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Erfüllte Zeit19. 06. 2005, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1
„Im dunklen Licht – Aufforderung zu furchtlosem Bekenntnis“ (Matthäus
10, 26 - 33) von
Univ. Prof. Wolfgang Langer
Das
ist nicht mehr unsere Situation. Zwar werden anderswo in der Welt
Christen durchaus noch blutig verfolgt. Ihnen gebührt unsere
Solidarität und nach Möglichkeit auch unser politischer Einsatz (AI,
CSI). Aber können wir diese Worte auch noch anders hören? Ich
denke schon. Wenn
wir nur unser ganz „normales“, alltägliches Leben einmal
ernsthaft anschauen, haben wir genügend Anlass, uns zu ängstigen.
In keinem Augenblick sind wir wirklich sicher vor Verlusten aller
Art. Wir können beraubt werden, das Haus kann uns abbrennen, ein
Hochwasser unser Eigentum vernichten. Schlimmer noch:
Partnerschaften können zerbrechen, ein geliebtes Kind in jungen
Jahren sterben. Von heute auf morgen kann der Arbeitsplatz verloren
gehen. In einem Augenblick macht uns ein Unfall zum Krüppel.
Unversehens trifft uns eine heimtückische, lebensbedrohende
Krankheit. Was
oder wer hilft uns in diesen Lebensängsten? Es müsste eine
Gewissheit geben, dass wir mehr als dieses eine, immer vom Tod
bedrohte Leben haben. Dass da ein größerer Vater ist, der uns
kennt – bis in jedes einzelne unserer Haare. Der die Spatzen als
seine Geschöpfe liebt, aber mehr noch die Menschen, für die er
seinen Sohn in die Welt gesandt hat, um sie aus dem Tod zu retten
(vgl. Joh 3,17). Eben
das ist es, was Jesus sagt. Er sagt es ins „Dunkel“ der
Ungewissheiten unseres Daseins. In diesem Leben reicht unser Blick
nur bis zur Nacht des Todes. In die müssen wir am Ende unseres
Lebens hineingehen. Es ist die letzte Angst, die jeden von uns befällt,
auch wenn wir vorher keine der möglichen Lebenskatastrophen erlebt
haben. Jesu Verheißung ewigen Lebens will Licht in dieses Dunkel
bringen. Aber es ist ein „dunkles Licht“. Unsere leiblichen
Augen sehen dadurch nicht mehr und nicht besser. Die kreatürliche
Angst vor dem Sterbenmüssen wird nicht aufgehoben. Die
Hoffnung, die uns zugesagt wird, liegt immer im Streit mit den
gegenteiligen Erfahrungen, die wir dauernd machen. Das immer
bedrohte, letztlich vergängliche Leben in dieser Welt widerspricht
brutal dem Evangelium. Die Hoffnung ist nur um den Preis des
Glaubens zu haben. Das heißt: Nur wer sich gegen den Augenschein
und gegen die kalte Vernunft der irdischen Erfahrungen „zu Jesus
bekennt“, wer seinem Wort mehr vertraut als dem, was offenbar auf
der Hand liegt, wird sich und sein Leben ihm anvertrauen können.
Dann weitet sich der Horizont auf ein unvergängliches Leben bei und
in Gott. Wer
sich im Glauben an Jesus Christus zu dieser Hoffnung bekennt, wird für
seine Mitmenschen zum Bekenner. Er wird durch die Art, in der er
sein Leben lebt – auch und gerade mit allen Schwierigkeiten, die
er dabei zu bestehen hat – Zeugnis geben von seinem Vertrauen und
von seiner Hoffnung. Was ihm persönlich, „im Verborgenen“
widerfahren ist, davon wird er reden können – zu anderen , um sie
aufmerksam zu machen. Denn die Sehnsucht nach (unvergänglichem)
Leben steckt in uns allen. Durch den Glauben wird sie zur Hoffnung. |