregt und erschüttert. Er sagte: wo habt ihr ihn
bestattet? Sie antworteten ihm: Herr, komm und sieh! Da weinte
Jesus. Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte. Einige aber
sagten: Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann
nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb? Da wurde
Jesus wiederum innerlich erregt, und er ging zum Grab. Es war eine Höhle,
die mit einem Stein verschlossen war. Jesus sagte: Nehmt den Stein
weg! Marta, die Schwester des Verstorbenen entgegnete ihm: Herr, er
riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag. Jesu sagte
ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die
Herrlichkeit Gottes sehen? Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber
erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört
hast. Ich wusste, dass du mich immer erhörst, aber wegen der Menge,
die um mich herum steht, habe ich es gesagt; denn sie sollen
glauben, dass du mich gesandt hast. Nachdem er das gesagt hatte,
rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Da kam der
Verstorbene heraus; seine Hände und Füße waren mit Binden
umwickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt.
Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden, und lasst ihn gehen! Eine eigenartige Reaktion Jesu auf die Nachricht von der Erkrankung
seines Freundes Lazarus: eine Krankheit, die der Verherrlichung
Gottes dienen soll?
Der erste Textabschnitt hat etwas Befremdliches: Jesus hat in Marta,
Maria und Lazarus drei gute Bekannte, die er herzlich liebt. Als ihn
die Schwestern über die Krankheit des Bruders informieren, erwarten
sie offenkundig sein rasches Kommen und seine Hilfe. Jesus aber
bleibt noch zwei Tage weg, obwohl er weiß, dass Lazarus inzwischen
stirbt. Er geht sogar noch weiter und kommentiert den Jüngern, die
ihn begleiten, sein Verhalten in einer fast makabren Weise:
„Lazarus ist gestorben. Ich freue mich für euch, dass ich nicht
dort war...“ - Aus menschlicher Perspektive könnte man fragen: Darf man ein Unglück
geschehen lassen und tatenlos zusehen, damit man sich nachher als
Helfer erweisen kann?
Jesus nennt den Grund seines Handelns: „denn ich will, dass ihr
glaubt“. – Was meint er damit? Die Erklärung Jesu kann leicht
zu Missverständnissen führen: Es geht nicht darum zu glauben, dass
Jesus Wunder wirken kann wie ein Magier oder Zauberer… Als Jesus dann Marta auf dem Weg trifft und ihr Mut zuspricht, indem er
ihr sagt, dass der Bruder auferstehen wird, erwidert sie mit
halbherzigem Glauben: das weiß ich schon, er wird auferstehen am
letzten Tag. Jesus bestätigt und korrigiert sie gleichzeitig. Er
lenkt Martas Hoffnung weg von einer Sachwahrheit hin zu seiner
Person. Dabei gibt er sein innerstes Wesen preis, wenn er sagt: Ich
bin die Auferstehung und das Leben. Glaubst du das?
- Was er da ausspricht, ist die Offenbarung seiner intimen
einzigartigen Beziehung zum Vater und damit die Offenbarung der
Herrlichkeit Gottes. Es liegt Jesus alles daran, dass es geglaubt
und im Glauben verstanden wird. Den Menschen geht es um das Gesundwerden von Krankheiten, um Rettung aus
verzweifelten Situationen, letztlich um die Bewältigung des sterben
Müssens. Keine Frage, das ist legitim, damit hat Religion immer zu
tun. Dennoch - wir haben dabei immer zunächst uns selbst im Blick.
Die Gefahr ist, Gott für unsere Zwecke zu suchen. Uns geht es um
die Auferstehung, Jesus geht es um den Glauben, darum, dass sich der
Blick des Menschen auf das Du Gottes richtet… Die Geschichte zeigt auch die ganz menschliche Seite an Jesus: als er
Marias Schmerz sieht, ist er erschüttert und schließlich weint er
selbst, als er zum Grab kommt, obwohl er doch beabsichtigt, an
Lazarus ein Zeichen zu setzen und ihn ins Leben zurück zu holen.
Was ist das für ein Mitgefühl Jesu, dass er weint, weil er seine
Freunde so ins Herz geschlossen hat, dass ihr Schmerz auch sein
Schmerz ist! Schließlich wird auf das Wort Jesu hin der Stein vor der Grabhöhle
entfernt, obwohl Lazarus schon den vierten Tag im Grab liegt und
bereits verwest. Jesus ruft ihn heraus und er kommt. – Der
Evangelist sagt keine weiteren Details über das Ereignis aus. Die
Binden an Händen und Füßen des Lazarus und das Schweißtuch
erinnern an das leere Grab Jesu. Auch dass der Ort Betanien ganz
nahe bei Jerusalem liegt, hat symbolische Bedeutung. Die Geschichte
ist eine Art hintergründiger Paraphrasierung des Weges Jesu selbst.
Wie bei der Auferweckung Jesu geht es darum, dass die Menge glauben
kann, dass der Vater Jesus gesandt hat.
Im heutigen Evangelium erschließt sich, wie sehr es Jesus um das
Vertrauen und den Glauben der Menschen geht. Er setzt alles dafür
ein, sogar sein Leben. Um diesen Glauben zu wecken, wurde er vom
Vater gesandt, dafür lebt und stirbt er. Er selbst muss glauben
lernen im Leiden und Sterben und er selbst liegt drei Tage im Dunkel
des Grabes und erleidet die Gottferne, um dann auferweckt zu werden.
Aus der Nähe der Lazarus-Perikope zu Tod und Auferstehung Jesu wird die
eigentliche Aussage der Erzählung erst deutlich: wer glaubt, wird
auf ewig nicht sterben. – Glauben wir das?
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