Erfüllte Zeit

27. 03. 2005, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

„Die Osterfreude“

 

Freude! Ostern ruft uns zu dieser durchaus nicht bequemen Lebenshaltung. War es wohl schon beschwerlich, trotz guter und fröhlicher Wirklichkeit um uns herum am Karfreitag in einer Stimmung von Reue zu sein, ist es doch noch schwieriger, Ostern froh zu werden trotz Sorgen und Leiden, worin wir stecken. Das verlangt eine große Selbstlosigkeit und einen starken Glauben, und das umso mehr, da ja diese Freude nichts mit dem Vergnügen etwa zu Karneval zu tun hat, eine Stimmung, in der man vieles vergisst oder doch bloß von der fröhlichen Seite anschauen will. Die Osterfreude ist hell. Sie wagt es, allem ins Auge zu schauen, auch dem Tod, weil sie sich auf das Leben Jesu jenseits des Todes stützt. „Wo ist, o Tod, dein Stachel?“ (1 Kor. 15, 55)

Die mit Ostern geschenkte Freude ist die reinste Freude, die auf dieser Welt existiert. Jesus hat sie, um etwas von ihr zum Ausdruck zu bringen, verglichen mit der Freude einer Mutter nach der Geburt eines Kindes (Joh. 16, 21 – 22). Sie ist eine Frucht des Heiligen Geistes. Sie hängt darum zusammen mit dem sachten Anhauchen der Apostel durch Jesus am Ostertag. Sie ist ein Zeichen von ihm unter uns, genauso wie seine Taufe, sein Wort und sein Mahl.

 

Die Offenbarung macht die gewöhnlichen Dinge nicht zunichte, sondern erfüllt sie. Darum werden alle Stimmungseinflüsse – von den Hormonen bis zur Musik – diese Erfahrung mitbestimmen. Doch der Kern ist ein Friede, dessen Ursprung der Auferstandene selbst ist. „Frieden hinterlasse ich euch ... nicht so, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch“ (Joh. 14, 27).

 

Ein Zeichen der Göttlichkeit unserer Freude ist ihre Unzerstörbarkeit. In Schmerz, Verwirrung, Angst und Gottverlassenheit bleibt auf dem Grunde des Geistes etwas von diesem Frieden, eine Sicherheit als Kern.

 

(Aus: Holländischer Katechismus)